Schermbeck. Kritik der Christdemokratin an der Bundesregierung und eine klare Haltung zum Wolf. Das kam gut an beim Neujahrsempfang der CDU Schermbeck.
Silke Gorißen erfüllte beim Neujahrsempfang der CDU Schermbeck die Erwartungen der meisten der rund 150 Gäste im Rathaus – denn sie stellte ausführlich ihre Positionen zu zwei wichtigen Themen ihres Ressorts dar, die in Schermbeck eine große Rolle spielen.
Nach der Begrüßung durch den CDU-Vorsitzenden Ulrich Stiemer war es der Landtagsabgeordneten Charlotte Quik vorbehalten, die Gastrednerin anzumoderieren: Sie freue sich auf den Besuch der Ministerin, zu einer „ganz guten Zeit für eine Landwirtschaftsministerin in Schermbeck“, um für die NRW-Landesregierung klarzumachen, dass sie „völlig an der Seite der Landwirte“ stehe. „Was in Berlin passiert, ist ein absolutes Unding: Man kann verkorkste Haushaltspolitik nicht auf dem Rücken der Bevölkerungsgruppe austragen, die uns satt macht“, so Quik. Die Brünerin wünschte sich zudem, dass Silke Gorißen sich „auch zu der Tatsache, dass wir ja immer noch mit einem vierbeinigen Quälgeist konfrontiert sind“, äußern werde.
Bauern müssen „Riesenspagat“ hinbekommen
Die Bauern müssten einen „Riesenspagat“ hinbekommen, begann die Ministerin ihre Ausführungen. „Die Landwirte machen völlig zurecht auf ihre Probleme aufmerksam. Ihnen ist immer mehr aufgebürdet worden. Sie müssen mehr Klima- und mehr Umweltschutz leisten, auf das Artensterben Rücksicht nehmen, fürs Tierwohl mehr tun und gleichzeitig sollen sie weiterhin uns nicht nur alle satt machen – sondern das auch noch zu günstigen Preisen und in bester Qualität“, so die 52-Jährige aus dem Nachbarkreis Kleve.
Nach Gorißens Einschätzung habe Deutschland „die best ausgebildeten Landwirte weltweit“, doch die jungen Landwirte hätten Ängste und Sorgen, ob sie den Hof übernehmen sollten. Oft werde sie gefragt: „Macht das alles noch Sinn?“ Doch die Ministerin erklärte: „Landwirtschaft ist bei uns immens wichtig, auch in Schermbeck – sehr vielseitig.“ Um in die Läden zu gehen und dort immer alle Lebensmittel zu bekommen, sei es notwendig, dass man bei Nahrungsmittel-Lieferketten unabhängig bleibe. Auch deshalb sei es wichtig, landwirtschaftliche Flächen zu erhalten.
Ministerin: Lösung der Landwirtschafts-Krise könnte eine Agrar-Allianz sein
Die Bauernproteste der vergangenen Wochen hätten ihre Ursache in Berlin, weil bei den Sparmaßnahmen nicht mal der Bundeslandwirtschaftsminister einbezogen worden sei, so Silke Gorißen. Dies sei „eine besondere Form der Ignoranz seitens der Regierung“, erklärte die CDU-Frau und ergänzte: „Das wäre bei uns im Land unvorstellbar!“ Die Christdemokratin fordert: „Die Sparvorschläge müssen in Gänze vom Tisch! Wir stehen an der Seite unserer Landwirte.“ 70 Prozent der Bevölkerung sehe dies genauso, „nur bei der Bundesregierung ist der Groschen immer noch nicht gefallen“. Sie unterstützt die Forderung von Ministerpräsident Henrik Wüst nach einer Agrar-Allianz (ein Austausch unter anderem von Politik, Landwirten, Umwelt- und Tierschutzverbänden).
Und dann äußerte sich die Landwirtschaftsministerin auch noch zu Gloria: „Die Wiederansiedlung des Wolfs auch bei uns in NRW führt in vielerlei Hinsicht zu großen Problemen“, so Gorißen, denn eine starke Weidetierhaltung sei auch in Zukunft sehr wichtig. Sie habe allerdings auch mitbekommen, „wie die Emotionen hochkochen und wie unsachlich argumentiert wird“, was viele Schermbecker am eigenen Leib mitbekommen würden: „Das Problem wächst mehr und mehr.“
Gorißen: Der Wolf geht nicht bei Edeka an der Fleischtheke einkaufen
Wenn der Wolf zugeschlagen habe, seien dies „absolut entsetzliche Bilder“ und es entstehe „großes Tierleid und ein hoher wirtschaftlicher Schaden.“ Diese Aspekte würden ihr viel zu wenig eine Rolle spielen in der Diskussion. Fälschlicherweise werde alles gerechtfertigt mit dem „Wesen des Wolfes“, so Silke Gorißen, die amüsant hinzufügte: „Es ist uns auch klar, dass er nicht bei Edeka an der Fleischtheke steht und da einkaufen geht.“ Sie mache da auch dem Wolf keinen Vorwurf: „Das ist seine Natur!“ Man müsse eine ordentliche Lösung für den Umgang mit dem Wolf hinbekommen, „sonst tun wir den Weidetierhaltern keinen Gefallen, bringen uns landwirtschaftlich in eine große Schieflage und tun letztendlich dem Wolf damit auch keinen Gefallen.“