Wesel. Nach neuesten Prognosen wächst die Zahl der Schüler in Wesel stärker als erwartet. Das hat Konsequenzen für mehrere Schulstandorte in der Stadt.

Die Stadt Wesel wächst und ist besonders beliebt bei Familien. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler steigt schneller als noch 2019 angenommen. Neueste Prognose sagen einen so starken Zuwachs voraus, dass an mehreren Schulen zusätzlicher Platz geschaffen werden muss. Besonders betroffen ist die Stadtmitte: Die vierzügige Innenstadtgrundschule platzt jetzt schon aus den Nähten und müsste in den kommenden Jahren noch mehr Kinder aufnehmen. Daher plant die Stadtverwaltung im Zentrum eine neue, zweizügige Grundschule zu eröffnen.

Dass die Schule an der Böhlstraße räumlich am Limit ist und nicht weiter ausgebaut werden kann, stand schon 2019 fest, als die Stadt ihr „Schulbauprogramm 2030+“ auf die Beine stellte. Damals gingen die Planer noch von drei bis vier Zügen und 460 Kindern bis zum Schuljahr 2037/38 aus. Nach den neuesten Daten werden bis dahin aber fast 620 Kinder einen Schulplatz in der Innenstadt benötigen – das wären sechs Parallelklassen pro Jahrgang.

Diese Standorte kommen für die neue Grundschule in Wesel infrage

Die einzige Möglichkeit, dem Zuwachs gerecht zu werden, sieht die Schulverwaltung in der Neugründung einer weiteren Primarschule bereits zum Schuljahr 2024/25, also in zweieinhalb Jahren. Auch die Bezirksregierung Düsseldorf empfiehlt diesen Schritt. Über die mögliche Lage hat sich die Verwaltung bereits Gedanken gemacht: Sie schlägt der Politik vor, die Hansaringschule sowie den Standort des heutigen Heubergbades zu prüfen und parallel nach weiteren Möglichkeiten zu suchen.

Wahrscheinlich ist, erklärt Schuldezernent Rainer Benien auf NRZ-Anfrage, dass der Unterricht erst einmal in der Hansaringschule startet, die derzeit als Flüchtlingsunterkunft für ukrainische Familien genutzt wird. Das Heubergbad bleibt nach heutigen Plänen bis zur Fertigstellung des Kombibades 2024 in Betrieb, sodass dort vorläufig nicht neu gebaut werden könnte.

In der ehemaligen Hansaringschule in Wesel sind seit einigen Tagen Flüchtlinge aus der Ukraine untergebracht.
In der ehemaligen Hansaringschule in Wesel sind seit einigen Tagen Flüchtlinge aus der Ukraine untergebracht. © FUNKE Foto Services | Markus Weissenfels

Und auch an anderen Schulstandorten muss wegen der steigenden Zahlen nachjustiert werden: Die Grundschulen Feldmark (vierzügig) und Quadenweg (dreizügig) sowie die beiden Gymnasien AVG und KDG werden ebenfalls mehr Räume benötigen. Die Gymnasien werden nach neuesten Prognosen auf jeweils sechs Züge anwachsen. Auch die beiden Gesamtschulen werden mindestens sechs Parallelklassen unterbringen müssen. Am Lauerhaas ist es nach Meinung der Planer sogar notwendig, die Option für eine Siebenzügigkeit offen zu halten. Das alles muss nach dem Beschluss durch die Politik in das 2019 erstellte Schulbauprogramm eingearbeitet werden. Über die Vorschläge wird der Schulausschuss in der nächsten Sitzung am 24. März beraten.

Das sind die Gründe für die steigenden Schülerzahlen in Wesel

Aufgestellt wurden die aktuellen Prognosen wie schon im Jahr 2019 vom Institut SAGS-Consult (Institut für Sozialplanung, Jugend- und Altenhilfe, Gesundheitsforschung und Statistik) aus Augsburg. Demnach nimmt die Zahl der Sechs- bis Neunjährigen in Wesel bis 2038 um 19 Prozent zu, die der Zehn- bis Fünfzehnjährigen erhöht sich sogar um 27 Prozent.

Für den Anstieg der jungen Weseler gibt es mehrere Grunde, erklärt Rainer Benien: Die Kreisstadt verzeichnet steigende Geburten und zieht verstärkt junge Familien an. Hineingerechnet in die Prognose wird auch die zu erwartende Bautätigkeiten in den kommenden Jahren. Zudem erwarten die Fachleute, dass mehr Kinder aus Nachbarkommunen sich für Weseler Schulen entscheiden – aktuell sind es 510 Mädchen und Jungen, bis 2038 sollen es 610 Einpendler werden.