Essen. Es hätte gut in die 24. Jubiläumssendung von “Wer wird Millionär?“ bei RTL gepasst: Auf den vierten Promi-Millionär muss Günther Jauch jedoch noch warten. Keiner der vier Prominenten, die sich auf seinen Ratestuhl trauten, knackte die Millionenfrage. Dafür gab’s jede Menge spontane Komik und erfrischende Schlagfertigkeit – jedoch nicht vom Moderator.

Fernsehkoch Horst Lichter, Comedystar Anke Engelke, Fürstin Gloria Fürstin von Thurn und Taxis und die Moderatoren Sylvie van der Vaart (34) & Daniel Hartwich stellten sich bei "Wer wird Millionär?" mit Günther Jauch den Fragen für den guten Zweck. Zweimal gab es immerhin 125 000 Euro für die wohltätigen Promis, an der Halbe-Million-Frage scheiterten aber auch die schlausten Prominenten. Dabei startete gleich der erste Kandidat äußerst vielversprechend.

Essig, Pfeffer, Ketchup und Milch sollte die gemischte Promigruppe ihren kulinarischen Zwillingen zuordnen. Klar, dass Fernsehkoch Horst Lichter da ganz weit vorne lag. „Die Fressfrage, da hatten Sie ja Heimvorteil“, begrüßte Günther Jauch seinen ersten Kandidaten. Da schien er noch nicht zu ahnen, dass Horst Lichter ihm genau diesen im Laufe seiner Raterunde nach und nach ablaufen würde.

Horst Lichter gab die Richtung vor

„Eigentlich würde mein Schatz ja jetzt lieber hier sitzen“, erklärte der sympathische Rheinländer gleich nach der ersten Frage. Käme „Wer wird  Millionär?“ im Fernsehen, könne er noch so toll kochen, er würde immer den Kürzeren im Vergleich zu Jauch ziehen. Günther Jauch nahm das Kompliment mit routiniertem Lächeln, Horst Lichter setzte noch einen drauf: „Meine Frau sieht auch immer, ob sie den Kandidaten mögen oder nicht. Die schaut jetzt ganz genau hin.“ Offen, souverän und immer ein kleines bisschen frech begegnete Horst Lichter dem Moderator von Anfang an auf Augenhöhe.

Das gerade beim Promi-Special von "Wer wird Millionär?" gerne etwas ausgedehntere Plaudern zwischen den einzelnen Fragen initiierte zwar Jauch, das Ruder übernahm aber schnell Horst Lichter. Eine mit den leuchtenden Augen kleiner Jungen geführte Diskussion über Spielzeugautos mit Schleudersitzen brachte Lichter ins Rollen, mit der Bekenntnis, dass er eine Schwäche für die Autos der „Bond“-Filme habe. Jauch sprang darauf an, offenbarte seinerseits ein reges Interesse an und erstaunliche Kenntnis über die Miniaturnachbauten und bekam dafür von Lichter ein weiteres Kompliment: „Jetzt werden sie mir sympathisch, Sie haben ja Ahnung von Autos.“

Schnirkelschnecken kosten Lichter die 64 000 Euro

Fußballfragen, die Tiefen der Loriot-Komik und eigenwillige Wortkreationen meisterte der Koch mit dem markanten Schnauzbart souverän. Bei 64 000 Euro brachten die Schnirkelschnecken Horst Lichter dann ins Straucheln. Mehr als 1 000 Arten soll es von den kleinen Kriechtieren geben, aber es hätten eben auch die Schnuckelschnaken, Schnörkelschnucken  oder Schniedelschnepfen sein können.

Weder Publikum noch die Erzieherin aus dem Zuschauerraum konnten die Frage eindeutig beantworten und Tagesschau-Sprecher Jan Hofer, den Horst Lichter als Telefonjoker einsetzte, erfand gleich eine fünfte Antwort: „Das können nur die Schnuckelschnecken sein.“ Günther Jauch kommentierte die wenig hilfreiche Auskunft seines öffentlich-rechtlichen Kollegens lapidar: „Das ist die ARD, dein Freund und Helfer in allen Lebenslagen“ Horst Lichter ging auf Nummer sicher, stieg aus und bescherte damit der Deutschen Kinderkrebsnachsorge - Klinik in Tannheim und dem Hospital Klaiceva in Zagreb/Kroatien jeweils die Hälfte seines 32 000 Euro-Gewinns.

