Duisburg-Rheinhausen/Krefeld. . Das dreimonatige Moratorium könnten die Chancen für das umstrittene Kohlekraftwerk in Krefeld-Uerdingen wieder steigen lassen. Die Bürgerinitiative “Saubere Luft“ begrüßt einen schnellen Ausstieg und ist für die Förderung erneuerbarer Energien.

Durch das Atomkraft-Moratorium könnten die Chancen für das umstrittene Kohlekraftwerk in Uerdingen wieder steigen. „Die Wirtschaftlichkeit konventioneller Kraftwerke würde sich bei einem beschleunigten Atom-Ausstieg weiter verbessern“, bestätigt Elmar Thyen, Sprecher des Aachener Stadtwerke-Konsortiums Trianel, die Vermutung, dass das Atomkraft-Moratorium der Bundesregierung auch den umstrittenen, von vielen schon gescheitert geglaubten Plan, in Krefeld-Uerdingen ein 800-Megawatt-Steinkohlekraftwerk zu errichten, berührt.

Im Moment allerdings „ändert sich erst mal gar nichts.“ Der Antrag auf Bau und Betrieb des Steinkohle-Kraftwerks läuft weiter, aber auch die interne Prüfung, ob sich am selben Standort auch ein wie von Umweltschützern gefordertes Gas- und Dampfkraftwerk wirtschaftlich rechnen würde, wird fortgesetzt.

Diese Prüfungen werden nun allerdings länger als geplant dauern: „Ursprünglich wollten wir das bis Ende Mai abgeschlossen haben““, sagt Thyen. Nun müsse man das dreimonatige Moratorium abwarten, um zu wissen, ob sich am grundsätzlichen energiepolitischen Kurs tatsächlich etwas ändert. „Für seriöse Berechnungen müssen wir wissen, was langfristig die energiepolitische Richtung in der Bundesrepublik ist.“ Dazu hätten auch Regierungserklärung und Bundestagsdebatte am Donnerstag „keine neuen Erkenntnisse“ gebracht.

Keine Änderung der Strategie

Keine Änderung der Strategie gibt es derweil auch bei der Bürgerinitiative „Saubere Luft“, zu der sich die Kraftwerks-Gegner zusammengeschlossen haben: „Obwohl wir wussten, dass die AKW-Laufzeitverlängerung die Luft für das Kohlekraftwerk dünner macht, haben wir uns immer dagegen positioniert“, sagt der Vorsitzende Norbert Bömer. „Und die schrecklichen Ereignisse in Japan haben leider gezeigt, wie richtig wir damit gelegen haben. Man kann die Pest nicht mit der Cholera austreiben!“ Dennoch erkennt er: „Bis letzte Woche ging der Zug bei Trianel sehr klar in Richtung Gas- und Dampfkraftwerk, und das fanden wir gut. Das sieht jetzt leider wieder anders aus.“

Die Bürgerinitiative würde laut Bömer „einen beschleunigten Atom-Ausstieg sehr begrüßen.“ Auch, dass die ökonomische Position der Stadtwerke, und damit auch von Trianel, gegenüber den vier großen Energie-Oligopolisten sich dadurch verbessert, „finden wir prinzipiell gut.“ Hellwach werde man allerdings, wenn jetzt „ausgerechnet die Kohle“ wieder als Brückentechnologie propagiert wird: „Wir hoffen sehr, dass jetzt nicht die Ewig-Gestrigen eine reflexhafte Rolle rückwärts machen.“ Namentlich kritisierte Bömer Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) und den Rheinhauser Landtagsabgeordneten Rainer Bischoff (SPD), die sich entsprechend geäußert hatten. Bischoff hatte kürzlich sogar gefordert, den hoch subventionierten Abbau heimischer Steinkohle neu zu überdenken.

Akzeptabel sei nur Erdgas

Bömer: „Was jetzt wirklich hilft, ist, zukunftsfähigen Technologien zum Durchbruch zu verhelfen. Die erneuerbaren Energien müssen jetzt mit allen Mitteln gepusht werden, und das geht nicht, wenn stattdessen Geld in Kohlekraftwerke investiert wird.“ Als fossile Brückentechnologie sei lediglich der flexiblere, effektivere und weniger emissionsträchtige Brennstoff Erdgas akzeptabel — „wie wir es schon immer gesagt haben.“