Altena. . 400 Unitymedia-Kunden sind seit einer Woche offline. Seit Neujahr ist das Telefon tot und der PC kommt nicht mehr ins Internet: Nach einer Kündigung der Altenaer Baugesellschaft hat der Kabel-Anbieter seinerseits seinen Kunden gekündigt. Ob alles auf einem Missverständnis oder Absicht beruht, sollte sich am Donnerstag in einem Gespräch klären.
Heinz Wagener ist einer der betroffenen Mieter. Am Neujahrsmorgen verstummte erst sein Telefon, Minuten später erstarb auch der Datenstrom aus dem Internet. Der Breitenhagener hat kein Verständnis für den Hickhack.
Mitte vergangenen Jahres hatte die Baugesellschaft umgeswitcht: Das Kabel-TV kommt seitdem über Big-Medien per Sat-Schüssel. In der Umstellphase teilten sich Big-Medien und Unitymedia die Kabel. Das führte zwar im Sommer zu gelegentlichen Problemen, soll aber technisch eigentlich leicht zu lösen sein.
Darauf verließ sich auch Heinz Wagener. Nach der Generalkündigung durch die Baugesellschaft fürs Kabel-TV schloss Wagener extra einen ganz neuen und losgelösten Vertrag ab für „2play“ - das „perfekte Doppel mit Internet & Telefon“, wie Unitymedia wirbt. Und ohne TV-Signal - weil das ja nun von Big Medien kommt. Vor allem das hohe Tempo im Netz und der günstige Pauschalpreis verlocken zum Vertragsabschluss.
Unitymedia rührte Werbetrommel
Wagener war nicht der einzige „Neukunde“. Unitymedia rührte im Herbst die Werbetrommel und zog sogar ganz neue Kunden an Land. Auf die versprochenen ersten drei kostenlosen Monate wartet Heinz Wagener bis heute. Dafür kam Anfang Dezember die Kündigung - mit dem Hinweis auf die Altenaer Baugesellschaft. Wagener widersprach, erhielt aber per Mail nur erneut den Inhalt des ersten Schreibens. Und was viele nicht für möglich hielten: Am Dienstag vor einer Woche schaltete Unitymedia tatsächlich ab.
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Allerdings nicht bei allen Kunden. In ein und demselben Haus surft und telefoniert der eine Kunde wie bisher und der andere ist offline. Wieder andere bekamen kurz vor Weihnachten die Zusage, ihr Anschluss bleibe. Und trotzdem war die Leitung am 1. Januar tot.
Unitymedia-Sprecherin Melanie Degueldre-Beyer sieht für ihr Unternehmen keine andere Möglichkeit. Streitpunkt ist die sozusagen „allerletzte Meile“ zum Kunden. Im Gegensatz zu individuellen Einzelanschlüssen ist ihr Unternehmen auf die Hausnetze der Altenaer Baugesellschaft angewiesen. Und die habe definitiv die Nutzung gekündigt. Degueldre-Beyer: „Wir dürfen nicht mehr.“
Big Medien rüstete technisch um
Baugesellschafts-Vorstand Joachim Effertz präzisiert: Die Netze sind in die Verantwortung von Big Medien übergegangen, die technisch umfangreich umgerüstet haben. So wurden für die Baugesellschaftsbestände Gemeinschafts-Satellitenanlagen eingerichtet. Effertz beteuert aber: „Wir hatten nie ein Interesse daran, Unitymedia daran zu hindern, ihre anderen Dienstleistungen anzubieten.“ Mietern, die mit dem Kündigungsbrief ihres Anbieters bei ihm aufschlugen, hat er ein Schreiben mitgegeben. Darin erklärt er ausdrücklich, dass die ABG keine Einwände habe. Es bedürfe allerdings einer neuen Vereinbarung.
Sollte eine Einigung mit der Baugesellschaft möglich sein, sei es technisch kein Problem, alle Kunden wieder anzuschließen, versichert die Unitymedia-Sprecherin. Von denen dürfte sich allerdings zwischenzeitlich die Mehrzahl um eine Alternative gekümmert haben. Denn das geht ja auch nicht von heute auf morgen. Heinz Wagener muss mindestens bis zum 20. Januar warten.