Werdohl. .

Bürokratische Hemmnisse verzögern oft den Beginn von Integrationskursen, beklagen die beiden Werdohler Träger, VHS Lennetal und Awo-Unterbezirk Hagen/Märkischer Kreis. Derzeit gebe es einen Stau beim Genehmigungsverfahren.

„Das will aber keiner hören“, sagte VHS-Leiterin Barbara Funke im Gespräch mit der WR. Derzeit gebe es einen Stau beim Genehmigungsverfahren: Die Anträge liegen beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und werden erst nach Monaten bearbeitet.

Ob Neuzuwanderer oder Migranten, die von der Arbeitsagentur oder Arge zu Kursen verpflichtet werden: „Es kommen täglich Anfragen“, weiß Barbara Funke. Allerdings hätten weder die VHS noch die Menschen Planungssicherheit, weil Kurse erst ab einer gewissen Zahl zugelassener Teilnehmer starten könnten. Die Antragstellung müsse häufig die VHS übernehmen: Für das Bundesamt, das pro Unterrichtsstunde 1,35 Euro Zuschuss gibt, muss man die finanziellen Verhältnisse des Antragstellers darstellen. „Bei einer Familie mit drei Kindern kommen da schnell 17 Bescheide zusammen“, berichtet Funke. Das koste Zeit und Arbeitskraft.

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AbsurderFall mit Studentin aus Sri Lanka

Zeit, die für die persönliche Beschäftigung mit den Migranten, fehlt. „Sie sind ganz willig, möchten einfach nur die deutsche Sprache lernen und sich hier zurechtfinden“, sagt Funke. Vollkommen absurd mutet da ein Fall einer Frau aus Sri Lanka an, die sich in Werdohl um einen Integrationskurs bemühte: „Die Frau sprach kein Wort Deutsch, besaß aber ein abgeschlossenes Studium“, erinnert sich VHS-Mitarbeiterin Inge Jülich. Das Bundesamt sah daher „keinen erhöhten Integrationsbedarf“ – die Frau erhielt keinen Kursplatz.Kontraproduktiv sei auch, dass mitunter Kursteilnehmer den Unterricht auf Geheiß der Arge unterbrechen müssten, um einen Ein-Euro-Job anzutreten.

Funke und Jülich verhehlen nicht, dass es auch schwarze Schafe gibt: „Natürlich haben wir auch Abbrecher.“ Nicht selten stecke Zwang in der Familie dahinter: Da sei die Hilfe im Haushalt oder das Frühstück zuzubereiten für den Ehemann dann wichtiger, als die deutsche Sprache zu erlernen. „Lernmüdigkeit oder keine Lust“ hat auch Inge Jülich schon festgestellt.

Für unentschuldigte Abwesenheit werde die VHS durch das Ausbleiben der Zuschüsse bestraft – hier müsse der Verursacher haftbar gemacht werden. Und trotzdem gehe die aktuelle Debatte in die falsche Richtung. „Wir haben eben hier die ganze Bandbreite menschlicher Verhaltensweisen“, gibt Barbara Funke zu bedenken.