Essen. Auch wenn den Medien vorläufig die Munition augegangen zu sein scheint: Ein verordnetes Ende der Affäre um den Bundespräsidenten, seine Baufinanzierung und sein Umgang mit der Pressefreiheit darf es nicht geben. Denn damit würde Wulff unabhängig von der Faktenlage unangreifbar werden.

Die Affäre um Bundespräsident Christian Wulff war noch keine Woche alt, als CDU-Politiker erstmalig "ein Ende der Affäre" forderten. Begründung: Das Amt würde Schaden nehmen. Das war schon damals Quatsch.

Das Amt des Bundespräsidenten ist um einiges robuster, als seine Beschützer aus der Union zuzugeben bereit sind. Schließlich hat es mehrere Präsidenten mit NSDAP-Vergangenheit ebenso weggesteckt wie die Flugaffäre von Johannes Rau. Nicht einmal der überraschende Rückzug von Horst Köhler, dem direkten Vorgänger Christian Wulffs, hat erkennbare Schäden am Amt hinterlassen.

Doch die wahre Absurdität in der Forderung nach einem Ende der Debatte liegt in der Behauptung, nicht die Fehler des Bundespräsidenten würden die Affäre auslösen, sondern die Berichterstattung darüber. Mit der gleichen Begründung ließen sich auch Wahlen kritisieren. Schließlich sind dieser Logik zufolge auch Wahlen schuld daran, dass Politiker vom Thron der Macht stürzen - und nicht etwa deren schlechte Politik.

An der Falschheit dieser Forderung hat sich bis heute nichts verändert. Kein Politiker darf den Medien diktieren, ob eine Affäre beendet ist oder nicht. Solange es in der Causa Wulff etwas zu berichten gibt, sollten die Medien das auch tun. Denn genau das ist ihre Aufgabe.

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