Wesel. Steigende Energiekosten und Tariferhöhungen belasten die Finanzplanung. Die Geschäftsführung des EVK Wesel fordert von der Politik mehr Hilfen.
Im vergangenen Jahr konnte der Gesundheitscampus Wesel – also das Evangelische Krankenhaus, die Seniorenheime und weitere Gesundheitseinrichtungen – wichtige Projekte umsetzen, allen voran die Eröffnung des Seniorenheimes Haus Aaper Busch und des Kati-Faßbender-Hospizes. Auf das neue Jahr blickt die Geschäftsführung allerdings mit Sorge: Hohe Energiekosten und Tarifsteigerungen belasten insbesondere den Krankenhaus-Bereich, der für 2024 erstmals mit einem Defizit planen muss. Eine besondere Situation, wie Geschäftsführer Heino ten Brink beim Jahrespressegespräch erklärte: „Das hat es so noch nicht gegeben.“
Anders als viele Unternehmen könne das Krankenhaus die gestiegenen Preise nicht einfach weitergeben, so ten Brink. Das erwartete Defizit werde einen „kleinen siebenstelligen Betrag“ ausmachen. Allein die Energiekosten, erklärte sein Stellvertreter Martin Straatmann, werden voraussichtlich für alle Einrichtungen mit gut 500.000 Euro mehr zu Buche schlagen. Im Krankenhaus tragen auch die Tariferhöhungen zur finanziellen Belastung bei – auch wenn sie, wie ten Brink betont, für die Mitarbeitenden verdient sind. Die Ausgaben steigen insgesamt um rund zehn Prozent, so stark wie noch nie. Das Krankenhaus bekomme nur die Tarifsteigerung der Pflegekräfte refinanziert. Sie machen lediglich 35 bis 40 Prozent der Mitarbeitenden aus, so ten Brink. Er sieht hier die Politik in der Pflicht, den Krankenhäusern unter die Arme zu greifen. „Wir brauchen verlässliche Finanzierungsbedingungen.“ Das EVK hat sich gemeinsam mit anderen Häusern an Aktionen beteiligt, um auf die prekäre Lage aufmerksam zu machen. „Wir fühlen uns alleingelassen“, sagt ten Brink. Denn die Häuser selbst haben nicht viel Handlungsspielraum. „Eine gute Patientenversorgung auf hohem Niveau muss auch bezahlt werden.“
EVK Wesel: Entbürokratisierung der Krankenhäuser ist überfällig
Den geforderten Wandel zum Beispiel nach mehr ambulanten Behandlungen setze das EVK um. 2023 wurden 42 Prozent mehr ambulante Eingriffe vorgenommen als noch 2019. Doch bei der Entbürokratisierung sieht ten Brink noch Luft nach oben: „Es gibt sogar mehr Regulierung und Dokumentationspflicht. Wer soll denn die Menschen am Bett versorgen?“ Hier ist aus seiner Sicht dringend Entlastung notwendig. Auch die Umsetzung des Landeskrankenhausplans wird 2024 ein Thema bleiben. Mit Schwerpunkten in den Bereichen Onkologie, Wirbelsäulen- und Unfallchirurgie, Neurologie sowie Allgemein- und Viszeralchirurgie (Europäisches Referenzzentrum der Robotic Chirurgie) sieht sich das Haus dafür gut aufgestellt.
Einige Bauprojekte stehen in diesem Jahr an: Die Station 4a (Gastroenterologie, Hämatologie, Onkologie) wird als erste Teilstation kernsaniert. Die Drei-Bett-Zimmer werden um ein Bett reduziert und dafür um ein Bad ergänzt sowie mit einer Kühlung für warme Tage versehen. Der Bereich zwischen Ärztehaus und Kapelle, wo Patiententransporte ankommen (außer Notfälle), erhält eine Überdachung. Außerdem soll das Angebot um ein hausärztliches Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) und eine Facharztpraxis erweitert werden.
Planungen um ehemaliges Altenheim laufen
In der Stadtmitte sollen die Pläne für Pflegeangebote im neueren Teil des ehemaligen Altenheimes am Willibrordiplatz („Sackermann-Bau“) Form annehmen. Gemeinsam mit Kreis und Kommune soll zunächst geklärt werden, welche Pflegeangebote noch benötigt werden, beschreibt Andreas Polack, Leiter des Geschäftsbereiches Senioren- und Pflegeeinrichtungen, die weiteren Schritte. So könnten je nach Bedarf zum Beispiel besondere Wohnformen entstehen. Noch geklärt werden muss außerdem, ob das gut 1400 Quadratmeter große Bestandsgebäude umgebaut oder einem Neubau weichen wird. Der Start der Bauarbeiten ist für 2025 geplant. Bis dahin kann das ehemalige Seniorenheim wie berichtet von der Stadt als Flüchtlingsunterkunft genutzt werden.
Wieder mehr Patienten im EVK
Die Zahl der Patienten im Evangelischen Krankenhaus Wesel ist 2023 wieder gestiegen: 14.065 Personen wurden im vergangenen Jahr behandelt, das sind gut 300 mehr als 2022. Ambulant stellten sich 27.000 Menschen vor. Damit liegt das Krankenhaus über dem Niveau von 2019, also der Zeit vor Corona.
Weiter ausgebaut hat das EVK sein Angebot in der neurologischen Frührehabilitation: Von einst drei ist die Abteilung auf 15 Betten angewachsen. Auch die Wirbelsäulenchirurgie soll weiter gestärkt werden, kündigt die Geschäftsführung an. Ein Führungswechsel steht in diesem Jahr an: Der Leiter des Onkologischen Kompetenzzentrums Niederrhein und Chefarzt der Inneren Medizin, Dr. Wolfram Kalitschke, geht in den Ruhestand. Die Nachbesetzung läuft.