Schwerte. Im Ehrenmord-Prozess vor dem Hagener Landgericht zeigten sich die beiden aus der Untersuchungshaft entlassenen Angeklagten erleichtert. Die Mutter und der Onkel der getöteten Schwerterin sind seit Anfang der Woche auf freiem Fuß. Jetzt hoffen ihre Anwälte auf Freisprüche.

Die Erleichterung war ihnen deutlich anzusehen, als sie den Saal des Landgerichts Hagen betraten: Die Mutter des "Ehrenmord"-Opfers ist seit Montag, der Onkel seit Dienstag wieder auf freiem Fuß. Am Mittwoch ging der Prozess um den Mord an einer jungen Libanesin in die nächste Runde.

Scherze und Lächeln

Die Stimmung am Eingang zum Gerichtssaal war gelöst. Der 50-jährige Onkel der Getöteten scherzte und die Mutter lächelte. "Meine Mandantin ist heilfroh und erleichtert, dass sie nach sechs Monaten Haft wieder zu ihrer Familie zurückkehren kann", sagte Rechtsanwalt Suat Sahin aus Düsseldorf im Gespräch mit unserer Redaktion.

Seiner Mandantin wird vorgeworfen, dass sie ihre Tochter absichtlich aus dem Frauenhaus gelockt hat, um sie ihren mutmaßlichen Mördern auszuliefern. Sahin ist der Meinung, dass sich der Tatverdacht gegen seine Mandantin durch diverse Zeugenaussagen nicht erhärten konnte. Daher war die 49-jährige auf freien Fuß zu setzen.

"Wichtige Verdachtsmomente nicht bestätigt"

Auch Axel von Irmer, der den 50-jährigen Onkel der Ermordeten vertritt, brachte die Erleichterung seines Mandanten über seine Entlassung aus der U-Haft zum Ausdruck. "Er ist sofort in den Kreis seiner Familie zurückgekehrt. Jetzt hofft er, dass sich alles zum Guten wenden wird."

Mit einem guten Ende für ihre Mandanten rechnen nun beide Verteidiger fest. "Ziel ist jetzt der Freispruch", erklärte von Irmer. "Denn wichtige Verdachtsmomente konnten in der Verhandlung nicht bestätigt werden."

Der Prozess soll am Donnerstag, 6. Juni, fortgesetzt werden.

Hintergrund

Seit dem 15. März 2013 sitzen zwei Onkel, die Mutter und ein Bruder des Opfers auf der Anklagebank. Der Vorwurf: Sie sollen die junge Frau im Sommer 2008 wegen ihres westlichen Lebensstilauf einem "Familientribunal" zum Tode verurteilt haben. Die 20-Jährige aus Schwerte wurde auf einem Rastplatz an der A45 mit einem Kopfschuss hingerichtet. Ein Cousin wurde bereits verurteilt.