Lünen. . Der Zufallsfund eines vor Monaten gestorbenen Babys in einer Wohnung im Lüner Norden, von dessen Geburt, Existenz und Tod niemand gewusst zu haben scheint, veranlasst die Lüner Verwaltung, die Bekanntmachung aller vorhandenen Hilfsangebote noch stärker voranzutreiben.

Der Zufallsfund eines vor Monaten gestorbenen Babys in einer Wohnung im Lüner Norden, von dessen Geburt, Existenz und Tod niemand gewusst zu haben scheint, veranlasst die Lüner Verwaltung, die Bekanntmachung aller vorhandenen Hilfsangebote noch stärker voranzutreiben.

Es habe keinerlei Hinweise gegeben, betont Ludger Trepper, Fachdezernent Jugend, Bürgerservice und Soziales. Auf schreckliche Weise werde deutlich, dass es trotz zahlreicher sozialer Betreuungsangebote der Stadt keine absolute Sicherheit im eng geknüpften Netz zum Schutz von Kindern gebe. „Die Unterstützungs- und Förderangebote können erst dann greifen, wenn sich Menschen an uns wenden oder wir Hinweise aus dem Umfeld bekommen“, so Trepper.

Besuchsdienst, Familienbüro, Beratungsstellen oder eine Familienhebamme stünden allen jungen Müttern und Vätern zur Verfügung. Trepper appelliert, diese Angebote in Anspruch zu nehmen. Aufmerksamkeit des Umfelds sei zudem keine Überwachung, sondern notwendige Antwort auf zunehmende Anonymität.

Dass der Bekanntheitsgrad niedrigschwelliger Hilfsangebote eine der wichtigsten Maßnahmen ist, um Schwangeren, Müttern und Kindern in Not zu helfen, ist auch Ergebnis einer 2011 veröffentlichten Studie des Deutschen Jugendinstituts zu anonymer Geburt und Babyklappen. Seit 1999 der Sozialdienst katholischer Frauen Babys annahm von Müttern, die bei der Übergabe anonym bleiben konnten, ist das Thema in der Diskussion.

„Wir bewegen uns in rechtlicher Grauzone“ wie Thomas Stroscher, Abteilungsleiter der Jugendhilfe weiß. Die anonyme Abgabe steht im Widerspruch zum Recht, seine Herkunft zu kennen. Aber Findlingsbabys sind keine Erfindung der Neuzeit.

Und die anonyme Geburt ist das einzige Hilfsangebot, bei dem die Schwangere auch medizinisch betreut wird. Stroscher erinnert sich an den Fall, bei dem das Jugendamt direkt nach der anonymen Geburt im St.-Marien-Hospital das Baby in fürsorgliche Obhut gab. Es gibt keine einfachen Lösungen und es dürfe keine Automatismen geben, sagt er.