Wesel. Laut einem Medienbericht wollte ein Investor den Kaufhof in Wesel retten und umbenennen. Doch der Galeria-Konzern lehnte das Angebot offenbar ab.

  • Der Kaufhof in Wesel soll im Sommer für immer geschlossen werden.
  • Laut einem Medienbericht gab es eine Rettungschance, die vom Galeria-Konzern aber abgelehnt wurde.
  • Ein Investor wollte demnach den Kaufhof in Wesel übernehmen und umbenennen.

Hätte der Kaufhof in der Weseler Innenstadt gerettet werden können? Laut einem Bericht des Handelsblattes gehörte der Standort zu fünf Filialen von Galeria, die eine Gruppe von Investoren gerne unter einem neuen Namen weitergeführt hätte. Wie die Zeitung unter Berufung auf Insider schreibt, habe das Management des Konzerns dieses Angebot jedoch abgelehnt. Wie berichtet, gehört der Kaufhof an der Hohen Straße in Wesel zu den bundesweit 16 Warenhäusern, die Ende August schließen sollen.

Dem Handelsblatt zufolge handelte es sich bei den Investoren um die Gruppe RE-Think um den ehemaligen Kaufhof-Chef Helmut Merkel, welche zuvor bereits großes Interesse am Gesamtunternehmen hatte, sich aber nicht gegen ein Konsortium um den ehemaligen US-amerikanischen Kaufhof-Eigentümer Richard Baker und den Unternehmer Bernd Beetz durchsetzen konnte. Diese Investoren wollen den Warenhauskonzern übernehmen und 76 der 92 Häuser weiterführen – Wesel gehört nicht dazu.

Kaufhof in Wesel sollte unter dem Namen Hertie weitergeführt werden

Laut dem Bericht des Wirtschaftsmediums wollte RE Think den Standort in der Weseler Fußgängerzone künftig unter dem Namen „Hertie“ weiterführen, diesen Namen trug einst eine andere große Kaufhaus-Kette, heute wird er nicht mehr genutzt. Neben Wesel sollen unter anderem die Filialen an der Breiten Straße in Köln und im Einkaufszentrum Limbecker Platz in Essen im Fokus der Investoren gestanden haben. Warum das Galeria-Management die Übernahme ablehnte, ist unklar. Wie das Handelsblatt weiter berichtet, habe RE-Think die Häuser mit Waren und Personal im laufenden Betrieb übernehmen wollen. Galeria soll allerdings nur bereit gewesen sein, die Standorte nach dem kompletten Abverkauf der Ware und der Schließung zu übergeben, heißt es.

Galeria-Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus machte mit Verweis auf die Vertraulichkeit keine Angaben zu dem im Raume stehenden Angebot – auch die Investorengruppe wollte sich auf Anfrage des Handelsblattes nicht zu den Vorgängen äußern. „Aufgrund der im Bieterprozess vereinbarten Vertraulichkeit sowie aus Gründen des Datenschutzes werden wir uns zu diesen Fragen nicht äußern“, sagte ein Sprecher des Insolvenzverwalters unserer Redaktion dazu. Gleichwohl betonte er, Denkhaus handele „insbesondere unter der Maxime der bestmöglichen Gläubigerbefriedigung“. Das habe auch den Ausschlag dafür gegeben, dem Konsortium um Baker und Beetz den Zuschlag zu geben.

Nach der Beurkundung der Investorenvereinbarung ist dieser Vertrag zu erfüllen, erklärte der Sprecher zudem. Dazu gehört Stand jetzt auch die Abwicklung oder Verwertung der 16 Filialen, die Beetz und Baker nicht übernehmen wollen. Ob es ein Angebot zur Übernahme weiterer Häuser gegeben habe, beantwortete der Sprecher nicht, erklärte lediglich: „Es steht jedem Interessenten frei, mit Vermietern gekündigter Filialen Verhandlungen über einen neuen Mietvertrag zu führen.“

SPD Wesel schreibt wegen Kaufhof an Brief an Wüst

Die offenbar geplatzte Übernahme der Weseler Filiale ruft nun die SPD in der Hansestadt auf den Plan. Fraktionschef Ludger Hovest hat in dieser Sache einen Brief an den nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Hendrik Wüst geschrieben. „Bitte schalten Sie sich umgehend in die Rettung der zu schließenden Galeria-Kaufhof-Standorte ein“, fordert der Sozialdemokrat den Landeschef von auf.

