Essen. Egal, wie viel er gewinnt - dieser junge Mann geht in die “Wer wird Millionär?“-Geschichte ein. Aaron Troschke begeisterte am Montagabend ein Millionenpublikum mit seiner lockeren Berliner Schnauze und plauderte mit Günther Jauch über Waschautomaten, Maßanzüge und “Wetten, dass..?“. Die besten Szenen sah der Zuschauer, als eine Kamera ausfiel. Am Freitag will Troschke Millionär werden.
In 13 Jahren "Wer wird Millionär" saßen Günther Jauch bei RTL schon einige außergewöhnliche Kandidaten gegenüber. Doch der Auftritt von Aaron Troschke am Montagabend dürfte alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen. Der 23-Jährige schaffte es als erster Kandidat, eine komplette Sendung mit Günther Jauch zu "verquasseln". Dabei überzeugte der Backshop-Besitzer weniger mit seinem Wissen, als mehr mit seiner schlagfertigen Berliner Schnauze. Zwischenzeitlich drehte er den Spieß sogar um und stellte Jauch die Fragen.
Doch der Reihe nach: Bereits am vergangenen Freitag sorgte Aaron Troschke für die ersten Lacher im Publikum. Bei 4000 Euro war aber zunächst Schluss für den 23-jährigen Berliner, die Sendezeit war abgelaufen. "Der hat uns mehr als glänzend unterhalten am letzten Freitag" sagte Jauch am Montagabend zur Begrüßung. " Wenn sie die Sendung nicht gesehen haben, haben Sie wirklich was verpasst." Da konnte er ja noch nicht wissen, welch denkwürdige Show ihm sein Kandidat am Montag erst bieten würde...
Im grünen T-Shirt mit Bud Spencer-Konterfei sitzt Aaron Troschke auf dem Ratestuhl und spricht fröhlich über seinen kleinen Backshop namens "Back & Snack". Mit der englischen Aussprache von "Snack" nimmt er es dabei nicht so genau - aber das macht auch nichts, das Publikum hat ihn längst ins Herz geschlossen. Über Fragen zu Heidi Klum und Pedelecs schafft es der gelernte Herrenausstatter bis zu 16.000 Euro und erzählt nebenbei, wie er schon Promis wie Uwe Seeler oder Werner Schulze-Erdel mit Maßanzügen versorgt hat.
Jauch findet Gefallen an seinem Kandidaten
Große Klappe, viel dahinter? Nur bedingt. Doch als Aaron Troschke nicht mehr weiter weiß, helfen ihm Glück und Zufall weiter. "Wer war kürzlich live vor Ort, als erstmal nach 76 Jahren wieder ein Landsmann einen Grand-Slam-Einzeltitel gewinnen konnte?", lautet die 32.000-Euro-Frage. Antonio Banderas, Til Schweiger, Sean Connery oder Dolph Lundgren? Keine Ahnung, doch Aaron Troschke hat eine Strategie: "Ach, kloppen se erstmal den Fifty-Fifty raus... um denn zu gucken... wenn dann Til Schweiger überbleibt, weeß ick, is dat andere." Tatsächlich blieb Til Schweiger übrig und "dat andere" - in dem Fall Sean Connery - war natürlich richtig.
Doch das war nur der Anfang. Jauch scheint Gefallen an seinem Kandidaten mit der großen Klappe gefunden zu haben, und kommt ins Plaudern. Er erzählt von einer Prepaid-Auto-Waschkarte, die er kürzlich mit 200 Euro aufladen wollte. Doch der Automat wollte nicht so wie der Showmaster, brach den Vorgang ab und spuckte das Geld wieder aus - in Zwei-Euro-Münzen. So weit, so lustig.
RTL schneidet Szenen nicht heraus
Als es endlich mit der nächsten Frage weitergehen soll, stoppt die Regie, es gibt ein Problem mit einer Kamera, sie flackert. Jauch und Troschke müssen ein paar Minuten überbrücken bis die Kamera wieder läuft. Normalerweise würde RTL diese Szenen später herausschneiden. Doch diesmal entscheidet man sich dagegen - zum Glück für den Zuschauer. Was nun folgt, darf in keinem "Wer wird Millionär"-Best-of fehlen.
