Dorsten. . Um die Organisation und Methoden der DDR-Schnüffler geht es bis zum 30. November im VHS-Forum Dorsten. Dort eröffnete am Mittwoch Roland Jahn, Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen, die Ausstellung „Feind ist, wer anders denkt“.

Hinter Glas liegt eine Kamera. Silbern. Groß wie ein Daumennagel. Spitzel-Hightech aus der DDR. Mit solchen Geräten und perfiden, manchmal bizarren Methoden schnüffelte die ostdeutsche Geheimpolizei Staatssicherheit (Stasi) ihre Bürger aus, griff in Lebensentwürfe ein, zerstörte Existenzen. Ein reines Ost-Thema? Nein, sagt Roland Jahn, Chef der Behörde, die heute die Stasi-Akten verwaltet. Dass die Wanderausstellung „Feind ist, wer anders denkt“ in Dorsten gezeigt werde, sei wichtig. „Das ist ein gesamtdeutsches Thema. Die Stasi hat auch im Westen gearbeitet.“

Biografien von Stasi-Opfern

Am Mittwoch Nachmittag gewährte Jahn im kleinen Kreis erste Einblicke in die eindrucksvolle und sehenswerte Schau im VHS-Forum. Auf Leuchtkästen werden Organisation und Methoden des Spitzelministeriums (DDR-Spott: „Horch und Guck“) dargestellt. Ausgewählte Biografien erläutern, wie die Stasi Menschen drangsalierte, bisweilen zu Grunde richtete: Robert Havemann, Jürgen Fuchs, Wolf Biermann sind darunter. Auch die Geschichte von Robert Jahn selbst. „Die Ausstellung ist vor meiner Zeit entstanden“, lächelt er entschuldigend. Eine Zeitleiste ordnet die Staatsschnüffler in den politischen Rahmen ein. Der Zeitstrahl endet 1990. Mit der Wiedervereinigung der beiden Deutschlands nach dem Mauerfall im November 1989.

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Die 111 Kilometer Stasi-Papiere in seiner Behörde sind für Roland Jahn nicht einfach nur Akten. „Das sind Zeugnisse der Unterdrückung, aber auch des Freiheitswillens. Dass wir die Akten überhaupt haben, ist das Ergebnis der friedlichen Revolution und das Werk mutiger Menschen.“ Über zwei Millionen Bürger haben bis heute „ihre“ Akte eingesehen, haben nachgelesen, wer sie beschnüffelt hat und was die Stasi über sie zusammen getragen hat. Selbst vermeintlich Harmloses nutzte das Ministerium als Waffe. Das Interesse ist ungebrochen. 80- bis 100 000 neue Anträge auf Akteneinsicht gibt es jedes Jahr.

„Stasi? Was ist das? Und was geht mich das an?“ Die Frage hat Jahn schon gehört. Meist von jungen Leuten. Meist aus dem Westen. Es sollte jeden etwas angehen, findet er. Denn bei der Beschäftigung mit dem Unterdrückungsapparat der DDR gehe es „um grundsätzliche Fragen. Um Verrat und Toleranz, um Anpassung und Widerspruch. Wir wollen darstellen, was Unfreiheit bedeutet.“