Wesel. Für die Galeria-Belegschaft ist das Aus ein Schock. Derweil laufen Bemühungen um eine Nachverhandlung über die Miete. Gibt es noch eine Einigung?

Am Montag nach der Bekanntgabe der geplanten Schließung des Kaufhofes in Wesel zum 31. August sind die Türen des Hauses wieder geöffnet, der Betrieb läuft scheinbar normal. Doch die Stimmung bei den Beschäftigten ist sehr bedrückt, weiß Verdi-Gewerkschaftssekretär Martin Petig, der in Kontakt mit dem Weseler Betriebsrat steht. „Die Enttäuschung ist riesengroß, der Frust auch.“ Immerhin hatten die rund 50 Beschäftigten selbst finanzielle Opfer gebracht – vergebens. Derweil werden hinter den Kulissen viele Gespräche geführt, um das Aus der Galeria-Filiale nach 52 Jahren in Wesel doch noch zu verhindern.

Auch Martin Petig ist völlig überrascht von der Entscheidung. „Ich kann nicht verstehen, dass ein gut gehendes Haus geschlossen werden soll.“ Für die Mitarbeitenden, von denen viele zur langjährigen Stammbelegschaft zählen, sei das sehr bitter. Petig will nun auf Bürgermeisterin Ulrike Westkamp zugehen und mit der Stadt gemeinsam öffentlichkeitswirksame Aktionen planen, eine Unterschriftenaktion wäre zum Beispiel denkbar. Das wäre immerhin ein Zeichen.

Das Problem am Standort Wesel ist nicht die fehlende Kundschaft. Vielmehr konnten sich der insolvente Warenhauskonzern und die Vermieterin nicht über die künftige Miete einig werden. Die Stadt versucht, zu vermitteln: „Wir haben viele Gespräche geführt“, berichtet Bürgermeisterin Ulrike Westkamp von den städtischen Aktivitäten seit Samstag. Sie setzt nun auf mögliche Nachverhandlungen zwischen beiden Parteien.

Betroffene Kaufhof-Mitarbeiter wechseln in Transfergesellschaft

Man habe hart über die Mieten verhandelt. So zitiert Galeria den Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus in einer Mitteilung. „Dort, wo mit den Vermietern ein wirtschaftlich vertretbares Ergebnis trotz größter Bemühungen aller Beteiligten (...) nicht zu erzielen war, können die betreffenden Häuser nicht fortgeführt werden.“ Bekanntlich will ein Investorenkonsortium bestehend aus dem US-Investor NRDC Equity Partners und dem Unternehmer Bernd Beetz 76 der 92 Filialen weiterführen. Die von den Schließungen betroffenen Mitarbeiter sollen für acht Monate in eine Transfergesellschaft wechseln können.

Es gibt noch Hoffnung in Wesel, dass es nicht so weit kommen wird. Mit Blick auf den Mietvertrag könne die Stadt aber nicht mehr tun, als zu vermitteln, stellt Ulrike Westkamp klar: „Wichtig ist, dass die Parteien eine Einigung erzielen.“ Sie stellt Bereitschaft vonseiten der Eigentümerin fest, sich noch zu bewegen. Die Stadt trage ihrerseits zu einem guten Geschäftsumfeld bei, das Kunden anlocke. Zum Beispiel durch gut besuchte Veranstaltungen wie dem Frühlingsfest, den PPP-Tagen oder dem Hansefest. Und auch die Kreuzfahrtschiffe bringen immer mehr Menschen nach Wesel. „Das Potenzial ist da“, ist die Bürgermeisterin überzeugt.

SPD Wesel appelliert an Besitzerfamilie der Kaufhof-Immobilie

Die Politik meldet sich ebenfalls zu Wort: SPD und CDU fordern die Beteiligten zu Nachverhandlungen auf. Die SPD richtet ihren Appell ausdrücklich an „die Besitzerfamilie der Kaufhof-Immobile und die beteiligten Banken.“ Es dürfe nicht sein, „dass ein intakter Standort und eine hoch motivierte Belegschaft, die in den letzten Jahren immer wieder auf Lohn und Gehalt verzichtet hat, Opfer von einem Finanzgezerre wird.“ Die CDU ist von dem Warenhauskonzern enttäuscht, „da die Mitarbeiter über Jahre finanzielle Zugeständnisse gemacht haben und auch die Vermieterin dem Konzern immer wieder entgegengekommen ist.“ Der Kaufhof sei in einigen Produktbereichen schon jetzt einziger Anbieter in der Stadt.

Die IHK Niederrhein bedauert die geplante Schließung, fordert aber auch neue Ideen und Konzepte, um Innenstädte attraktiv zu halten. „Daran arbeiten wir gemeinsam mit den Städten, Wirtschaftsförderungen und Unternehmen.“ Auch Marion Day, Sprecherin der Weseler Einzelhändler, richtet den Blick in die Zukunft. Zwar würde sich die Modehändlerin über den Erhalt des Kaufhofes freuen, sie sieht es aber als „Zeichen der Zeit, dass sich die Häuser nicht mehr halten können.“ Day verweist darauf, dass es in anderen Städten gelungen sei, leere Kaufhäuser mit Leben zu füllen und sieht Wesel mit zwei Drogeriemärkten und größeren Textilern wie C&A, Sinn oder H&M gut aufgestellt. Es gebe viele inhabergeführte Läden, deren Besitzer bereit seien, sich für den Standort zu engagieren. Sollte Kaufhof schließen, müsse schnell ein neues Konzept für den Leerstand her.