Wesel. Das ausgemusterte Altenheim am Willibrordiplatz wird aufgegeben. Was sich für die 66 Bewohner im neuen Haus Aaper Busch in Obrighoven verbessert.

Es ist neun Uhr am Morgen, Gerd Mielke sitzt auf seinem Bett in der ersten Etage des Altenheims am Willibrordiplatz. In wenigen Minuten wird der Fahrdienst eintreffen und den 61-Jährigen in sein neues Zuhause bringen. „Ich freue mich sehr“, sagt der Weseler. Er gehört zu den 66 pflegebedürftigen Frauen und Männern, die ins neue Pflegeheim Haus Aaper Busch umziehen. Dabei findet Gerd Mielke das in die Jahre gekommene Heim am Dom gar nicht so schlecht: „Sogar einen Kronleuchter habe ich hier, das hat nicht jeder“, scherzt er mit einem Blick an die Decke. Doch die Aussicht auf ein Einzelzimmer mit Bad ist für ihn verlockend. Nichts gegen den Bettnachbarn, ergänzt er schnell, aber: „In manchen Situationen ist es besser, alleine zu sein.“

Das Altenheim am Dom liegt zwar zentral in der Stadt, entspricht aber nicht mehr den aktuellen Vorgaben. Es hat noch viele Doppelzimmer und Gemeinschaftsbäder auf dem Flur. Ein Umbau war nicht möglich, daher hat das Evangelische Krankenhaus das Haus Aaper Busch mit 84 Pflegeplätzen gebaut. Der Umzug ist für die Bewohner schon seit Wochen ein bewegendes Thema. „Die Nervosität ist gestiegen“, berichtet Pflegedienstleiterin Mandy Biens.

Die Wohngruppen im neuen Haus Aaper Busch sind nach Sehenswürdigkeiten benannt.
Die Wohngruppen im neuen Haus Aaper Busch sind nach Sehenswürdigkeiten benannt. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Viele Bewohner sind seit Jahren am Willibrordiplatz, zwei sogar seit über 20 Jahren, da sind die Gefühle angesichts des Umzuges gemischt. „Hier schaue ich auf die Bäume im Park“, sagt eine Bewohnerin, die vor dem Haus steht. Ihr neues Zimmer kennt sie, wie die meisten, nur von Bildern.

Umzug ins Haus Aaper Busch in vier Etappen

Bei Gerd Mielke überwiegt eindeutig die Vorfreude. Außerdem: „Das wichtigste ist das Personal und damit bin ich sehr zufrieden“, sagt er. Die Pflegekräfte werden ihn auch ins neue Zuhause begleiten. Der 61-Jährige lebt seit Januar im Heim, ist seit einem Schlaganfall halbseitig gelähmt und durch einen Sturz zusätzlich gehandicapt. Nach der Kurzzeitpflege entschloss er sich, zu bleiben: „Hier bekommt man ja volle Unterstützung.“ Nun packen die Männer des Krankentransportes seine einzige Tasche ein – der Rest ist schon drüben – und fahren Gerd Mielke heraus.

Manuela Siracusano leitet das Pflegeheim Haus Aaper Busch.
Manuela Siracusano leitet das Pflegeheim Haus Aaper Busch. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Die Bewohner reisen buchstäblich mit leichtem Gepäck. Denn sie ziehen in ein komplett eingerichtetes Heim und nehmen nur ihre persönlichen Sachen und Möbelstücke mit. Daher ist in dem Pflegeheim außer einigen Kartons eher wenig vom Umzug zu sehen. Vier Umzugstage gibt es, die Menschen werden in Etappen ins neue Heim gebracht. Ab dem 13. Juli wird das Haus am Willibrordiplatz menschenleer sein. Noch brauchbare Möbel und Ausstattung gehen in andere Einrichtungen. Auch für die Mitarbeitenden war die Zeit vor dem Umzug stressig: „Man musste an so viele Sachen denken“, so Mandy Biens.

22 neue Mitarbeiter für das Haus Aaper Busch eingestellt

Wenige Minuten später fährt der Krankentransport am Haus Aaper Busch vor. Gerd Mielke zieht in die „Zitadelle“. Jeder Wohnbereich für bis zu 17 Menschen ist nach einer Sehenswürdigkeit benannt. Nach dem „Berliner Tor“ ist nun der zweite Abschnitt in Betrieb, trotzdem ist es ruhig im Haus. Die Wohnbereiche sind bewusst kleiner gehalten, erklärt Heimleiterin Manuela Siracusano. Das Konzept sehe vor, dass die Bewohner den Tag im Aufenthaltsbereich verbringen. Dort gibt es auch eine Küche und einen stets gefüllten Kühlschrank:. „Zu Hause wollen wir auch nicht warten, wenn wir Hunger haben.“

Die Pflegebedürftigen hätten sich nach einigen Tagen Eingewöhnungszeit positiv geäußert, berichtet sie. Auch erste neue Heimbewohner sind schon da, außerdem wurden 22 zusätzliche Pflege- und Präsenzkräfte eingestellt. Im Laufe dieser Woche wird das Haus Aaper Busch komplett gefüllt sein – nur ein Zimmer ist noch frei, aber reserviert.

Der Garten des neuen Pflegeheimes am Evangelischen Krankenhaus ist fast fertig.
Der Garten des neuen Pflegeheimes am Evangelischen Krankenhaus ist fast fertig. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Gerd Mielke sitzt schon um zehn Uhr auf dem neuen Bett und sieht sich in dem weiß und fliederfarben gestrichenen Zimmer um. Das Gepäck werden später Angehörige auspacken. Mutter und Brüder wohnen in Obrighoven, erzählt er. Und wie gefällt es ihm? „Hervorragend“, lautet sein erstes Urteil. „Schön hell und freundlich.“ Den Wohnbereich will er sich später mit dem Rollstuhl anschauen. In den „Rolli“ will er eines Tages wieder selbstständig steigen können. „Das ist mein Ziel.“ Sein Blick geht zur Zimmerdecke und er findet – augenzwinkernd – doch etwas zu bemängeln: „Nur den Kronleuchter, den werde ich vermissen.“

Kurzzeit- und Tagespflege im Haus Aaper Busch starten bald

Neben den 84 stationären Pflegeplätzen gibt es im Haus Aaper Busch einen Wohnbereich für die Kurzzeitpflege, der ab 1. August in Betrieb geht, und ab 1. September auch eine Tagespflege. Im Erdgeschoss wird außerdem eine Cafeteria einziehen und ein Garten mit Spalierobst hergerichtet. Außerdem ist in dem 6500 Quadratmeter großen Gebäudekomplex Platz für Praxen und Ladeneinheiten, ein Sanitätshaus hat bereits eröffnet. Im Staffelgeschoss befinden sich neun seniorengerechte Wohnungen.

Das Altenheim am Willibrordiplatz weicht in einiger Zeit wie berichtet einer neuen Bebauung: Auf dem Gelände des älteren Teils plant die Domkarre GbR 67 Wohnungen. Dort, wo heute der neuere Teil des Gebäudes steht, will das Evangelische Krankenhaus Wohnungen mit Pflegeangeboten kombinieren, unter anderem sind auch zwei Wohngemeinschaften angedacht.