Stuttgart/München. Aus der Sicht vieler Autofahrer rechtfertigt allein eine kräftige Kaviarbeimischung im Sprit an deutschen Tankstellen die derzeitigen Preise. Doch der Verbraucher kann sich wehren. Wir haben Tipps zusammengetragen, wie Sie dem Preis-Wahnsinn die Stirn bieten können.

Deutschland ist nach Angaben des Auto Clubs Europa (ACE) derzeit bei den Spritpreisen eines der teuersten Länder in Europa. Autofahrer sollten den Rekordpreisen jetzt die Stirn bieten, konsequent gegensteuern und Sparpotenzial nutzen, sagt ACE-Sprecher Rainer Hillgärtner.

Mit einem Mix aus gezieltem Tanken, optimiertem Fahrstil sowie ein paar technischen Kniffen kann jeder Wagenlenker seine Kosten um bis zu 30 Prozent drücken. Das hilft dem Geldbeutel: Nicht wie gewohnt tanken fahren, sondern sich zielgerichtet nach der billigsten Zapfsäule umschauen, rät der ADAC. Fast alle Autoclubs wie spezialisierte Ratgeber-Dienste im Internet helfen dabei mit täglich aktuellen Benzinpreisübersichten in der Region oder auch Preistipps entlang einer bestimmten Route.

Freie Tankstellen sind billiger

Grundsätzlich sind freie Tankstellen momentan zwei bis drei Cent billiger als Markenstationen, wie Hillgärtner betont. Noch billiger geht es oft an Supermarkt-Tankstellen, vor allem in der Nähe großer Einkaufszentren. Extra Riesenumwege dafür zu fahren, ist aber unsinnig. An Autobahntankstellen lasse sich nicht sparen, warnt der ACE. Nur wer abfährt und im nächsten Ort auftankt, kann seine Haushaltskasse entlasten. Reisende, die Tankstopps strategisch planen, können sich vom ACE alle Tankstellen entlang der Autobahnen nennen lassen.

Autourlauber, die zum Skifahren oder auf große Fahrt ins europäische Ausland aufbrechen wollen, sollten derzeit nicht mit vollem Tank losfahren. In vielen Nachbarländern ist die Tankfüllung deutlich billiger zu kriegen, etwa in Luxemburg, Polen oder Tschechien. In Österreich sei Treibstoff zurzeit um mindestens acht Cent günstiger, erläutert Hillgärtner. Umwege zum billigen Tanken über die Grenze lohnten sich aber nicht. Dauerhaften Sparerfolg verspricht wirtschaftliches Fahren.

Tanke schön!

Angepasste Fahrweise spart Treibstoff. WAZ Volontär Christoph Winkel und Fahrlehrer Norbert Schöne machen einen Verbrauchstest. 
Vor dem Start....
Angepasste Fahrweise spart Treibstoff. WAZ Volontär Christoph Winkel und Fahrlehrer Norbert Schöne machen einen Verbrauchstest. Vor dem Start.... © WAZ
....Erste Erklärungen ....
....Erste Erklärungen .... © WAZ
...Das A und O...früh schalten...
...Das A und O...früh schalten... © WAZ
...und immer auf die Drehzahl achten...
...und immer auf die Drehzahl achten... © WAZ
..Das große Klingeln...beim vergessenen Schulterblick...
..Das große Klingeln...beim vergessenen Schulterblick... © WAZ
...vielen Dank für die kraftstoffsparenden Tipps....
...vielen Dank für die kraftstoffsparenden Tipps.... © WAZ
...der zufriedene Testfahrer....

Bilder: LvS/WAZ
...der zufriedene Testfahrer.... Bilder: LvS/WAZ © WAZ
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Tipp: niedertourig fahren

Dazu müssten Millionen Autofahrer ihren persönlichen Fahrstil allerdings ein wenig mehr auf die neue Motorgeneration anpassen, wie Untersuchungen des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR) ergaben. Wer bis zu 20 Prozent Sprit sparen will, muss niedertourig fahren, im Drehzahlbereich zwischen 1.500 und 2.500 Umdrehungen pro Minute. Noch vor einigen Jahren galten 2.500 bis 4.000 Umdrehungen als verbrauchsgünstig.

Schnelles Hochschalten ist ebenfalls ratsam. Mit modernen Autos kann ab Tempo 25 schon in den dritten Gang geschaltet, ab Tempo 40 in den vierten und ab 50 im fünften Gang gefahren werden. Die Spritkosten können deutlich gesenkt werden, wenn der Motor des Wagens an der roten Ampel abgestellt werden, wie Hillgärtner betont. Angebliche "Zündungsschäden" durch häufiges Ausmachen seien "Märchen von gestern".

Mitschwimmen statt brausen

Sparpotenzial steckt auch im rechten Fuß: Weil jedes Anfahren und Beschleunigen viel Benzin schluckt, ist "Mitschwimmen" im Verkehrsstrom mit konstanter Geschwindigkeit billiger. Temperamentvolles Fahren geht immer ins Geld. Jedes Kilogramm, das spazieren gefahren wird, treibt die Tankrechnung zusätzlich in die Höhe: Für 100 Kilogramm Mehrgewicht muss ein halber Liter mehr getankt werden auf 100 Kilometer. Auch Dachboxen und -gepäckträger kosten zehn bis 50 Prozent mehr Sprit. Je schneller damit gefahren wird, desto mehr "frisst" der Wagen.

Auch der Reifenluftdruck muss stimmen. Schon ein halbes Bar zu wenig erhöht den Verbrauch um bis zu sechs Prozent. Im Tankdeckel stehen die richtigen Werte. Wer es schafft, den Verbrauch seines Wagens um nur einen Liter pro 100 Kilometer zu drücken, kann bei 15.000 Kilometern Laufleistung im Jahr 150 Liter Treibstoff einsparen, hat der ACE berechnet. (dapd)