Gloria von Thurn und Taxis kannte RTL-Show "Wer wird Millionär?"  bisher nicht

Als nächste Kandidatin wünschte sich Günther Jauch Gloria von Thurn und Taxis – weil „sie heute so aussieht wie ich als Ministrant damals in der Kirche“. Das weiße Spitzenoutfit mit orange farbenen Einsätzen am Kragen war nicht das Einzige, womit die Fürstin hervor stach.

Sie gab rundweg heraus zu, dass sie die RTL-Sendung "Wer wird Millionär" noch nie gesehen habe. „Mal reingeschaut“ habe sie schon mal kurz, mehr aber nicht, rechtfertigte sich Gloria. „ Ja, das kenne ich. Ich schaue auch viele Sendungen ohne Ton“, gab Jauch zum Besten. Trotz mangelnder Spielkenntnis zockte sich die Punk-Fürstin relativ souverän bis zur 125 000-Euro-Frage.

Experte aus dem Publikum korrigierte Jauch

Ein wenig naiv, aber auch erfrischend unberührt von Jauchs subtilen Hilfestellungen hangelte sich Gloria durch Wortklaubereien, kulinarische Spezialitäten (bei denen Horst Lichter diesmal von der Zuschauertribüne aus wieder ins Rampenlicht rückte) und vertraute auf die Weisheit eines Kölner Rentners bei der Kanzlerfrage. „Wo wurden 25 Prozent der bisherigen Kanzler und Kanzlerinnen der Bundesrepublik Deutschland geboren?“ Hamburg, München, Köln und Berlin standen zur Auswahl. Gloria von Thurn und Taxis reagierte schnell, sie wusste es nicht, also musste ein Experte aus dem Publikum her. Der ehemalige GEZ-Beamte aus Köln erklärte selbstbewusst, dass es nur Hamburg sein könnte, da sowohl Angela Merkel als auch Helmut Schmidt dort geboren wären. „Ich glaube Ihnen“, war die Fürstin dann auch schnell bereit, ihm Glauben zu schenken.

Zu schnell, wie RTL-Moderator Günther Jauch offenbar fand: „Sind Sie sicher?“ „Ein Mann, ein Wort“, zeigte sich Gloria von ihrem Experten überzeugt. Der wiederum fiel Jauch ins Wort: „Zwei Kanzler von acht sind 25 Prozent, Herr Jauch!“ Da blieb auch Jauch nichts mehr zu sagen, die Fürstin war ohnehin überzeugt, die 64 000 Euro gesichert. Bei dieser Summe für die Stiftung „Katholische Universität AUM in Jordanien blieb es dann auch. Bei der 125 000-Euro-Frage nach der Insel, der die Titanic bei ihrem Untergang am nächsten war, musste Gloria von Thurn und Taxis passen. Sie riet mit „Neufundland“ zwar richtig, traute sich angesichts der hohen Summe jedoch nicht, ein Risiko einzugehen.

Daniel Hartwich trat bei "Wer wird Millionär?" als Oberlehrer auf

Der kleine grüne Kaktus in richtiger Jodel-Reihenfolge brachte als Kandidaten-Paar Nummer drei beim "Wer wird Millionär?-Promi-Spezial die Moderatoren Sylvie van der Vaart und Daniel Hartwich auf den Ratestuhl. Wobei letzter seine Rolle in dem ungleichen Duo offenbar darin sah, die Niederländerin van der Vaart mit oberlehrerhafter Manier ein ums andere Mal vorzuführen. Ob die Ehefrau von Rafael van der Vaart die Fragen auch hätte beantworten können – man weiß es nicht, denn dank der aufdringlich vorwitzigen Schnelligkeit, mit der Daniel Hartwich vorpreschte, entstand in den ersten Spielminuten des Duos das Bild vom kleinen, naiven Blondchen.

Dass Sylvie van der Vaart bei der Frage nach der Namensgeberin einer Handtasche, die einen Babybauch verdeckt, sofort die Antwort wusste, bestätigte dieses Bild nur noch. Dass die „Kelly Bag“ von Grace Kelly während ihrer Schwangerschaft mit Prinz Albert getragen wurde, wusste aber auch einmal mehr – Horst Lichter. „Jetzt mischen Sie wohl auch bei Handtaschen und Schwangerschaften mit, Herr Lichter, oder wie?“  Mehr als ein müdes Lächeln hatte der mittlerweile auch von Daniel Hartwich sichtlich genervte Jauch für den erneuten Auftritt Lichters nicht über.

