Essen. Ja zur Autobahn, Nein zum Auto? Das Thema Umwelt spaltet junge Generationen. Aber auch Babyboomer handeln widersprüchlich. Was überrascht.

In den vergangenen Monaten war NRW immer wieder von heftigen Unwettern betroffen, in den Sommermonaten hatte sich ein Temperaturrekord an den nächsten gereiht. Für 63 Prozent der Menschen in NRW ist inzwischen klar: Die Folgen des Klimawandels sind eine der größten Bedrohungen unserer Zeit. Vor allem den jüngeren Generationen wird Nachhaltigkeit daher immer wichtiger. Im krassen Widerspruch dazu steht diese neue Erkenntnis: Gleichzeitig sinkt in keiner anderen Altersgruppe das Interesse an dem Thema so stark.

Wie tief gespalten Jung und Alt im Umgang mit der Umwelt sind, zeigt eine bundesweite Umfrage des Portals kleinanzeigen.de. Untersucht wurde, inwieweit der Wunsch, nachhaltig zu handeln, und Realität auseinanderliegen („Attitude-Behavior-Gap“), warum also viele Menschen Gutes im Sinn haben, aber das Gegenteil tun. Die repräsentative Studie liegt dieser Redaktion exklusiv vor.

Kleinanzeigen kommt zu dem Ergebnis: 30 Prozent der Menschen in NRW – über alle untersuchten Generationen hinweg – haben eine „positive Umwelteinstellung“, setzen sich aber nicht für die Umwelt ein. Deutschlandweit sind es 34 Prozent. Vor allem Babyboomer (1946 bis 1964) und Gen Z (1997 bis 2010) fallen durch widersprüchliche Einstellungen auf. Was besonders überrascht.

XYZ – Die Studie im Überblick

Für die Studie hat Kleinanzeigen insgesamt 3523 Menschen verschiedener Generationen befragt. An der Studie teilgenommen haben 1085 Babyboomer, 971 Gen-Xer, 866 Millennials, 511 Gen-Zer. Die Fragen wurden in Zusammenarbeit mit dem Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie und der Funke Mediengruppe entwickelt.

Die Einteilung von Menschen in Generationen, denen feste Attribute zugeschrieben werden, ist unter Generationenforschern umstritten. Aber sie kann auch helfen: schließlich galten in den jeweiligen Generationen unterschiedlichste Lebensumstände. Laut Generationenforscher Simon Schnetzer etwa sei eine Unterscheidung sinnvoll, um gesellschaftliche Veränderungen zu beobachten und zu thematisieren.

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Fleisch, Veggie Day und Tierwohl: Klare Unterschiede zwischen Jung und Alt

Vor allem beim Thema Fleischkonsum zeigen sich die Unterschiede zwischen „Jung und Alt“. Während Babyboomer und Gen X (1965 bis 1980) eher gegen einen höheren Fleischpreis sind, sprechen sich Millennials (1981 bis 1996) und Gen Z dafür aus. Gleichzeitig ist Babyboomern Tierwohl besonders wichtig – 80 Prozent messen dem Thema einen hohen Stellenwert bei. Ein Widerspruch, denn: teureres Fleisch könnte dafür sorgen, die Tierhaltung zu verbessern.

Auch ein „Veggie Day“ in Kantinen – also ein Tag in der Woche, an dem nur vegetarisches Essen angeboten wird – bekommt mehr Zuspruch von den jüngeren Generationen, vor allem die Gen Z befürwortet die Initiative. Bei Babyboomern in NRW hingegen ist die Ablehnung besonders hoch. Deutschlandweit erhält der Veggie Day, wie ihn die Grünen schon vor vielen Jahren einführen wollten, von Babyboomern und Gen X aber ebenso viel Zustimmung wie Ablehnung.

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Babyboomer für Tempolimit, Gen Z für Autobahnausbau

Tempolimit und Autobahnausbau: Die stärksten Widersprüche offenbaren sich beim Verkehr. Das in der EU stark umstrittene Verbrennerverbot lehnt der Großteil der Befragten ab. Deutschlandweit spricht sich nur die Mehrheit der Millennials klar dafür aus. Gleichzeitig ist über alle Generationen hinweg die Zustimmung für Neuzulassungen von Verbrennern gestiegen (von 25 auf 30 Prozent).

Alle Generationen sind außerdem mehrheitlich für den Autobahnausbau in NRW. In der Gen X ist die Zustimmung besonders hoch: nur 25 Prozent sind dagegen. Das Thema sorgt vor allem in NRW immer wieder für Frust – in keinem anderen Bundesland gibt es so viel Stau. Und es wird nicht besser: Sanierungen sind nötig, sorgen aber gleichzeitig für noch mehr Stau auf NRW-Autobahnen.

