Schwerte. Die Beziehung zwischen der Ermordeten und einem türkischen Mann war für beide Familien ein Skandal: Ihre Eltern fanden den Partner ihrer Tochter nicht standesgemäß. Sie forderten Geld von seinem Familie. Die 2008 ermordete Libanesin geriet zwischen die Fronten. Nun hat der Prozess begonnen.
Der einen Familie ging es um Geld, der anderen um eine standesgemäße Heirat ihres Sohnes. Die Eltern des türkischen Mannes berichteten im Ehrenmord-Prozess der getöteten 20-jährigen Libanesin, von Geldforderungen überhäuft worden zu sein.
Zwischen den Fronten stand die 2008 ermordete 20-jährige Libanesin aus Schwerte, die sich die Freiheit genommen hatte, eine Beziehung mit einem türkischen Mann einzugehen.
Dessen Eltern berichteten am Montag im "Ehrenmord"-Prozess zur Aufklärung des Mordes an der jungen Frau am Hagener Landgericht, von den "Arabern" - der Familie der Schwerterin - wegen der unstandesgemäßen Verbindung unter Druck gesetzt und mit Geldforderungen überhäuft worden zu sein. Die Beziehung zwischen der Ermordeten und einem türkischen Mann war für beide Familien ein Skandal. Um den wieder gutzumachen, habe die Familie der Frau gefordert, dass der junge Mann sie heirate, erzählte der Vater (63) des Mannes. Doch die Heirat habe keine der Familien wirklich gewollt.
Als "ehrlos" beschimpft
Außerdem hatte sein Sohn bereits eine Beziehung zu einer türkischen Frau, die ein Kind von ihm erwartete. Aber die "Araber" hätten nicht locker gelassen, seinen Sohn als "ehrlos" beschimpft und schließlich Geld gefordert. "Die wollten permanent Geld",erinnerte sich der 63-Jährige. Ansonsten taten sich die Eheleute schwer, dem Gericht die Vorgänge zu erzählen."Warum werden wir nach so langer Zeit belästigt und müssen diese Fragen beantworten?", beklagte sich der 63-Jährige.
Seit dem 15. März sitzen vor dem Landgericht zwei Onkel, die Mutter und ein Bruder des Opfers auf der Anklagebank. Sie sollen die junge Frau 2008 wegen ihres westlichen Lebensstil auf einem "Familientribunal" zum Tode verurteilt haben. Die 20-Jährige wurde auf einem Rastplatz an der A 45 hingerichtet. Am Dienstag wird vor Gericht ein Gutachten vorgestellt: Es geht darum, wie die Schüsse auf die 20-Jährige abgegeben wurden.