Wesel. An der Ritterstraße sollen noch 2023 Flüchtlinge einziehen. Langfristig gibt es für das Ex-Finanzamt und die Hansaringschule aber andere Pläne.

Im alten Finanzamt an der Ritterstraße soll bald neues Leben einziehen: Zunächst übernehmen die Handwerker die Regie in dem leerstehenden Gebäude, um es für die – vorläufige – Nutzung als Flüchtlingsunterkunft vorzubereiten. Im Spätherbst sollen dann die ersten Menschen dort leben. Langfristig hat die Stadt allerdings andere Pläne mit dem Gebäude, ebenso mit der ehemaligen Hansaringschule.

Nach langem Warten erhält die Stadt nun endlich zum 1. August die Schlüssel für das frühere Finanzamt. Damit keine Zeit verloren geht, hat die Verwaltung schon die Ausschreibungen für den anstehenden Umbau auf den Weg gebracht, berichtet der zuständige Beigeordnete Markus Postulka. Drei Maßnahmen stehen an, bevor rund 70 Geflüchtete an der Ritterstraße wohnen können: Die alte Amtsstube muss räumlich vom Arbeitsgericht getrennt werden. „Darauf hat das Arbeitsgericht großen Wert gelegt.“ So müssen Wände in den Flurbereichen eingezogen und Versorgungsleitungen getrennt verlegt werden. In einem weiteren Schritt lässt die Stadt im Keller ausreichend große Sanitärbereiche einrichten. Außerdem muss der Brandschutz in der früheren Landesbehörde auf den aktuellen Stand gebracht werden.

Stadt hat Kaufoption für das alte Finanzamt in Wesel

Wie lange das zentral gelegene Gebäude als Unterkunft für Geflüchtete dienen soll, hänge von der weiteren Entwicklung ab, so Postulka. Langfristig will die Stadt es aber anderweitig nutzen. Zunächst wird es nur angemietet, es gibt aber Pläne, die Immobilie vom Land zu kaufen. Als „städtebaulich ansehnliches Gebäude“ in der Innenstadt möchte die Stadt es erhalten und für andere Zwecke nutzen. Rathaus-Büros wären eine denkbare Option, darüber sei aber noch nicht entschieden, erklärt der Beigeordnete.

Blick in das alte Finanzamt, in das noch in diesem Jahr Geflüchtete einziehen könnten.
Blick in das alte Finanzamt, in das noch in diesem Jahr Geflüchtete einziehen könnten. © Stadt Wesel

Da in diesem Jahr die Zuweisung von Geflüchteten bisher mit insgesamt zehn Personen sehr gering war, sieht die Stadt sich aktuell nicht unter Zugzwang. Markus Postulka geht aber davon aus, dass dies nicht so bleiben wird und dass die Zahlen wieder steigen werden. Viele Menschen leben noch in den Landesunterkünften. Als Puffer zur Unterbringung von Geflüchteten hat Wesel auch noch die Hansaringschule, die derzeit leer steht. Luft verschafft der Stadt zusätzlich die Anmietung von 17 Wohnungen an der Hans-Böckler-Straße – zunächst für zwei Jahre.

Damit, mit dem alten Finanzamt und der Hansaringschule sieht Postulka Wesel gut aufgestellt. „Ich habe keine schlaflosen Nächte“, sagt er mit Blick auf die Flüchtlingsunterkünfte. Es gibt auch Gerüchte, dass das Altenheim am Willibrordiplatz, dessen Bewohner wie berichtet in das neue Haus Aaper Busch gezogen sind, vorübergehend mit Flüchtlingen belegt werden soll. Das kann die Stadt derzeit nicht bestätigen: Es habe zwar Überlegungen gegeben, aber es sei nichts entschieden.

Hansaringschule Wesel wird wieder eine Grundschule

Sehr konkret sind dagegen schon die langfristigen Planungen für die Hansaringschule: Sie soll wieder eine Schule werden, weil die Innenstadt einen zweiten Grundschulstandort benötigt. Wie alle anderen Schulgebäude in Wesel wird das Gebäude umfangreich saniert und erweitert, der Altbau soll dabei aber erhalten bleiben.

Die Hansaringschule wird neuer Teilstandort der Innenstadtgrundschule an der Böhlstraße, die laut Prognosen auf sechs Klassen pro Jahrgang anwachsen wird. Zwei komplette Jahrgänge soll die Hansaringschule aufnehmen. Außerdem wird die Turnhalle einem Neubau weichen und auch die benachbarte DRK-Kita erhält ein neues Gebäude. Ende 2024 oder Anfang 2025 soll es mit den Bauarbeiten losgehen, die voraussichtlich bis 2027 dauern werden.