Wesel. Stören auswärtige Gruppen bewusst das Weseler Brauchtum? Bei einem Fest führte eine Körperverletzung zum vorzeitigen Abbruch der Veranstaltung.
Heinrich Heselmann ist seit vielen Jahren Präsident des Schützenvereins Lackhausen und ein Mann der klaren Worte, als er auf gewalttätige Störer von Schützenfesten in Wesel angesprochen wird: „Das ist für mich eine Verrohung der Gesellschaft und geht überhaupt nicht!“, so der 67-Jährige erbost. Sein Verein sei glücklicherweise von Nachbarvereinen rechtzeitig gewarnt worden, berichtet er weiter, weshalb die Lackhausener einen professionellen Sicherheitsdienst beauftragt hätten, um ihre Brauchtumspflege zu schützen.
„Auch wenn das uns allein am Samstagabend 3500 Euro gekostet hat, sind wir im Nachhinein heilfroh darüber“, berichtet er. Allerdings habe es vor dem Zelt eine vorsätzliche Körperverletzung gegeben, wie ihm die Security-Mitarbeiter in einer Nachbesprechung berichtet hätten: Ohne Anlass habe ein polizeibekannter Randalierer einem Unbeteiligten ins Gesicht geschlagen. Das Opfer habe anschließend behandelt werden müssen. Die anderen knapp 1000 Gäste konnten an diesen Abend jedoch zum Glück ungestört und friedlich feiern.
Schützenfest in Wesel: Unbeteiligte Kellner krankenhausreif geprügelt
In Flüren war dies jedoch anders: Dort musste das Jungschützenjubiläum, das am Freitagabend, 2. Juni, im Festzelt begann, vorzeitig abgebrochen werden. In der Nacht um kurz vor 1 Uhr hätten drei junge Männer einen 18-jährigen Kellner grundlos zusammengeschlagen und getreten, sodass dieser (unter anderem mit Rippenbrüchen) mehrere Tage im Krankenhaus verbringen musste. Dies schildert der Präsident des Bürgerschützenvereins Flüren, Dirk Feuerstein. Er selber sei zwar zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr im Zelt gewesen, jedoch rund 200 andere Gäste. Deren Sicherheit habe der Festwirt ab diesem Vorfall nicht mehr garantieren können und das Fest deshalb vorzeitig – zwei Stunden eher als geplant – beendet.
Die Täter seien zunächst vom Festgelände geflüchtet und hätten sich im Wald versteckt. Wenige Minuten später seien sie aber zurückgekehrt, so Feuerstein. Zwischenzeitlich sei glücklicherweise die Polizei eingetroffen, die das Trio – laut Polizei und Staatsanwaltschaft handelte es sich um einen 17-jährigen Duisburger sowie einen 20-Jährigen und einen 23-jähriger Weseler – vorläufig festnahm.
„Das waren Auswärtige, die mit unserem Schützenverein nichts zu tun haben“, erklärte der BSV-Präsident, der ergänzte, dass er aus sicherer Quelle erfahren habe, dass die drei über ein langes Vorstrafenregister verfügten. „Wir werden für künftige Feste unsere Lehren daraus ziehen, das Gelände einzäunen und den Sicherheitsdienst verstärken. So traurig das auch ist, aber das ist wohl nötig“, ergänzt der Flürener Schützenpräsident.
Ähnlich sieht das Tobias Engels, der Vize-Präsident der Bislicher Schützengemeinschaft: „Wir hatten bei unserem Fest im Mai auch mehrere kleinere Störungsfälle, zum Glück nicht so einen heftigen wie in Flüren.“ Aber auch der 42-Jährige bestätigt: „Das waren Leute, die wir hier noch nie vorher gesehen hatten, auf jeden Fall keine Bislicher.“
Engels, der seit vielen Jahren gut vernetzt ist in der Weseler Schützenszene, ergänzt: „Was in Flüren passiert ist, ist natürlich hochgradig traurig. Schützenfeste sollen der Brauchtumspflege dienen – und das lassen wir uns nicht von ein paar Störern kaputt machen. Solche Gäste braucht kein Schützenfest!“ Offenbar hätten sich Randalierer über Soziale Medien bewusst für die Störungen im ländlichen Bereich verabredet.
Personen am Eingang in Lackhausen abgewiesen
Rolf Lüttig hat als Präsident der Feldmarker Schützen gute Erfahrungen mit seinem Sicherheitsdienst gemacht und ist froh über diese vorbeugenden Maßnahmen. „Die Security-Leute haben den richtigen Blick dafür. Zwei Personen wurden direkt am Eingang abgewiesen: Der eine war der Security schon aus Flüren bekannt und der andere hatte deutlich über zwei Promille intus.“ So hätten die 500 anderen Gäste fröhlich feiern können.
Der Schützenverein Obrighoven habe in diesem Jahr Glück gehabt, dass seine Veranstaltung nicht durch größere Vorfälle gestört wurde, berichtet Pressesprecher Stephan Küpper. Ohne Security ginge es aber bei 1500 bis 2000 Menschen in und vor dem Festzelt natürlich nicht. Und auch er sagt grundsätzlich: „Die Zündschnur ist bei manchen mittlerweile sehr kurz geworden. Manche kommen offenbar nur zum Schützenfest und warten darauf, dass sie schräg angeguckt werden. Die haben aber dann mit dem Schützenwesen rein gar nichts zu tun.“
Die CDU wendet sich an die Bürgermeisterin
Die CDU-Fraktion im Weseler Stadtrat ist von „Hilferufen mittlerweile überforderter Vereinsmitglieder“ der Weseler Schützenvereine über „große Probleme mit gewaltbereiten Personen “ beunruhigt, berichtet Fraktions-Vize Reinhold Brands. Der Christdemokrat bittet deshalb Bürgermeisterin Ulrike Westkamp „Festabbrüche, Schlägereien und Ruhestörungen“ sowie allgemein das Thema Sicherheit bei öffentlichen Veranstaltungen im zuständigen Ausschuss erörtern zu lassen.