>>> Fair Ändern: Mehr Texte rund um Nachhaltigkeit lesen Sie auf unserer Themenseite „Fair Ändern - so geht Nachhaltigkeit im Alltag“

Was ebenfalls überrascht: Babyboomer unterstützen den Ausbau des Schienennetzes und der Radwege stärker als andere Generationen. Dabei sind Millennials am unzufriedensten mit der aktuellen Rad- und Gehwegsituation. 66 Prozent der Babyboomer sprechen sich außerdem für ein Tempolimit in NRW aus – damit liegen sie über dem deutschlandweiten Durchschnitt von 62 Prozent. In der Gen Z sind nur 45 Prozent dafür.

Obwohl Babyboomer mehrheitlich für einen den Ausbau von Schienennetz und Radwegen sind, geben 27 Prozent von ihnen an, dass es für sie keine Gründe gebe, ihr Auto stehenzulassen. Gen Z und Millennials sind eher bereit, auf das Auto zu verzichten. Vor allem günstigere Tarife im Nahverkehr, bessere Anbindungen und Leihmöglichkeiten sind für sie ausschlaggebend.

Klimaproteste und Klimakleber: Hier sind sich alle einig

Eins haben alle Altersgruppen gemeinsam: Die Kampagnen von Fridays for Future und der Letzten Generation findet keiner wirklich gut. Sie werden mehrheitlich negativ bewertet. Mit 64 Prozent wird die Letzte Generation aber deutlich stärker abgelehnt als Fridays for Future (47 Prozent) – möglicherweise, weil die Aktivisten immer wieder durch polarisierende Aktionen auffallen und sich etwa auf Straßen oder Rollbahnen von Flughäfen festkleben.

Letzte Generation kündigt
Im April blockierte die Letzte Generation die Kreuzung Rüttenscheider Straße/ Martinstraße in Essen. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Warum leben Menschen in NRW überhaupt nachhaltig?

Die Gründe für nachhaltiges Handeln sind individuell, schreiben die Autoren. Ein Großteil der Befragten findet Artenvielfalt, die eigene Gesundheit und Tierwohl wichtig. Babyboomer legen mehr Wert auf den Schutz von Lebensräumen als der Durchschnitt, für Millennials spielt Gesundheit eine untergeordnete Rolle. 66 Prozent geben außerdem an, für Kinder, Enkel oder spätere Generationen nachhaltig zu handeln. Damit liegt NRW klar unter dem deutschen Durchschnitt von 71 Prozent.

Seitdem Umweltschutz öfter in den Medien thematisiert wird, haben 36 Prozent der Befragten ihr persönliches Verhalten zugunsten der Umwelt geändert. Bei einigen bewirkt die Berichterstattung genau das Gegenteil: 22 Prozent geben an, jetzt weniger auf die Umwelt zu achten.

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Gespaltene Generationen: Woher kommen diese ganzen Widersprüche?

Doch woran liegt es, dass in beinahe allen Generationen so widersprüchliche Einstellungen vertreten sind? Eine klare Antwort darauf gibt die Studie nicht. Doch Generationenforscher Simon Schnetzer stellt in seiner Trendstudie zur Gen Z aus 2022 fest, dass sich gerade bei den 14- bis 29-Jährigen eine innere Zerrissenheit entwickelt hat – vor allem beim Umweltschutz. Die Bereitschaft zu verzichten sei da, die Angst vor Wohlstandsverlust aber auch.

Gleichzeitig erklärt Schnetzer: „Junge Menschen fühlen sich wie in einem „Dauerkrisenmodus“ – wenngleich das Thema Klimawandel noch immer zu ihren größten Sorgen gehört, stehen Finanzen und Kriege nun an erster Stelle. Der Kleinanzeigen-Umfrage zufolge halten 73 Prozent der Babyboomer in NRW den Klimawandel für eine der größten Herausforderungen der Menschheit, aber nur 49 Prozent der Millennials.

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Junge Menschen motiviert es demnach vor allem, wenn ihre Mitmenschen sich nachhaltig verhalten – zumindest stärker, als es bei Gen X und Babyboomern der Fall ist. Babyboomer und Gen X sehen hingegen eher Politik und Wirtschaft in der Verantwortung. Generell ist das Thema Nachhaltigkeit für sie nicht so greifbar wie der Gen Z. Es fällt ihnen schwer, zu beurteilen, was nachhaltig ist und was nicht. Möglicherweise sehen sie daher eher andere in der Verantwortung – und vielleicht lassen sich so die unterschiedlichen Einstellungen der Generationen im Ansatz erklären.