Arlington. . Ein jetzt veröffentlichter Crashtest-Vergleich in den USA hat deutschen Autoherstellern ein mieses Zeugnis ausgestellt. Hintergrund ist eine veränderte Versuchsanordnung: Die Fahrzeuge - allesamt aus dem Luxus-Bereich - wurden nur auf Scheinwerferbreite auf ein Hindernis gejagt.
Nach seiner Schlappe bei einem neuen Crashtest in den USA geht der Autobauer Daimler mit der Unfallsimulation hart ins Gericht. "Der Test entspricht nicht dem realen Unfallgeschehen, ein Zusammenstoß auf Scheinwerfer-Breite ist statistisch nach unseren Daten nicht signifikant", sagte ein Mercedes-Sprecher am Donnerstag in Stuttgart. "Wir trauen dem realen Unfallgeschehen mehr als Crashtests unter Laborbedingungen." Bei dem Crashtest war erstmals ein Frontalzusammenstoß simuliert worden, bei dem ein Auto nur mit dem Scheinwerfer in ein Hindernis wie etwa einen Brückenpfeiler oder eine Hauswand kracht. Modelle von Mercedes-Benz und Audi hatten dabei vernichtende Ergebnisse erzielt. Das Abschneiden in dem neuen Crashtest bedeute nicht, dass Mercedes-Fahrzeuge unsicher seien, sagte der Sprecher. Die Testergebnisse würden aber genau analysiert.
Bei dem vom renommierten Insurance Institute for Highway Safety (IIHS) veröffentlichten Crashtest von insgesamt 13 Premium-Pkw schnitten nur die Marken Acura (Honda ) und Volvo mit der Note "gut" ab. Der in den USA ab 32.500 Dollar verkaufte Audi A4 und die für 35.350 Dollar aufwärts erhältliche Mercedes-Benz C-Klasse bekamen in dem Test hingegen die Noten "armselig". Beim Audi öffnete sich bei dem Zusammenstoß die Tür, wodurch der Fahrer zusätzlich gefährdet wurde. Beim Mercedes wurde der Fuß der Dummy-Puppe eingeklemmt, da sich durch die geringe Überdeckung mit dem Hindernis ein großer Teil der Wucht des Aufpralls auf das Vorderrad übertrug und nicht von der Frontpartie abgefangen wurde.
Fahrertür aus den Angeln gerissen
Auch die Toyota -Premiumtochter Lexus schnitt miserabel ab. Der VW CC bekam trotz einer aus den Angeln gehobenen Fahrertür - wie vier weitere Pkw in dem Crashtest - noch die Note "grenzwertig". Von den US-Herstellern war nur ein Modell der Ford -Tochter Lincoln dabei und schnitt ebenfalls mit "grenzwertig" ab. Bislang steht bei Crashtests die Simulation eines frontalen Zusammenstoßes auf knapp der Hälfe der Motorhaube im Mittelpunkt: Bei diesen schnitten alle getesteten Pkw mit "gut" ab. Der überwiegende Teil der Testwagen erhielt - trotz der jüngsten Einschränkungen - von dem von den US-Assekuranzen finanzierten Crashtest-Institut IIHS ingesamt die Auszeichnung "Top Safety Pick".
IIHS-Präsident Adrian Lund verteidigte den neuen Crashtest gegen Kritik. "Nahezu jeder Neuwagen verhält sich bei frontalen Crash-Tests gut, aber wir haben immer noch jährlich mehr als 10.000 Tote bei solchen Unfällen", sagte Lund. Dafür seien Zusammenstöße mit einer geringeren Überdeckung mitverantwortlich, beinahe jeder vierte Frontal-Aufprall mit schweren Verletzungen von Fahrer oder Beifahrer entspreche den neuen Testbedingungen. Die Autohersteller hätten die Testergebnisse als Sicherheitsrisiko anerkannt. Eine breitere Front könne für Abhilfe sorgen. Er rechne damit, dass die neue Unfall-Simulation schnell Eingang in die Crashtest-Programme der Autobauer finde, sagte Lund. Die Verleihung von Top-Noten werde künftig auch von der Verformung der Karossen in dem neuem Crash-Test abhängen. Von VW und Audi lagen zunächst keine Stellungnahmen vor.
Test-Sieger Volvo testet seine Fahrzeuge laut IIHS seit mehreren Jahrzehnten auf den jetzt simulierten Zusammenstoß. Außer Frontal-Zusammenstößen spielt bei den Crashtests in den USA auch die Verformung der Fahrgastzelle bei einem seitlichen Aufprall, bei einem Heck-Crash sowie beim Überrollen des Fahrzeugs eine Rolle. In Europa wird zusätzlich noch die Kindersicherheit und der Fußgängerschutz in die Tests einbezogen. (rtr)