Lünen/Krefeld. . Der Stadtwerkeverband Trianel will im Krefelder Chempark doch kein Kohlekraftwerk mehr bauen. Das Unternehmen hat jetzt überraschend den Schwenk verkündet und plant ein Gas-Kraftwerk. Umweltverbände jubeln.

„Zukunft statt Kohle“ forderten am Donnerstag rund 40 Demonstranten in Lünen. Dort entschied der Stadtwerkeverband Trianel, ob im Krefelder Chempark in ein Gas- und Dampfturbinenkraftwerk (GuD) oder in ein Kohlekraftwerk investiert werden soll. Und tatsächlich: Die Forderung der Kohlekraftwerksgegner wurde erhört – die Stadtwerke haben für den Bau eines Gaskraftwerks gestimmt.

„Es ist machbar“, erklärte Trianel-Sprecher Elmar Thyen. Als Hauptgrund für den Wechsel von Kohle auf Gas nannte er den Zeitdruck. Das neue Kraftwerk muss nämlich bis 2017 am Netz sein. Warum? Es soll in Krefeld zwei alte Kohlekessel des Chempark-Betreibers Currenta ablösen. Currenta hatte die beiden Kohlekessel in den 1960er Jahren gebaut, nach 2017 sind sie so marode, dass ein Weiterbetrieb nicht mehr wirtschaftlich ist. „Das hätte man nicht so schnell geschafft“, so Thyen.

Seit dem neuen Energiekonzept der Bundesregierung und dem Regierungswechsel in NRW ist es deutlich schwieriger geworden, Kohlekraftwerke zu bauen. Bürger und Umweltschützer freut’s. Trianels Vorhaben war von Anfang an auf Widerstand gestoßen. Als „Dreckschleuder“ bezeichnete der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) das Kohlekraftwerk auf seiner Internetseite.

BUND kämpfte seit fünf Jahren gegen Kohle-Pläne

„Das ist ein großer Erfolg“, jubelte Dirk Jansen, Geschäftsleiter des BUND NRW, gestern. Seit fast fünf Jahren seien sie an dem Thema dran. Jetzt empfinde er „Freude und Genugtuung“. Mit Krefeld hätten die Umweltschützer in NRW bereits zum dritten Mal ein Kohlekraftwerk gestoppt und den Bau eines Gaskraftwerks befördert.

Die Kölner Rhein-Energie hatte ihre Pläne, ein neues Kohlekraftwerk im Niehler Hafen zu bauen bereits 2007 aufgegeben und sich stattdessen für den Bau eines Gaskraftwerks entschieden. Im April diesen Jahres beugten sich auch die Stadtwerke Düsseldorf dem Druck von Umweltschützern und Bürgern. Statt eines Kohlekraftwerks soll auf dem Lausward-Gelände im Düsseldorfer Hafen nun ein Gaskraftwerk entstehen.

Trianel-Kehrtwende trifft in Duisburg auf Erleichterung

Norbert Bömer von der Bürgerinitiative Saubere Luft Duisburg begrüßt die Entscheidung ebenfalls: „Das ist ein sehr, sehr schöner Tag für uns. Wir begrüßen diese Kehrtwende sehr.“

Auch der nordrhein-westfälische Umweltminister Johannes Remmel freut sich über Trianels Entscheidung: „Dass es die Stadtwerke sind, die nach dem Beschluss zum Ausstieg aus der Atomkraft zuerst in Düsseldorf und jetzt in Krefeld hohe Investitionen in ökologisch sinnvolle Zukunftstechnologien tätigen, zeigt, dass die kommunalen Energieversorger zu den wichtigen Akteuren der Energiewende zählen werden.“

Doch so ganz vom Tisch ist das Kohlekraftwerk in Krefeld noch nicht. Bis die Gaskraftwerks-Planungen von Trianel in trockenen Tüchern sind, will Currenta auch eine eigene Lösung für den Chempark prüfen. Ob es sich dabei um ein Kohle- oder ein Gaskraftwerk handelt, wollte das Unternehmen gestern nicht verraten. „Wir schließen nichts aus“, erklärte Currenta-Sprecher Mark Mätschke. Im Frühjahr 2012 wird endgültig entschieden.