Wesel. Kaufhof Wesel steht nicht auf der Schließungsliste des Galeria-Konzerns. Die Erleichterung ist nicht nur bei den Mitarbeitenden groß.
Um kurz nach 14 Uhr bricht in der Kaufhof-Kantine Jubel aus. Geschäftsführer Ralf-Peter Irrenberg verkündet die Nachricht, der 50 Mitarbeiter monatelang entgegen gefiebert haben: Die Filiale in Wesel soll erhalten bleiben. „Da sind Tränen geflossen vor Glück nach der ganzen Anspannung“, berichtet die stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Christa Spickermann wenig später draußen vor der Presse.
Für das Weseler Kaufhaus verkündet der Galeria-Konzern an diesem Montag durchweg gute Nachrichten: „Wir gehören zu 99 Prozent zu den Filialen, in denen die Belegschaft bleibt, wie sie ist“, erklärt die Betriebsratsvorsitzende Yvonne Weisenhaus. „Wir freuen uns riesig.“ Darauf stößt die 50-köpfige Mannschaft direkt bei der Versammlung mit einem Glas Sekt an.
Allerdings muss am 27. März noch die Gläubigerversammlung zustimmen. Die Erleichterung der beiden Betriebsrätinnen wird indes von dem Aus für andere Filialen getrübt: Denn deutschlandweit will der Galeria-Konzern insgesamt 52 Filialen schließen. Das sind 4100 Mitarbeiterstellen, geben sie zu bedenken. Nicht für alle gibt es ein Happy End.
In Wesel ist noch nicht klar, wie sich das Haus in Zukunft verändern wird. „Es gibt ein Sanierungskonzept, aber wie es aussieht, wissen wir noch nicht“, sagt Weisenhaus, die seit 24 Jahren im Unternehmen tätig ist. Fest stehe: In den kommenden drei Jahren werden die Filialen umgebaut. Viele Beschäftigte arbeiten schon lange im Kaufhof, für Christa Spickermann ist es das 44. Jahr.
Kaufhof in Wesel: Für Beschäftigte endet Zeit der Ungewissheit
In der Fußgängerzone freuen sich die Passanten ebenfalls über den Erhalt des traditionsreichen Kaufhauses. „Ohne den Kaufhof wäre es traurig in Wesel“, sagt eine Frau. Ein Mann berichtet, dass er immer wieder gerne zum Einkaufen hierhin komme. „Das ist ja toll, herzlichen Glückwunsch“, gratuliert eine weitere Passantin spontan. Den Rückhalt der Weselerinnen und Weseler haben sie in den vergangenen Wochen deutlich gespürt, berichten die Betriebsrätinnen. Nicht nur durch die über 1700 Unterschriften für den Erhalt des Standorts. „Viele Kunden haben gesagt, dass sie uns die Daumen drücken,“ sagt Christa Spickermann und betont: „Wesel hat es verdient, dass wir weiter ein Warenhaus haben.“
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Ähnlich drückt es Bürgermeisterin Ulrike Westkamp aus, als sie in Begleitung von Wendelin Kunf und Ingo Balters von der Wirtschaftsförderung zur Filiale kommt, um zu gratulieren. „Der Kaufhof hat ein gutes Angebot und nette Beschäftigte – das passt.“ In Wesel gehöre das Warenhaus zu den wichtigsten Ankermietern der Innenstadt.
Der Kaufhof stand schon mal zur Debatte
„Es ist eine erfreuliche Nachricht für unsere ganze Stadt. Unser Kaufhof ist ein wichtiger Bestandteil der Innenstadt. Viele Menschen kommen gerne nach Wesel zum Einkaufen, auch weil wir einen Kaufhof haben. Zudem ist Kaufhof ein wichtiger Arbeitgeber“, so die Bürgermeisterin. Westkamp und Wirtschaftsförderung stehen seit Monaten in einem engen Austausch mit dem Geschäftsführer, den Mitarbeitenden und anderen Akteuren – und sie haben entgegen aller Unkenrufe immer an den Fortbestand geglaubt, versichern sie.
Schon einmal hatte die Belegschaft im Sommer 2020 um die Existenz des Kaufhauses an der Hohen Straße bangen müssen. Jetzt wünschen sich die Mitarbeitenden vor allem eines: Dass die erneute Entscheidung für den Standort diesmal länger Bestand hat.
Auch die SPD in Wesel reagierte bereits auf die Entscheidung des Konzerns. „Die vielfachen Bemühungen der Belegschaft des Kaufhofs, der Stadt Wesel und die vielen hunderte von Bürgerinnen und Bürger, die ihre Solidarität gezeigt haben, haben das positive Ergebnis bewirkt“, heißt es in einer Mitteilung. „Alle Weseler können sich heute freuen.“