Neuenrade.
Morgen ist ein besonderer Tag für Heinz-Werner Lennig. Nach seiner abgeschlossenen Prädikantenausbildung im vergangenen Jahr erhält er während des morgigen Gottesdienstes seine Vokation, darf ab diesem Zeitpunkt predigen und Gottesdienste leiten.
„Ich werde nicht direkt wie ein Pfarrer sein; die Verkündungen und Predigten werde ich aber in Vertretung für den Pfarrer übernehmen können“, sagt Lennig. Die Beauftragung des neuen Prädikanten erteilt der Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg, Klaus Majoress, während des Gottesdienstes.
„Los ging es für mich mit meiner Vorstellung vor dem Presbyterium“, erklärt Lennig seinen Werdegang zum Prädikanten, früher auch Laienprediger genannt. „Ihnen erklärte ich, dass ich das gerne machen würde.“
Schwerpunkt liegt auf der Pedigt
Mit der Zustimmung des Presbyteriums begann Lennig seine Ausbildung am Institut für Aus-, Fort- und Weiterbildung der Evangelischen Kirche Westfalen in Schwerte. An acht Samstagen über das Jahr 2012 verteilt hat sich Lennig mit anderen angehenden Prädikanten und den Dozenten in Schwerte getroffen. „Dort haben wir auch christliche Themen besprochen, der Schwerpunkt lag aber auf der eigentlichen Predigt“, sagt Lennig.
Geübt wurde vor Ort, aber auch in Heimarbeit: „Zu einer bestimmten Bibelpassage sollten wir eine Predigt vorbereiten und sie dann einschicken. In Einzelgesprächen haben unsere Dozenten dann erklärt, was gut und was nicht so gut war“, erklärt Lennig. Die vorbereiteten Predigten wurden dann vor den anderen Prädikantenanwärtern vorgetragen.
"Der erste Satz muss sitzen."
„Da wurde besonders auf die Körpersprache geachtet, wie steht man, wie bewegt man sich. Natürlich steht man auch unter innerem Druck, weil man gesehen hat, was die anderen gemacht haben“, erklärt Lennig. An das Thema seiner ersten Predigt kann sich Lennig noch gut erinnern: Das Vaterunser, geklappt habe es. Lampenfieber und Aufregung seien jedoch dabei gewesen, wie Lennig zugibt.
Einen entscheidenden Grundsatz hätten ihm die Dozenten direkt zu Beginn seiner Ausbildung vorgegeben: „Der erste Satz muss sitzen.“ Er erläutert: „Wir sollten nachdenken, was die Neugier unserer Zuhörer wecken könnte, und wurden sensibilisiert, von Anfang an die Zuhörer dazu zu bringen, zuzuhören“ erklärt Lennig. Bei seinem ersten Versuch, die Anwesenden in seine Predigt mit einzubeziehen, habe er sofort Kritik einstecken müssen.
Neben dem ansprechenden Inhalt einer Predigt sei in der Ausbildung auf deutliche Aussprache, auf Gestik und Mimik geachtet worden.
Auch die Höhenangst besiegt
Aufgabe der Abschlussprüfung für die angehenden Prädikanten war Planung und Durchführung eines Gottesdienstes. „Glücklicherweise lief bei mir alles wie geplant, es war nur sehr gewöhnungsbedürftig, da ich in der Neuenrader Kirche von erhobener Postition predigen musste – ich habe ja auch etwas Höhenangst. Aber nach den Rückmeldungen, die ich bekommen habe, war das schon in Ordnung“, so Lennig.
Den Entwurf des Gottesdienstes musste Lennig zuvor an den Superintendent übermitteln, der diesen dann nach eigener Abnahme an die Dozenten weitergab. Diese gaben Lennig dann grünes Licht: bestanden.
Den erfolgreichen Abschluss seiner Prädikantenausbildung bestätigt eine Urkunde, die ihm zur feierlichen Vokation morgen überreicht wird.