Lünen.. Erst eine Woche nach der ersten Babyleiche hat die Polizei in der Wohnung einer 29-Jährigen aus Lünen eine zweite Babyleiche gefunden. Die Staatsanwaltschaft erklärte das mit dem Zustand der Wohnung: Die Spurensicherung hatte kistenweise verschmutzte Kleidung und gebrauchte Windeln herausgetragen.

Nach dem Fund einer zweiten Baby-Leiche in einer Wohnung in der Reuterstraße herrscht in der Nachbarschaft Fassungslosigkeit. Was hat sich in den Räumen der 29 Jahre alten Mutter bloß abgespielt? Die Staatsanwaltschaft Dortmund hielt sich am Freitag bedeckt. Es gebe zum jetzigen Zeitpunkt weder einen Hinweis auf ein Fremdverschulden, noch könne man es ausschließen. Die tragischen Ereignisse haben sich vermutlich in einer völlig verwahrlosten Wohnung zugetragen. Das legen Bilder vom Einsatz der Kriminaltechnischen Untersuchung (KTU) nahe.

Was man bisher weiß

Bei Aufräumarbeiten nach einem Brand im Badezimmer der 29 Jahre alten Frau findet ein Arbeiter am Donnerstag vergangener Woche das Skelett eines vor rund anderthalb Jahren gestorbenen Babys. Es war zum Zeitpunkt seines Todes etwa sechs Monate alt.

Die Obduktion ergibt keinen Nachweis auf ein Fremdverschulden. Nach Angaben der Polizei hatte die alleinlebende Frau das Baby heimlich zur Welt gebracht. Sie sei mit dem Tod des Kindes überfordert gewesen, weswegen sie sich nicht um eine Beerdigung habe kümmern können, teilen Polizei und Staatsanwaltschaft am Tag darauf mit.

Nach ihrer Vernehmung sei die Frau entlassen worden und befinde sich in ärztlicher Behandlung.

Wie die zuständige Staatsanwältin Barbara Cuntze erklärte, habe es im Zuge der Ermittlungen früh Hinweise auf eine zweite Schwangerschaft gegeben. In Folge kommt es zu weiteren Durchsuchungen, auch außerhalb der Wohnung.

Am Donnerstag dieser Woche dann finden die Beamten in der Wohnung der Frau den skelettierten Körper des zweiten Babys. Es starb vor etwa einem halben Jahr und war zu diesem Zeitpunkt etwa einen Monat alt. Auch hier bringt die Obduktion keine Erkenntnisse über die Todesursache.

Warum entdeckten die Ermittler das zweite Baby nicht eher?

Die Staatsanwaltschaft nennt keine Details, verweist aber auf den Zustand der Wohnung, wie die Beamten sie vorfanden.

Am Abend des Fundes der zweiten Babyleiche transportieren die Beamten kistenweise Sachen aus Wohnung und Keller in Containern ab. Aufnahmen davon zeigen Berge schmutziger Kleidung, dreckige Decken, gebrauchte Windeln. Die Bilder legen die Vermutung nahe, dass die Räume vollgestopft und völlig verwahrlost waren.

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Laut Staatsanwaltschaft sind die Aufräumarbeiten inzwischen abgeschlossen. Das Küchenfenster der Wohnung stand gestern zum Lüften weit offen.

Was sagen die Nachbarn, was haben sie mitbekommen?

In dem Mehrfamilienhaus mit sechs Wohnungen galt die 29-Jährige als freundlich und nett, als sauber und gepflegt. Sie sei vor drei Jahren eingezogen. Ein unauffällige Nachbarin, von der man wusste, dass sie einer Arbeit nachging. Als Kellnerin, wie zu hören ist. Man sei sich schon mal im Treppenhaus begegnet.

Von einer Schwangerschaft will man im Haus nichts mitbekommen haben, auch nicht, dass sie kleine Kinder hatte. Man habe sie niemals mit einem Kinderwagen oder einer großen Windelpackung gesehen.

Babygeschrei sei schon mal zu hören gewesen, aber „nur zwei-,dreimal“. „Ich dachte, sie hat gerade Besuch mit einem Kleinkind“, hieß es.

Wovon geht die Staatsanwaltschaft zum jetzigen Zeitpunkt aus?

Ermittlungen und Obduktionen der Babyleichen ergaben keine Hinweise auf die Todesursachen. Das bedeute, so Staatsanwältin Barbara Cuntze, dass ein Fremdverschulden weder nachgewiesen noch augeschlossen werden kann. Die Ermittlungen dauern daher an. „Das wird uns noch einige Tage beschäftigen“, ist Cuntze überzeugt.

Die Mutter befindet sich laut Staatsanwaltschaft weiter in ärztlicher Behandlung in Dortmund. Aussagen zu möglichen Motiven, warum die Frau heimlich entbunden hat, und unter welchen Umständen die beiden Babys zu Tode kamen, wurden mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht getätigt.