Essen. Normalerweise hätte an dieser Stelle ein Kommentar zum Länderspiel Deutschland gegen Chile gestanden. Aber was ist seit vergangenem Dienstag schon normal im Fußball bzw. in der Sportberichterstattung?
„Wir müssen auch einmal innehalten können”, hatte DFB-Präsident Theo Zwanziger die Absage des für Samstag angesetzten Testspiels in Köln begründet. Dass diese Worte, die auch als Anregung zu stiller Trauer interpretiert werden konnten, ein frommer Wunsch bleiben würden, war schon damals zu ahnen – angesichts des sich abzeichnenden gewaltigen Bedürfnisses nach öffentlicher Trauer.
Über die Form und das Ausmaß der kollektiven Trauerbewältigung, das die einen als ergreifend und bewegend, andere als irritierend bis verstörend empfanden, wird kein Konsens zu erzielen sein. Was für das Warum von Robert Enkes Tod gilt, lässt sich auch auf das beispiellose Trauerzeremoniell beziehen: Es gibt keine alle befriedigenden Antworten.
Auch DFB-Präsident Theo Zwanziger hat nicht den Eindruck zu vermitteln versucht, sie zu kennen. Aber er hat, und das ist nicht wenig in Situationen, in den höchste Sensiblität gefragt ist, im Stadion von Hannover 96 zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage den richtigen Ton getroffen. Indem er am Sarg von Robert Enke über den Tag hinaus blickte und das düstere Bild der Trauer durch die Worte von Bischof Wolfgang Huber zur Eröffnung der Fußball-WM 2006 in München aufgehellt: „Fußball ist ein starkes Stück Leben.”
Ein Leben, das am Wochenende auch ohne deutsche Beteiligung im internationalen Fußball weiterging. Mit Bezug auf die stattgefundenen Spiele hat ZDF-Moderator Michael Steinbrecher am Samstagabend von einer „Berichterstattungspflicht” gesprochen und sich quasi dafür entschuldigt, dass das Aktuelle Sportstudio nicht als eine reine Robert-Enke-Gedenksendung daherkam. Eine solche Einstellung unterschlägt, dass jede Berichterstattung – ob über Trauer, Skandale oder Siege – irgendwann an ihre Grenzen stößt. Der Volksmund kennt dafür einen treffenden Satz: Irgendwann muss auch mal gut sein ...