Gladbeck. .
Seit 2005 lernen Ausländer in Gladbeck die deutsche Sprache und Kultur im Integrationskurs. Und das mit großer Bereitschaft, so die Verantwortlichen bei der Stadt.
Wer langfristig in Deutschland leben möchte, der soll sich integrieren – so der Grundtenor der aktuellen Diskussion. Was aber bedeutet Integration? Und welche Hilfe können Menschen mit Migrationshintergrund in Gladbeck erwarten?
„Gelungene Integration ist die Fähigkeit, aktiv an der Gesellschaft teilzunehmen und die gesellschaftlichen Verhältnisse zu kennen und anzuerkennen“, so Karin Hornig-Bilo. Die Fachbereichsleiterin der VHS für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache vermittelt mit ihrem Team seit fünf Jahren in so genannten Integrationskursen neben der deutschen Sprache auch grundlegende Informationen zur deutschen Kultur, Politik und Gesellschaft.
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Ausländer mit einer Aufenthaltsgenehmigung haben ein Recht auf einen solchen Integrationskurs. Aus zwei Gründen kann dieses Recht zur Pflicht werden: Das betrifft erstens diejenigen, die staatliche Leistungen in Anspruch nehmen – 45 schon länger in Deutschland lebende Menschen waren es 2010 bislang in Gladbeck. Zweitens verpflichtete die Gladbecker Ausländerbehörde bis Oktober 52 Menschen, die eine Aufenthaltsgenehmigung beantragten, „sich aber auch bei einfachen Themen nicht in deutscher Sprache verständigen konnten.“ Gregor Wirgs, Leiter der Ausländerbehörde, stellt bei den Verpflichteten aber eine große Bereitschaft fest, an den Kursen teilzunehmen. Nur in Ausnahmefällen muss er Sanktionsmaßnahmen ergreifen, um Menschen zur Teilnahme an einem Kurs zu bewegen. „Frauen geben manchmal als Grund für ihre Nichtteilnahme ihre familiären Aufgaben an“, erzählt er. Ihnen drohen Bußgelder.
Etwa 8.700 Ausländer leben in Gladbeck, ihre Eingliederung beurteilt Wirgs als „sehr gut“. Gut 5.300 von ihnen haben türkische Wurzeln, gefolgt von kleineren serbischen und italienischen Gruppen. Insgesamt leben 100 Nationen im Gladbecker Stadtgebiet, und ebenso heterogen setzen sich auch die Kursgruppen zusammen. „Es ist eine Herausforderung, auf den individuellen Kontext und Bildungsstand einzugehen, aber unsere Kursleiter sind darin geübt“, versichert Hornig-Bilo.
Im Kurs lernen die Teilnehmer vor allem die Sprache: 600 Stunden lang wird Deutsch gepaukt. „Im Sprachkurs legen wir Wert auf die Kommunikationsfähigkeit, da wird der Konjunktiv II nicht bis ins Detail geübt“, erzählt Hornig-Bilo. „Die Teilnehmer sollen ihren Alltag gut bewältigen können – einen Arzt besuchen, Schulgespräche über ihre Kinder führen, die Zeitung lesen.“
Nur 45 Unterrichtstunden bleiben für die Orientierung im Land. Der Orientierungskurs startet beim Zweiten Weltkrieg, erklärt den Aufbau der deutschen Demokratie und lehrt die Teilnehmer wichtige Grundlagen der deutschen Gesellschaft. Am Ende bescheinigen zwei Tests mit Zertifikat die Teilnahme.