Essen. Die Schiebetür hat’s schwer im Pkw, wird sie doch eher Kleintransportern zugeordnet. Nun versucht sich Ford an der Schiebetür. Dafür werbend, lassen die Kölner sogar Turmspringer durch den “aufgeschobenen“ B-Max springen. Welche Herausforderungen meistert der sehr kompakte Minivan im wahren Leben?

Die gute, alte Schiebetür hat’s schwer im Pkw, gilt sie doch als Laster-haft. Jetzt versucht sich Ford daran, die schon im Kutschenzeitalter umgesetzte Idee lifestylish aufzupeppen und lässt Turmspringer durch den „aufgeschobenen“ B-Max fliegen, zumindest werbefilmtechnisch. Aber welche Herausforderungen meistert der sehr kompakte Minivan im wahren Leben?

Entfall der B-Säule bringt wenig

Außerhalb des Lkw-Bereichs anerkannt sind die Vorzüge der Schiebetür – große Öffnung, wenig seitlicher Platzbedarf -- bei XL-Vans und Kastenwagen-Ablegern. Ihr Hauptnachteil neben dem großen konstruktiven Aufwand und dem hohen Preis: Die unvermeidlichen Führungsschienen einer Schiebetür zerstören mehr oder minder jede elegante Designlinie. Ein Auto ist eben kein italienischer Schlafzimmerschrank.

Ford B-Max in Fahrt.
Ford B-Max in Fahrt. © IKZ

Ford hat zugunsten einer maximalen Öffnung beim B-Max auch noch die tragende B-Säule zwischen den Türen abgeschafft. Das dadurch entstandene Loch sieht imposant aus, aber was bringt es wirklich? Den Zugang zur hinteren Sitzreihe limitiert nicht die Größe der Öffnung, sondern die Position der Lehnen von Fahrer- und Beifahrersitz. Und die befinden sich beim 4,07 Meter langen B-Max da, wo sonst die B-Säule liegt – eher noch weiter hinten.

Das einfachere Konzept des Opel Meriva mit gegenläufig öffnenden Türen funktioniert in der Praxis genauso gut, nämlich tatsächlich besser als konventionelle hintere Türen, die besonders beim Anschnallen von Kindern immer irgendwie im Weg sind. Und mangels B-Säule sitzen die B-Max-Gurte vorne in den Sitzlehnen und sind schlecht zu erreichen, eine kleine Wutprobe bei jedem Anschnallen.

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Der Verzicht auf die B-Säule führt beim Ford zu einer ausgefuchsten und besonders stabilen Konstruktion der Türarretierung. Ende vom Lied: Die ohnehin schwereren Schiebetüren schließen auch noch schwer – gerade beim Parken auf nicht ebenem Grund zu schwer für Kinder und Senioren.

Und da es die Schiebung immer nur im Doppelpack gibt, obwohl vielen eine große Tür auf der rechten Seite genügen würde, startet der B-Max erst bei 16.000 Euro für 90 PS und ist damit teurer als ein Skoda Roomster mit konventionellen Türen. Beim Renault Kangoo kostet die zweite Schiebetür beispielsweise über 1000 Euro Aufpreis, beim Citroën Berlingo 310 und beim VW Caddy 385 Euro. Eine günstigere Version mit nur einer Schiebetür, sie würde sich für manchen Kunden lohnen, aber nicht für den Ford-Konzern.

Dreizylinder ist Motor des Jahres

Trotz dieser Kritik fällt der B-Max in die Fahrzeugkategorie „Bester seiner Klasse“. Insgesamt ist der B-Max unvergleichlich, und das bei einem sehr guten Raumangebot mit hoher Sitzposition, guter Verarbeitung und einem sehr agilen Fahrverhalten wie bei dem in dieser Disziplin bekannt guten ­Fiesta, auf dem B-Max basiert.

Den gleichlangen, aber teureren Renault Grand Modus mit konventionellen Türen hängt er ab. Den Opel Meriva mit seinen genialen Schmetterlingstüren lässt er in der Eigenschaftswertung links liegen. Den ebenfalls über 4,20 Meter messenden, vom Fahrspaß genauso guten Skoda Roomster schlägt er mit seinem Türkonzept.

Für den Spaß muss man jedoch den Dreizylinder bemühen. Der ausgezeichnete „Motor des Jahres” gefällt mit verzögerungsfreier Turbokraft, für einen „Dreier” akzeptabler Laufkultur und moderatem Benzindurst. Verbrauchswunder darf man aber angesichts des hohen Gewichts von 1,3 Tonnen (Schiebetüren!) und des nur fünfgängigen Schaltgetriebes jedoch nicht erwarten. Unsere getestete 100-PS-Version kam bei schlechten, weil winterlichen Rahmenbedingungen im Praxisbetrieb auf 7,5 bis 8,5 Liter pro 100 Kilometer.

Zum Schluss noch einmal ein Fall von Verschiebung: Mit Klimaanlage und Radio und Überführung schiebt sich der dreizylinderige B-Max an die 20.000-Euro-Marke heran. Pro Zentimeter Auto ist das nicht wenig Geld.