Frankfurt/Main. Die Autorin Kathrin Schmidt bekommt für ihren Roman "Du stirbst nicht" den diesjährigen Deutschen Buchpreis. Eine kleine Überraschung: Denn als Favoritin hatte die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller gegolten, die am Dienstag zu einer Lesung nach Essen kommt.

Deutscher Buchpreis 2009

Gewinnerin des Deutschen Buchpreises 2009 ist Kathrin Schmidt: Die 51 Jahre alte Schriftstellerin wurde am Montagabend im Frankfurter Römer für ihren Roman «Du stirbst nicht» ausgezeichnet. Darin geht es um die Geschichte einer Frau, die nach einer Hirnblutung aus dem Koma erwacht. Der Preis ist mit 25.000 Euro dotiert und wurde zum fünften Mal vergeben. Als Favoritin hatte bis zuletzt Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller gegolten.

In der Begründung der Jury hieß es mit Blick auf die Preisträgerin Kathrin Schmidt: «Mal lakonisch, mal spöttisch, mal unheimlich schildert der Roman die Innenwelt der Kranken und lässt daraus mit großer Sprachkraft die Geschichte ihrer Familie, ihrer Ehe und einer nicht vorgesehenen, unerhörten Liebe herauswachsen.»

Der Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Gottfried Honnefelder, sagte bei der Begrüßung der rund 400 Gäste im Kaisersaal: «Auswahl ist nie wirklich gerecht, aber im Streit um die Qualität ist sie nicht nur unvermeidbar, sondern auch gerechtfertigt, solange sie an nichts anderem als am Maßstab der Qualität orientiert ist.» Wer vor allem beim Deutschen Buchpreis gewinne, «ist die Literatur selbst», fügte er hinzu.

Preis für besten deutschsprachigen Roman des Jahres

Mit dem Buchpreis zeichnet der Börsenverein am Vorabend der Eröffnung der Frankfurter Buchmesse den besten deutschsprachigen Roman des Jahres aus. In die engere Auswahl hatten es insgesamt sechs deutschsprachige Autoren geschafft, deren Bücher in den vergangenen zwölf Monaten erschienen sind.

Die fünf nicht zum Zuge gekommenen Finalisten bekommen jeweils 2.500 Euro. Der Preis orientiert sich an Vorbildern wie dem englischen Man Booker Prize und dem französischen Prix Goncourt.

Nominiert wurden neben Schmidt und Müller: Rainer Merkel mit «Lichtjahre entfernt» (S. Fischer, März 2009), Norbert Scheuer mit «Überm Rauschen» (C. H. Beck, Juni 2009), Clemens J. Setz mit «Die Frequenzen» (Residenz, Februar 2009) und Stephan Thome mit «Grenzgang» (Suhrkamp, August 2009).

Jury beschäftigte sich mit 154 Romanen

Die sechs Schriftsteller wurden von einer Jury aus der Longlist von zunächst 20 vorgeschlagenen Romanen ausgewählt, die seit der letzten Frankfurter Buchmesse im Herbst 2008 erschienen sind. Insgesamt haben die sieben Jurymitglieder 154 deutschsprachige Titel gesichtet.

Der Deutsche Buchpreis wird seit jedes Jahr als Auszeichnung für den besten deutschsprachigen Roman vergeben. Um Unabhängigkeit und Transparenz bei der Preisvergabe zu sichern, wurde eine «Akademie Deutscher Buchpreis» berufen; die elf Mitglieder kommen aus der Buch- und Medienbranche. Das Gremium bestimmt die jährlich wechselnde Jury, die den Preisträger in mehreren Auswahletappen kürt.

Jeder Verlag aus Deutschland, Österreich und der Schweiz kann sich mit zwei deutschsprachigen Romanen aus seinem aktuellen oder geplanten Programm um die Auszeichnung bewerben. Die Jury sichtet die Einsendungen, sie kann auch zusätzliche Titel anfordern, die sie für geeignet hält. (ap)

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