Essen. Zu Umweltthemen kursieren viele Falschinformationen. Wie Nutzer diese erkennen und auf welchen Plattformen es hilfreiche Infos und Tipps gibt.

  • 44 Prozent der Menschen in NRW fällt es schwer zu beurteilen, ob Informationen über Nachhaltigkeit vertrauenswürdig sind
  • 40 Prozent wissen nicht, wo sie Informationen über die Nachhaltigkeit von Produkten herbekommen
  • Babyboomer (1946 bis 1964) sind beim Thema Nachhaltigkeit unsicherer als Millennials (1981 bis 1996) und Gen Z (1997 bis 2010)

Was dabei auffällt: Während sich ältere Menschen hauptsächlich im Fernsehen, in Tageszeitungen und im Radio über Nachhaltigkeit informieren, liegen bei den Jüngeren Nachrichtenportale und Youtube vorn. Nur ein Prozent der Babyboomer nutzt Tiktok – in der Gen Z sind es 20 Prozent. Ähnlich sieht es bei Instagram und X aus.

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Das zeigt eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag des Portals kleinanzeigen.de. Die Ergebnisse werfen Fragen auf: Wie eignet man sich denn nun das nötige Wissen über Nachhaltigkeit an? Und können soziale Medien besser Informationen vermitteln als das Fernsehen?

Nachhaltigkeit ist mehr als Umweltschutz

Nachhaltigkeit ist ein allgegenwärtiger und gleichzeitig ziemlich schwammiger Begriff. Was genau steckt dahinter?

„Am ehesten kann der Begriff mit zukunftsfähig übersetzt werden. Es geht darum, bei allen Handlungen und Entscheidungen auf die Folgen zu achten. Ziel ist, dass alle Menschen heute und in Zukunft gut leben können. Es geht also nicht nur um Umweltschutz, sondern im Mittelpunkt steht der Mensch“, erklärt die Landeszentrale für politische Bildung NRW.

„Nachhaltig“ sind also auch Armutsbekämpfung, Frieden und sauberes Wasser für alle. Was noch dazu gehört, ist in den 17 Zielen der Vereinten Nationen festgelegt.

Die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen.
Die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. © Bundesregierung

Tiktok, Instagram, X: Social Media als Informationsquelle?

Was die Verbreitung von Informationen angeht, haben Instagram und Co. einige entscheidende Vorteile gegenüber Radio und Fernsehen. Informationen sind zu jeder Zeit massenhaft verfügbar. Dabei mischen sich persönliche Beiträge unter jene von Nachrichtenseiten und Wissenskanälen. So bekommen Nutzer nicht nur Neuigkeiten mit, sondern finden zum Beispiel in kurzen Videos Nachhaltigkeits-Tipps. Interaktionen mit anderen Nutzern ermöglichen Einblicke in unterschiedliche Meinungen und Erfahrungen. Und tatsächlich können soziale Medien einen positiven Einfluss auf umweltbewusste Konsumentscheidungen haben.

>>> Fair Ändern: Mehr Texte rund um Nachhaltigkeit lesen Sie auf unserer Themenseite „Fair Ändern - so geht Nachhaltigkeit im Alltag“

Aber: Studien haben auch gezeigt, dass sich auf X und Facebook Falschinformationen besonders häufig und schnell verbreiten. Das heißt nicht, dass soziale Medien grundsätzlich eine schlechte Quelle sind, aber Nutzer sollten vor allem bei spektakulär wirkenden und stark emotionalisierenden Neuigkeiten aufpassen:

  1. Quelle checken: Handelt es sich um ein seriöses Medium? Ist die Person oder Organisation hinter dem Profil politisch motiviert und verfolgt ein bestimmtes Ziel?
  2. Ist die Neuigkeit oder Information auch woanders zu lesen? Das kann ein Anzeichen dafür sein, dass sie glaubwürdig ist.
  3. Ist der Post frei von Widersprüchen?
  4. Werden mehrere Perspektiven beleuchtet? Einseitige Berichterstattung, starke Vereinfachungen oder Übertreibungen (zum Beispiel reißerische Überschriften) können ein Anzeichen für Falschinformation sein.
  5. Bei Unsicherheit helfen Faktenchecks, zum Beispiel von Correctiv, dpa und der ARD.
Soziale Netzwerke bieten viele Infos zu Nachhaltigkeit – aber nicht alle sind vertrauenswürdig.
Soziale Netzwerke bieten viele Infos zu Nachhaltigkeit – aber nicht alle sind vertrauenswürdig. © dpa | Christoph Dernbach

Die Vorteile des Fernsehens

Nachrichtensendungen wie die Tagesschau berichten zwar auch über nachhaltige Entwicklungen. Aber aufgrund der begrenzten Zeit fehlt es oft an Hintergrundinfos. Die gibt es dafür aber in gut recherchierten Dokumentationen oder Wissenssendungen– damit können wiederum Instagram und Facebook nicht dienen. Eine große und kostenlose Auswahl an Naturdokus, Selbstversuchen und Videos mit Nachhaltigkeitstipps für jede Altersgruppe gibt es zum Beispiel in der ARD-Mediathek.

Zusammengefasst: Jedes Medium hat seine Vor- und Nachteile. Die Landesanstalt für Medien NRW empfiehlt, unterschiedliche Medien zu einem Thema zurate zu ziehen, wenn man sich umfangreich informieren möchte.

„Man neigt dazu, Inhalte gut zu finden, die der eigenen Meinung entsprechen. Um sich eine eigene Meinung bilden zu können, ist es sinnvoll, auch Artikel mit einer anderen Perspektive auf das Thema zu lesen“

Landesanstalt für Medien NRW

Aufpassen bei Influencern

Auch immer mehr Influencer schreiben sich Nachhaltigkeit auf die Fahne. Wer aber ist tatsächlich eine verlässliche Quelle? Im Gegensatz zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk sind Privatpersonen nicht zu einer ausgewogenen Berichterstattung verpflichtet. Auch bei authentisch und seriös wirkenden Influencern gilt daher: Immer kritisch hinterfragen. Geht es in einem Video um belegbare Fakten – ist vielleicht sogar eine seriöse Quelle angegeben? Oder steht die Meinung einer Person im Fokus? Außerdem kann die Auswahl der Kooperationspartner schon viel darüber aussagen, wie ernst eine Person es mit Nachhaltigkeit meint.

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