Es gebe offenbar eine vorhandene finanzielle Lücke zwischen dem geplanten Abverkauf bis zur Schließung der Filiale im Spätsommer und der kompletten sofortigen Übernahme durch einen Investor, so Hovest in dem Schreiben an den Ministerpräsidenten: „Das mag so sein, aber das darf nach unserer Meinung nicht das ‚Aus‘ der Standorte bedeuten. Wir in Wesel kämpfen mit der Belegschaft für den Erhalt des Standortes. Die Sicherung der Arbeitsplätze, aber auch die Attraktivität des Standortes der Stadt Wesel sind unsere Beweggründe uns für den Standort einzusetzen.“

Der Firmensitz von Galeria in Essen.
Der Firmensitz von Galeria in Essen. © FUNKE Foto Services | Fabian Strauch

Wüst solle das Thema zur „Chefsache“ machen. Es könne aus Sicht der Weseler Sozialdemokraten nicht sein, dass der Erhalt des Kaufhauses an einem „Finanzgezerre“ zwischen den potenziellen neuen Investoren und dem Insolvenzverwalter scheitert. „Erfahren Sie über Ihre Möglichkeiten die Eurosumme, die in Wesel möglicherweise in Rede steht und finden Sie einen Weg, wie die Summe geschultert werden kann“, formuliert es Hovest in Richtung von Wüst. „Die Belegschaft des Kaufhofs in Wesel und der Erhalt des Standortes muss unser gemeinsames Ziel sein.“ Die Menschen hätten es verdient, dass man sich für sie einsetze und eine Lösung finde. „Wenn die in Rede stehende Summe benannt wird, sollten alle Beteiligten Wege finden, das Problem zu lösen“, meint der SPD-Fraktionschef.

Kaufhof-Filiale in Wesel soll im Sommer schließen

Eine schwindende Resthoffnung gibt es also noch, doch nach derzeitigem Stand wird die Kaufhof-Filiale in Wesel im Sommer für immer schließen. Wie mehrfach berichtet, steht der Standort auf der Streichliste des Galeria-Konzerns. In der Fußgängerzone droht deshalb ein riesiger Leerstand. Die FDP-Fraktion im Stadtrat fordert angesichts dieser Entwicklung die Verwaltung auf, ein neues Innenstadtkonzept auszuarbeiten oder in Auftrag zu geben.

„Die Schließung des Kaufhofs hat nicht nur Auswirkungen auf die wirtschaftliche Situation unserer Stadt, sondern auch auf das Stadtbild und die Attraktivität für Bürger und Besucher“, formuliert es der Fraktionsvorsitzende Michael Oelkers in einem Antrag. Es sei daher von großer Bedeutung, dass die Verwaltung ein Konzept entwickele, um die drohende Lücke zu schließen und neue Perspektiven für die Entwicklung der Innenstadt zu schaffen.

Die Türen des Kaufhofes in Wesel soll ab Ende August für immer geschlossen werden.
Die Türen des Kaufhofes in Wesel soll ab Ende August für immer geschlossen werden. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Geht es nach den Wünschen der Liberalen, soll das Innenstadtentwicklungskonzept sich nicht nur auf die unmittelbare Nachnutzung des Kaufhof-Gebäudes konzentrieren, sondern auf die gesamte Innenstadt. Dabei sollen Aspekte wie Einzelhandel, Gastronomie, Kultur- und Freizeitangebote, Verkehrsanbindung und städtebauliche Gestaltung berücksichtigt werden. „Wir sind überzeugt, dass ein durchdachtes und zukunftsorientiertes Innenstadtentwicklungskonzept dazu beitragen wird, die Attraktivität unserer Stadt zu steigern und neue Impulse für die wirtschaftliche Entwicklung bringt“, so Oelkers weiter.

Politik in Wesel fordert Nachverhandlung über Kaufhof-Filiale

Ende April hatte der Galeria-Konzern bekannt gegeben, wie die Warenhauskette nach der erneuten Insolvenz und der Übernahme durch einen neuen Eigentümer in Zukunft aufgestellt sein soll. Völlig überraschend gehörte der Standort an der Hohen Straße in Wesel zu den deutschlandweit 16 Filialen, die zum 31. August dieses Jahres schließen sollen. In Wesel werden hinter den Kulissen derzeit Gespräch geführt, um das Aus noch abzuwenden. Knackpunkt ist offenbar die Miete, der Konzern und die Vermieterin der Immobilien konnten sich darüber nicht einig werden. Bürgermeisterin Westkamp hatte bisher betont, dass es von Seiten der Eigentümerin noch Bewegungsbereitschaft gebe. So setzt die Stadtverwaltung noch auf Nachverhandlungen zwischen den Parteien, auch die CDU und die SPD forderten die Beteiligten dazu auf.

Jüngste Aussagen des Galeria-Insolvenzverwalters Stefan Denkhaus geben allerdings eher wenig Anlass zur Hoffnung. Die Verhandlungen über die Mieten seien im April „final abgeschlossen“ worden, betonte Denkhaus vor einigen Tagen gegenüber Journalisten. Er sehe nur noch „eine minimale Chance auf Einzellösungen Ende Mai/Anfang Juni“, sagte Denkhaus und betonte: „Ich möchte den Beschäftigten keine falschen Hoffnungen machen.“ Über den Verkauf und das Sanierungskonzept muss zunächst die Gläubigerversammlung entscheiden, die am 28. Mai in Essen tagt. Anschließend braucht es grünes Licht vom Amtsgericht.