Berlin. Der erste Berliner “Tatort“ mit Meret Becker und Mark Waschke soll im Frühjahr 2015 ausgestrahlt werden. Zum Neustart will der Rundfunk Berlin-Brandenburg seinen “Tatort“ umkrempeln. Dazu hat der Sender auch einen “dritten Hauptdarsteller“ gefunden: Künftig soll Berlin eine größere Rolle spielen.

Fremde Menschen haben Mark Waschke (41) schon auf der Straße gratuliert. Er ist jetzt neben Meret Becker (45) neuer "Tatort"-Kommissar in Berlin. Beide haben überlegt, ob sie die Rollen in dem ARD-Krimidauerbrenner überhaupt übernehmen sollen. Mark Waschke gehört zum Ensemble der Berliner Schaubühne, Meret Becker macht auch Musik. Beide sind gestandene Film- und Fernsehschauspieler.

Nun also Grübeln über den "Tatort". Becker fragte schließlich ihre Tochter - die fand das "geil". Auch die Stimme ihres verstorbenen Ziehvaters Otto Sander hat sie im Kopf. Dessen Rat war: "Machen!" Waschke sagt: "Mich hat vor allem das Konzept überzeugt."

Er spielt Kommissar Robert Karow, einen Akademiker aus Pankow, der gerne liest und ins Theater geht. Sie ist Kommissarin Nina Rubin, eine raue Berlinerin aus dem Wedding, die zwei Söhne hat und das Nachtleben liebt. Ihr Arbeitsplatz ist das Kommissariat im Ost-West-Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Mann und Frau, Ost und West, Gefühl und Verstand: Das sind die Formeln des Krimis.

RBB will experimentierfreudig sein

Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) will 43 Jahre nach seinem ersten "Tatort" den Klassiker umkrempeln. Zuletzt hatten die Hauptstadt-Folgen mit den beiden ausscheidenden Kommissaren Dominic Raacke und Boris Aljinovic kein klares Markenzeichen, die Drehbücher waren unterschiedlich gelungen. Gut kam "Gegen den Kopf" an, bei dem es um Gewalt in der U-Bahn ging: Bezüge zur Wirklichkeit können eine Stärke für den "Tatort" sein.

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Bei den neuen Geschichten will sich der RBB experimentierfreudig und nah am Berliner Leben zeigen. "Wir wollen alles wagen", sagt Filmchefin Cooky Ziesche. Für Drehbuchautor Stefan Kolditz ("Unsere Mütter, unsere Väter") ist die zentrale Frage: "Was sind wir bereit, dem Zuschauer zuzumuten?" Was im ersten Fall passiert, verrät er noch nicht. Kolditz weiß, dass es bei "gefühlten 60 Krimis in der Woche" nicht leicht ist, etwas Besonderes für den Sonntagabend im Ersten zu schaffen.

Regisseur der ersten Folge steht noch nicht fest

Die Figuren haben eine Vorgeschichte. Nina Rubin ist in einem Männerhaushalt aufgewachsen und mit einem russischen Juden verheiratet. Robert Karow hat als Polizist ein traumatisches Erlebnis hinter sich - sein Partner wurde erschossen. "Dritter Hauptdarsteller" soll Berlin werden. "Es hat sehr viel mit der Stadt zu tun, die sich sehr liebe", sagt Becker. Sie mag ihre Rolle, die ein "gewisses Chaos" berge, so wie Berlin. "Wir wollen mit dieser wunderbaren Stadt auch ein bisschen hausieren und anders umgehen als bisher", sagt Filmchefin Ziesche.

Wer Regisseur der ersten Folge wird, steht noch nicht fest. Ziesche räumt ein, dass sich der RBB nicht auf Dauer Filmemacher vom Kaliber Dominik Grafs leisten könnte. "Auch wir sind arm, aber sexy." Im Herbst stehen die neuen Kommissare erstmals vor der Kamera. Fernsehpremiere ist im Frühjahr 2015. Bei zwei Folgen im Jahr dürfte Waschke und Becker weiter Zeit bleiben für Theater, Musik und andere Filme. (dpa)