Schwerte/Hagen. Im “Ehrenmord“-Prozess vor dem Hagener Landgericht hat der Staatsanwalt am Donnerstag sein Schluss-Plädoyer gehalten. Er forderte für den Onkel lebenslänglich und für den Bruder sechs Jahre und neun Monate wegen gemeinschaftlichen Mordes.

Im "Ehrenmord"-Prozess vor dem Landgericht in Hagen hat die Staatsanwaltschaft Lebenslänglich für den angeklagten Onkel des Opfers gefordert. In gut eineinviertel Stunden ging Staatsanwalt Klaus Knierim auf die Tat und das Gerichtsverfahren ein. "Die junge Frau ist aufgrund eines gemeinsamen Tatbeschlusses von ihrem Bruder, ihrem Cousin und ihrem Onkel getötet worden", stellte er fest. "Alle drei haben zugegeben, am Tatort gewesen zu sein."

Was den Tathergang und die Tatbeiträge der Einzelnen anging, sei aber einiges im Dunkeln geblieben. Daher war die Einlassung des Bruders ein wichtiger Baustein. Auch wenn Knierim ihr nicht in allen Teilen Glauben schenkte. Zumindest die Behauptung, dass der finnische Onkel (51) der Todesschütze gewesen sei, sei glaubhaft.

Gemeinschaftlicher Mord

Er kam zu dem Schluss: "Bruder und Onkel sind des gemeinschaftlichen Mordes schuldig. Sie hatten den gemeinsamen Willen zur Tat, die sittlich auf niedrigster Stufe steht!" Undforderte für den Onkel lebenslänglich und für den Bruder sechs Jahre und neun Monate Jugendstrafe. Bei dem jungen Mann kam die verminderte Schuldfähigkeit zum Tatzeitpunkt zum Tragen.

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Für den 50-jährigen zweiten Onkel plädierte der Staatsanwalt auf Freispruch, denn es habe keine verwertbaren Beweise gegeben. Aus dem gleichen Grund sei auch die Mutter vom Vorwurf des gemeinschaftlichen Mordes freizusprechen. Sie habe sich nur der Falschaussage schuldig gemacht, als sie behauptete, sie habe ihre Tochter nie beschimpft und schlecht behandelt. Für sie forderte der Staatsanwalt sechs Monate mit Bewährung.

Am 10. Juli werden die Verteidiger ihre Plädoyers halten.

"Ehrenmord" im Jahr 2008

Seit dem 15. März 2013 sitzen zwei Onkel, die Mutter und ein Bruder des Opfers auf der Anklagebank. Der Vorwurf: Sie sollen die junge Frau im Sommer 2008 wegen ihres westlichen Lebensstil auf einem "Familientribunal" zum Tode verurteilt haben. Die 20-Jährige aus Schwerte wurde auf einem Rastplatz an der A45 mit einem Kopfschuss hingerichtet. Ein Cousin wurde bereits verurteilt.