Lichter mischte auch als Handtaschenexperte mit

Der machte munter weiter und stand zur Freude des Publikums auch auf, als Sylvie und Daniel einen Publikumsexperten brauchten, der ihnen bei der Frage nach dem Neuseeländer Les Mills weiterhalf. Wo einem dessen Name begegnen konnte, wusste Lichter zwar auch nicht, aber: „Ich habe ja bisher am wenigsten hier gewonnen, da habe ich ja vielleicht noch eine Chance auf 500 Euro, wenn ich  jetzt richtig liege.“ Der echte Publikumsjoker lag mit den Fitnessstudios, die Kurse des Neuseeländers anbieten richtig und verhalf Sylvie van der Vaart und Daniel Hartwich zu 125 000 Euro. Die Summe spendet das Duo zur Hälfte an „DKMS Life“ und „Ärzte ohne Grenzen“.

Bei Engelke wurde Jauch endlich warm

„Schauspielerin und Ulknudel“ würde sie in ihren Pass als Beruf eintragen, als unterhaltsame Schlusskandidatin kam Anke Engelke zum Zuge. Und korrigierte als Erstes Günther Jauchs Aussprache bei der Frage nach dem Popjazzmusiker Roger Cicero. Doch Jauch war mittlerweile warm geworden und zeigte sich in Höchstform, als Engelke ihn auf seine Brille ansprach: „Bekommen Sie eigentlich Kommentare zu Ihrer Brille zu hören? Sind Sie immer noch Klassensprecher?“

Ließ das Gesicht des Moderators in dem begeisterten Zwischenapplaus für Engelkes Anspielung auf die etwas bieder wirkende Brille des Moderators erst nichts Gutes erahnen, konterte Jauch souverän: „Ja, und Klassenbuchführer bin ich noch“ Und rezitierte ohne zu zögern seine Klassenliste aus der fünften Klasse. „Da kannte ich noch alle.“ Endlich spontaner Applaus für den Moderator.

Engelke und Jauch machen die Nachtigall

Hörte Romeo eine Nachtigall oder Nachtigal? War es doch die Lärche oder die Lerche? Engelke und Jauch probierten sich lieber an dem richtigen Nachtigallen-Geräusch als an der korrekten Rechtschreibung. „Außerdem hat Shakespeare ohnehin auf Englisch geschrieben, da ist das eh die falsche Frage“, stellte Engelke fest und entschied sich nach dem 50/50-Joker für die Nachtigall und die Lerche.

Die Frage nach dem  Team, gegen das die deutsche Nationalmannschaft eine positive Länderspielbilanz hat, brachte erneut den kölsch’en Rentner ins Spiel, der Engelke riet, England zu nehmen, „die hätten ja schließlich immer Angst, gegen uns zu spielen.“ Engelke blieb skeptisch, fragte das gesamte "Wer wird Millionär?"-Publikum und tippte auf Spanien – und sicherte dem Deutschen Medikamentenhilfswerk Action Medeor e.V damit 64 000 Euro.

Autofrage bringt Engelke um die halbe Million bei "Wer wird Millionär?"

Auf insgesamt 125 000 Euro brachte sie die richtige Antwort auf die Frage, ab wann eine exhibitionistische Handlung vorliegt, nämlich dann, wenn der Täter ein Mann ist – „auch wenn das jetzt ganz schön männerfeindlich ist“, wie Engelke fand. „Irgendwas mit Eurovision oder Abba“ wünschte sich die Komödiantin für die 500 000-Euro-Frage. Was kam, war etwas für Autokenner: „Das Trema ist fester Bestandteil von.. Renault, Peugeot, Citroen oder Bugatti?“

Noch nie gehört habe sie dieses Wort, gab Engelke zu und entschied sich zügig für den Ausstieg und damit für 125 000 Euro für den guten Zweck. Und die letzte Frage des Abends beantworten konnte ausgerechnet Sylvie van der Vaart: Dass das Trema die beiden Punkte auf einem Vokal bezeichnet, lerne in den Niederlanden schließlich jedes Kind, Citroen sei also die richtige Antwort. Daniel Hartwich stand schweigend daneben.

Insgesamt erspielten die prominenten Kandidaten bei Günther Jauch 346 000 Euro für Hilfsprojekte. Nach dem Prominentenspecial geht Günther Jauch bei RTL mit „Wer wird Millionär?“ in die Sommerpause. Ende August präsentiert er dann wieder neue Folgen.