Wesel. Nach zehn Jahren Planung ist das einzige Hospiz am rechten Niederrhein mit Festakt eröffnet worden. Die Kooperation am EVK macht es einmalig.
Nach 24-monatiger Bauzeit öffnet mit dem Kati-Faßbender Hospiz Wesel das einzige Hospiz am rechten Niederrhein. Mit der offiziellen Schlüsselübergabe der Stifterin Kati Faßbender, einem großen Festakt, Benefizkonzert und dem Tag der offenen Tür wurde das Hospiz an der Straße Kiek in den Busch 99 am Freitag, 2. Juni, eingeweiht. „Es soll ein Ort sein, wo wir dem Tod begegnen, aber das Leben feiern, wo Tränen rollen, aber auch, wo wir uns der Kostbarkeit des Lebens bewusst werden.“ Dieser Wunsch der neuen Leiterin der Hospizeinrichtung, Christel Wolbring, ist nun in Erfüllung gegangen.
In den parkähnlichen Anlagen mit altem Baumbestand auf dem Gesundheitscampus des Evangelischen Krankenhauses ist ein Haus errichtet worden, das alle Voraussetzungen erfüllt, um sich aufgehoben zu fühlen. Das Motto „Ganz dasein, wenn das Leben endet“, das das Ehepaar Faßbender einmal vorgab, wollen mehr als 20 Mitarbeiter leben, die alles tun, damit die Menschen nicht nur in Frieden sterben können, sondern dass ihren Tagen mehr Leben gegeben, ihnen nicht nur medizinisch, sondern auch seelisch beigestanden wird.
Würdevoller Abschied ohne Angst und Schmerz
Als der ehemalige Weseler Stadtdirektor Günter Faßbender und seine Frau Kati nach einem Todesfall in der Familie die Stiftung gründeten, hatten sie das Ziel, Sterbenden in Wesel und Umgebung einen würdevollen Abschied ohne Ängste und Schmerzen zu ermöglichen. Die Planung für den Bau eines stationären Hospizes in Wesel begann vor zehn Jahren. Günter Faßbender beauftragte dazu noch persönlich das Kuratorium der Stiftung.
„Das EVK mit dem damaligen Geschäftsführer Rainer Rabsahl hat das Projekt von Anfang an unterstützt und stellte das Grundstück auf dem Krankenhausgelände zur Verfügung“, zeigte sich Heinrich Schnieders, Vorsitzender der Kati Faßbender-Stiftung, dankbar. Gerne hätte er damals weitere Träger mit ins Boot geholt, doch 2019 zogen Rainer Rabsahl und er die Reißleine und starteten alleine durch. Seitdem ging alles zügig voran, 2021 der erste Spatenstich, 2022 das Richtfest und nun die Einweihung eines Hauses, auf das auch der jetzige EVK-Geschäftsführer Heino ten Brinke und EVK-Senioren-Bereichsleiter André Gorres mächtig stolz sind.
Dieses Netzwerk macht das Hospiz einmalig
„Es ist ein ideales Grundstück - in der Nähe zur Palliativstation, zum ambulanten Hospizdienst, zur Praxis für Schmerztherapie und zur Hospiz-Initiative“, lobte Heinrich Schnieders in seiner Ansprache. „Wenn eine ambulante Pflege nicht mehr möglich oder die Behandlung auf der Palliativstation abgeschlossen ist, kann nahtlos eine Verlegung in das Hospiz erfolgen. Dieses Netzwerk ist einmalig und hat, ohne zu übertreiben, Modellcharakter.“ Was sich auch in der Person von Christel Wolbring zeige, die sowohl Leiterin des stationären Hospizes als auch langjährige stellvertretende Geschäftsbereichsleiterin Palliative Versorgung und Palliativkoordination ist.
Ganz viel Lob ernteten die Verantwortlichen, insbesondere Architekt Heinz Wrede aus Goch, für die Errichtung des einstöckigen Bungalowkomplexes mit elf Hospiz-Appartements, zirka 27 Quadratmeter groß, und einem Appartement für Angehörige. Auf etwa 1000 Quadratmetern Wohnfläche liegen jeweils rechts und links der Doppelfluranlage fünf, beziehungsweise sechs Zimmer mit einem großzügigen Bad und kleiner Terrasse. Dank eines Sitzmöbels, das sich zum Bett ausziehen lässt, können Angehörige bei Bedarf im Hospizzimmer übernachten. Selbst an ein Schließfach und einen Kühlschrank ist gedacht worden.
Ein Raum der Stille für das Abschiednehmen
Im Innenbereich, dank zweier Innenhöfe mit Tageslicht durchflutet, sind zwischen den beiden Fluren Schwestern-Dienstplätze, ein Aufenthaltsraum, ein großes Pflegebad, Hauswirtschafts- und Personalräume entstanden. Eine kluge Planung, die kurze Wege für das Personal ermöglicht. Am Ende des Komplexes liegt ein Raum der Stille, für ein stilles Abschiednehmen oder einen Gottesdienst. Im Eingangsbereich des Hospizes wurden der Empfang und ein großes Speisezimmer mit hellen Möbeln ausgestattet.
Ab kommender Woche wird Tag für Tag je ein Patient aufgenommen. „Wir hatten übrigens kein Problem, Fachpersonal zu bekommen“, erläuterte Christel Wolbring. So stehen vier Pflegekräfte am Vormittag, drei am Nachmittag und zwei in der Nacht bereit. Die Pflegedienstleitung hat Torsten Tillmanns. Auch Bürgermeisterin Ulrike Westkamp als Schirmherrin des Hospizes zeigte sich glücklich, für unheilbar erkrankte Menschen in Wesel nun einen Ort zu wissen, an dem sie sich als Gast angenommen fühlen. Sie ist sich sicher, dass der Bedarf an Hospizplätzen steigen wird. Doch auch daran wurde gedacht. „Der Bungalow kann aufgestockt werden“, versicherte Architekt Heinz Wrede.
Das Haus wurde ökologisch gebaut, energisch auf dem neusten Stand. Eine Begrünung des Daches folgt noch, was eine Förderung von 325.000 Euro einbrachte. Die Baukosten haben sich von 2,2 auf 3,3 Millionen Euro erhöht. Dieses Geld haben die Stiftung und das EVK in das Hospiz investiert. Die Einrichtung trägt fünf Prozent ihrer Kosten selbst, 95 Prozent werden von den Kranken- und Pflegekassen übernommen, so dass den Hospizbewohnern keine Kosten entstehen. Die Einrichtung ist aber auf Spenden angewiesen. So ging auch bei der großen Eröffnungsfeier der Spendentopf herum.