Wolfsburg. . Mit seinem kleinsten Modell hatte Volkswagen Großes vor und das scheint zu klappen. Seit seinem Verkaufsstart mischt der VW Up den Markt der Kleinstwagen auf, sprengt mit Charme und Charakter die Grenzen seiner Klasse. Das gilt allerdings auch für den Preis.
Auf dem Papier gibt es den Up für knapp unter 10.000 Euro. Die Testwagenversion white Up kostet aber 14.890 Euro und das ist eben viel Geld für ein 3,54 Meter kleines Autochen. Dafür erwartet einen im Inneren eine Überraschung. Hier erinnert nichts mehr an Klein-Klein. Schon die Türen fallen satt ins Schloss. Die Oberflächen wirken hochwertig. Das in der Wagenfarbe hochglanzlackierte Armaturenbrett ist ebenso chic wie übersichtlich. Sportlichkeit verbreitet das nach unten abgeflachte Lenkrad. Mit dem in die Bordelektronik integrierten Infotainmentsystem lassen sich per Touchscreen Navigation, Telefon und Radio steuern. Auch die visuelle Anzeige der Einparksensoren erfolgt hier. Über Apps werden Zusatzfunktionen aufgerufen, wie etwa eine detaillierte Verbrauchsübersicht.
Bei genauem Hinsehen zeigt sich der Rotstift
Das alles ist weit weg von spartanischem Kleinwagen-Ambiente und selbst Lufteinlassdüsen und Schalter suggerieren gehobene Klasse. Die Sitze erweisen sich als bequem und straff gepolstert, sind selbst auf längeren Strecken recht kommod. Besonders die Kopffreiheit vorn ist großzügig bemessen. Im Fond geht es naturgemäß etwas enger zu. Etwas störend ist die hohe Ladekante des Gepäckabteils, aber das fasst immerhin 251 Liter. Soviel bietet gemeinhin die Konkurrenz in der Klasse darüber.
Erst bei genauem Hinsehen offenbart sich, wo VW den Rotstift angesetzt hat. So findet der Fahrer keinen Schalter für den elektrischen Fensterheber der rechten Seitenscheibe. Bei der Kofferraumabdeckung gibt es keine Bänder, mit denen die Ablage beim Öffnen angehoben und wieder abgesenkt wird. Folglich bleibt der Deckel oft oben und reduziert die Heckaussicht auf null. Den Kopfstützen mangelt es an einem Verstellmechanismus. Der Tankverschluss muss mit dem Schlüssel auf- und abgeschlossen werden. Ebenso zeugen blankes Blech und die ungeschützte Ladekante im Kofferraum vom Rechnen mit spitzem Stift.
Sparwunder sehen anders aus
Der Up fährt sich flink wie ein Kleiner und souverän wie ein Großer. Nach vorn hat man einen guten Überblick. Nach hinten beschränken das angeschnittene Seitenfenster und die schmale Heckscheibe ein wenig die Sicht. Das ausgewogen konzipierte Fahrwerk hält selbst größere Unebenheiten von den Insassen fern und zeigt weder Tücken noch Unsicherheiten. Schaltung, Lenkung und Bremsen komplettieren den guten Gesamteindruck.
Mit dem 55-kW/75-PS-Dreizylindermotor kann man recht flott unterwegs sein, wenn man Gänge ausdreht. Schaltfaules Fahren ist hingegen nicht die Stärke des kleinen VWs. Will man ordentlich beschleunigen, sind der Griff zum Schalthebel und Zurückschalten angesagt. Mit seiner Leistungscharakteristik entpuppt sich der Up nicht als ein Sparwunder. Knapp unter sieben Liter sind realistisch betrachtet das Maß, weniger als sechs Liter Super sind im Normalbetrieb kaum zu erreichen.
Doch das wird kaum jemanden irritieren, der sich in den knuffigen Kleinen verguckt hat. Und wer wirklich Sprit sparen möchte, dem offeriert VW schon bald eine Erdgas-Sparvariante, der sich selbst der Diesel-Smart geschlagen geben soll. (dapd)