Essen. Robert Enke hat nicht nur eine Last getragen, er hat anderen durch seine Selbsttötung auch Lasten auferlegt. Seiner Familie, seinen Freunden, einem Lokführer, auch ganz abstrakt dem Fußball, auch ganz konkret dem Bundestrainer.

Bundestrainer Joachim Löw hatte Torhüter Robert Enke nicht nominiert für die anstehenden Länderspiele, und er war kritisiert worden dafür, noch bevor Enke sich das Leben nahm. Wäre es nicht eine schöne Geste gegenüber dem Mann gewesen, den nur eine Krankheit, eine körperliche, auf dem Weg zur Nummer eins gebremst hatte, wenn der Bundestrainer ihn zurückgeholt hätte in den Kreis der Nationalspieler?

Löw entschied sich dagegen, und er wird sich in den vergangenen Tagen gefragt haben, er wird sich noch immer fragen: Habe ich Schuld auf mich geladen? Mit Enkes Vater zu sprechen, noch einmal zu hören, über wie viele Jahre hinweg der Sohn seine Last schon trug, war deshalb wichtig für den Menschen Löw. Der Bundestrainer aber wird auch in Zukunft nicht vorrangig nach dem Prinzip Achtsamkeit, sondern nach dem Prinzip Leistung entscheiden müssen. Weil wir alle in ein komplexes System kleinerer und größerer und nur in seltenen Momenten absolut nichtig erscheinender Verantwortungen eingebunden sind.