Neuenrade.

Gotteshäuser zählen häufig zu den ältesten Gebäuden einer Gemeinde und entsprechend erlebnisreich ist ihre Geschichte. Im Laufe der Jahrhunderte reihten sich so eine Vielzahl interessanter Kapitel aneinander, die zum Teil in detektivischer Kleinarbeit aufgedeckt und beleuchtet werden mussten. Die Aktion „Offene Kirchentüren in Affeln und Balve“ bietet Besuchern eine gute Gelegenheit, sich in die Materie einführen zu lassen.

„Mal kommt jemand, mal nicht“, sagt Elisabeth Hesse, die am Mittwochnachmittag in Affeln wieder die Pforten zur St. Lambertus-Kirche öffnete. Seit rund einem Jahr führt die Altenaffelnerin Interessierte durch das Gebäude und steht ihnen Rede und Antwort. Eine intensive Einarbeitung ging den ersten Führungen voraus, schließlich wollte sie den Besuchern fachlich fundierte Daten an die Hand geben. Eine echte Herausforderung, denn die St. Lambertuskirche strotzt nur so vor kleineren und größeren Geschichten.
Dass es ihr eine Freude war, den Altar mal aus der Nähe inspizieren zu dürfen, ist der engagierten Dame noch heute anzumerken. Aber es ist nicht nur dieses zentrale Objekt, über das Elisabeth Hesse etwas zu berichten weiß und deutet auf die beiden Fenster links und rechts vom Altar. Die waren im Zuge der Altarinstallation nötig geworden, weil das mächtige Objekt den Lichteinfall der dahinterliegenden drei Fenster verhinderte. Damit der schöne Altar nicht in seinem eigenen Schatten „versauerte“, wurden zwei neue Fenster installiert – allerdings in einem gänzlich anderen Baustil. Verständlich, war doch auch eine andere Epoche angebrochen. Die Kirche ist von einem romanischen Baustil geprägt, die zusätzlichen Fenster lassen sich hingegen der Gotik zuordnen.

Weitere Termine finden im Sommer statt

Eine weitere architektonische Auffälligkeit sei die Tatsache, sagt Elisabeth Hesse, dass die beiden Seitenschiffe unterschiedlich breit seien. Das fällt aber erst beim zweiten Blick auf. Die gemalten Lebensbäume, die die Decke an vielen Stellen zieren, haben in dem verengten Bereich nur zwei statt drei Ebenen. „Mehr passte nicht hin“, weiß die Kirchenführerin und deutet dann auf das historische Holzkreuz hin. Es sei noch älter als die Kirche selbst. Vielleicht aus dem 11. Jahrhundert, schätzt sie. Ein so genanntes Vier-Nagel-Kreuz. Die Füße Christus’ sind hier getrennt voneinander und nicht wie in vielen Varianten neueren Datums übereinander mit nur einem Nagel genagelt.

Schnell stellt man als Besucher fest, wie viel Geschichte in dem Gebäude aus dem 13. Jahrhundert schlummern. Im Sommer finden noch weitere Termine statt, auf die in der Presse frühzeitig hingewiesen wird.