Jauch auf der Waage
Der Wahl-Brandenburger Jauch kommt auf das Waschkarten-Dilemma zurück und fragt: "Der Witz ist nur: Warum 200 Euro?" Aaron Troschke antwortet trocken: "Weil 500 noch blöder gewesen wären." Das Publikum tobt. Jetzt läuft der Berliner zur Hochform auf und dreht den Quiz-Spieß um: "Und, gestern Abend Talkshow war jut", fragt er den ARD-Polit-Talker. Weil Jauch ihm nicht entkommen kann, setzt er noch einen drauf: "Herr Jauch, warum haben Sie nicht 'Wetten, dass..?' gemacht? Dat hätt' mich echt jefreut." Jauchs ehrliche Antwort: "Weil ich mich mit so einem wie Ihnen 'ne halbe Stunde lang glänzend unterhalten kann, aber zu Lady Gaga fällt mir nichts ein."
Aaron Troschke will am Freitag Millionär werden
Tatsächlich scheint er den Backshop-Besitzer ins Herz geschlossen zu haben. Häufig merkt man dem Quizmaster an, wenn er Kandidaten nicht leiden kann und lässt sie bei einer falschen Antwort gerne schnell mal fallen. Anders bei Aaron Troschke. "Welche berühmte Persönlichkeit ist auf einer handelsüblichen 1-Euro-Münze abgebildet?", lautet die 64 000-Euro-Frage, als die defekte Kamera endlich wieder läuft. Mozart, Picasso, Shakespeare oder Napoleon?
Der 23-Jährige hat ganz offensichtlich keinen blassen Schimmer, obwohl er sogar einen griechischen Euro in der Hosentasche hat. Kurzerhand führt er sogar in Ägypten die europäische Gemeinschaftswährung ein. Instinktiv setzt Troschke aber auf Mozart - und Jauch nimmt die, wie sich herausstellt sogar richtige, Antwort sofort an. Alle anderen Kandidaten hätte er vermutlich so lange verunsichert, bis sie den letzten Joker opfern.
Sendung mit Slapstick-Charakter
Aaron Troschke nicht. Sein Unterhaltungs-Bonus reicht gar bis zur 125 000-Euro-Frage: "Worum geht es, wenn von Brotkrustenbomben die Rede ist? Um Mobiltelefone, Tiefkühlpizza, Arterienverkalkung oder Vulkangestein?" Wieder hat der 23-Jährige keine Ahnung. Sein Telefonjoker rät ihm zu Lösung D, Troschke versucht es mit der Statistik: "Wann war das letzte Mal D dran?", fragt er den Moderator, der wiederum den Computer bemüht. Antwort: bei 1000 Euro. Der Kandidat lässt nicht locker: "Ist jetzt D dran?", ruft er dem Computer zu. Das Publikum kommt aus dem Lachen nicht mehr heraus, die Sendung hat Slapstick-Charakter, die Fragen sind längst unwichtig geworden.
Promis bei „Wer wird Millionär“
Obwohl er nicht zocken will, entscheidet sich Aaron Troschke spontan für Antwort D. Und - man ahnt es - sie ist tatsächlich wieder richtig. Vorher teilen sich Jauch und sein Kandidat noch das letzte Glas Wasser. Troschke: "Wir sind doch brüderlich."
Aaron Troschke ist alles zuzutrauen
Brüderlich stehen sie auch am Ende der Sendung da. Troschke legt seinen Arm um den Moderator. Er hat es geschafft, den Quizstuhl eine komplette Sendung lang zu besetzen. Die fünf neuen Kandidaten, die deshalb nicht zum Zuge kamen, brauchen sich aber nicht zu ärgern: sie dürfen wiederkommen. Auch für RTL hat sich das Troschke-Solo gelohnt: 6,14 Millionen Zuschauer verfolgten die Sendung am Montagabend, ein Marktanteil von 19,1 Prozent - Tagessieg für den Kölner Privatsender.
Millionär bei Jauch
Und das Spektakel ist noch nicht vorbei, auch wenn Aaron Troschke zugibt, "mehr Glück als Verstand" gehabt zu haben. Macht er in der nächsten Sendung am Freitag (RTL, 20.15 Uhr) keinen Fehler und hält sich an seine Vorgabe, nicht zu zocken, nimmt er mindestens 125 000 Euro mit nach Hause. Doch Troschke will mehr: "Natürlich will ich die Million unbedingt und kann sie auch gut gebrauchen", sagte er am Dienstag der Nachrichtenagentur dapd. Noch kann er bis auf 500 Euro zurückfallen, doch diesem jungen Mann ist fast alles zuzutrauen. (mit dapd)