Braunschweig. In Braunschweig forschen Volkswagen und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt an neuen Assistenzsystemen. So könnten Autos der Zukunft ihre Geschwindigkeit automatisch an die jeweiligen Bedürfnisse anpassen und das Fahren so sicherer und sparsamer machen.
Mit einer neuen Art des vorausschauenden Fahrens sollen Assistenzsysteme in Zukunft Autofahrer entlasten. Die Autos der Zukunft könnten ihre Geschwindigkeit automatisch an die jeweiligen Bedürfnisse anpassen und so sicherer und Sprit sparender fahren, sagte der Volkswagen-Forscher Lutz Junge am Dienstag bei der Abschlusspräsentation des Projektes Famos in Braunschweig. Getüftelt wurde bei Famos auch an Systemen, die dem Fahrer beim Ein- und Ausfädeln in den Verkehr helfen sollen. Famos steht für "Galileo for Future Automotive Systems".
Galileo ist ein europäisches Ortungs- und Navigationssystem. Die Leitung des Famos-Projektes lag bei Volkswagen, beteiligt waren auch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sowie sieben weitere Partner aus Wissenschaft und Industrie. Das Bundeswirtschaftsministerium förderte Famos mit 3,7 Millionen Euro. Das im August 2009 begonnene und jetzt abgeschlossene Projekt dient der Grundlagenforschung - noch ist keine der Ideen serienreif. In den Forschungsfahrzeugen der Wissenschaftler funktionieren die Assistenzsysteme aber bereits.
Eines der Systeme unterstützt den Fahrer bei Ein- und Ausfädelmanövern an Autobahnauffahrten. Die Hilfe gibt es in vier aufeinander aufbauenden Stufen, wie der Direktor des DLR-Instituts für Verkehrssystemtechnik, Karsten Lemmer, erklärte. In der Basisfunktion warnt das System den Fahrer rechtzeitig, wenn dieser droht, von der Straße abzukommen oder mit einem Fahrzeug zu kollidieren. Die Funktion sei "Spurhalteassistent, Spurwechselassistent und Längsführungsassistent in einem", sagte Lemmer.
System gibt automatisch Gas und bremst
Die zweite Ausbaustufe zeigt dem Fahrer auf einem Display Lücken auf dem benachbarten Fahrstreifen an, in die er wechseln kann. In der dritten Stufe, dem "Lückenführer", empfiehlt das System zusätzlich die für die bestehende Verkehrssituation ideale Lücke und die notwendige Geschwindigkeit, um diese optimal zu erreichen. Die vierte Stufe erweitert den Lückenfinder um eine automatische Regelung von Gas und Bremse: Der Assistent bringt das Auto auf die Höhe der empfohlenen Lücke und der Fahrer soll sich ganz auf den Wechsel des Fahrstreifens konzentrieren können.
Die Sorge, dass der Fahrer durch derart komplexe Hilfssysteme das eigene Fahren verlernen könnte, teilt Junge nicht. "Wir geben Hilfestellung und weisen auf potenzielle Risiken hin. Aber die Verantwortung und die Fahraufgabe bleiben beim Fahrer", sagte Junge. Um den Autofahrer bestmöglich unterstützen zu können, sei eine genaue Positionsbestimmung wichtig, erläuterte Junge. Schwerpunkt des Projektes sei deshalb das Thema Ortung und Kommunikation mittels eines kombinierten Galileo/GPS Empfängers gewesen. "Wir brauchen eine gute, verlässliche Karte und eine gute Positionierung auf dieser Karte", betonte Junge. (dapd)