Wesel. Der Schützenverein Flüren feiert seinen neuen König nach drei Stunden und 253 Schüssen. Es war so spannend, wie lange nicht mehr. Eine Reportage.
Es ist kurz nach 19 Uhr, der Adler hängt schon schief, Flügel, Zepter und Reichsapfel bereits abgeschossen. Um den Schießstand wird die Menge der Schaulustigen immer größer. Bei jedem Schuss geht ein Raunen durch die Menge. Im „Käfig“ liefern sich vier Anwärter und eine Anwärterin ein spannendes Wettschießen, die Spannung am Sonntag, den 4. Juni, beim Schützenfest in Flüren ist spürbar. Dann, plötzlich, um 19.03 Uhr ertönt lauter Jubel, der 61-jährige Gerhard „Gerd“ Gabor schießt den Vogel von der Stange.
Mit dem 253. Schuss sichert sich Gabor die Krone und behauptet sich so gegen die Kameraden Martin Schubert, Michael Reske und Dieter Winkler. Erstmals ist mit Agnes Winkler auch eine Frau beim Königsschießen dabei. Am Ende gelang dem Schießmeister des Bürgerschützenvereins der entscheidende Schuss, sogleich ertönten zehn Böllerschüsse und das Königspaar des vergangenen Jahres, Hartmut und Heike Stepputt, gratulierte ihrem Nachfolger. Zur Königin wählte der Sieger Sabine Kock.
„Riechst du die Anspannung?“: Königsschießen in Flüren hält Zuschauer in Bann
Der Königsschuss wurde von den Zuschauerinnen und Zuschauern gespannt erwartet: „So sehr geschwitzt, wie heute, habe ich schon lange nicht mehr!“, so eine Schützenkameradin. Die Sonne scheint, das Blasorchester Bislich präsentiert Schützenklassiker, aber auch internationale Hits. Schriftführer Marcus Pelzer zeigt sich zufrieden: „Beste Laune bei bestem Wetter!“ Es wird gegessen, getrunken und gelacht, die erfahrenen Schützen bewerten jeden Schuss, geben Einschätzungen und Empfehlungen ab.
Über drei Stunden dauert es, bis der Vogel fällt, aber der Schützenverein hat einen langen Atem. Die besten Schusstechniken werden debattiert und alle warten auf den entscheidenden Moment. „Gerd hat eine Idee“, so heißt es schon früh, und viele drücken dem Schießmeister, der den Adler dieses Jahr auch gebaut hat, die Daumen. Zwischendurch gerät die Attrappe ganz schön ins Wanken, „Ich hole mir jetzt kein Bier, das ist zu spannend!“, da werden Prioritäten gesetzt.
Bürgerschützenverein Flüren: Der neue König stellt sich vor
Als es Gabor gelingt, den Adler herunterzuschießen, merkt man ihm die Freude und Erleichterung deutlich an. Im Gespräch wird klar, dass der Lastwagen-Fahrer seit 23 Jahren in Flüren wohnt und in seiner Freizeit mit seiner Frau zusammen leidenschaftlich gärtnert. Der frischgebackene König ist nicht zum ersten Mal mit dabei, immerhin ist dies sein sechster Versuch. Gabor schwärmt: „Der Verein ist mein Hobby“ – und begrüßt dann strahlend Sabine Kock: „Meine Königin!“
Königsschuss in Flüren
Es folgte die Inthronisation des Königspaars samt Thronpaare: 1. Thorsten Kock und Maria Gabor, 2. Volker Schwirtz und Nikoletta Schwirtz, 3. Martin Schubert und Martina Schubert, 4. Michael Reske und Susanne Reske, 5. Günther Frankenberg und Isolde Frankenberg. Beim Vogelpreisschießen am Vortag hatte Nikoletta Schwirtz von den Sportschützen die Krone, Daniel Mai von der 2. Kompanie den rechten Flügel, und Martin Fischer von der 3. Kompanie den linken Flügel heruntergeschossen. Agens Winkler vom Tambourkorps schoss das Zepter und Marko Scholten den Reichsapfel.
Schon seit 50 Jahren mit dabei: Die Ehrungen 2023
Aufgrund ihrer langjährigen Mitgliedschaft wurden mehrere Schützenkameradinnen und -kameraden am Samstag mit einem Orden ausgezeichnet. 15 Jahre: Maria Gabor, Rötger Gervers, Erika Hoffmann, Björn Lemkes, Wolfgang Niejahr, Daniel Rau, Sascha Ressel, Heike Schuhmacher; 25 Jahre: Dominik Thrun; 40 Jahre: Vincenzo Brienza, Thomas Jakobs, Detlef Klimek, Hartmut Stepputt; 50 Jahre: Ulrich Arndt, Rainer Fest, Hans-Josef Halsband, Ulrich Marose, Jürgen Rutz, Heinirch Sons.