Schermbeck. Wohin mit dem Verkehr? Darum ging es hauptsächlich bei der Bürgerversammlung zum Thema Umgestaltung der Mittelstraße in Schermbeck.

Am Mittwochabend ging es im Ramirez an der Maassenstraße hoch her. Kein Wunder, denn ein Thema, das bei der Bürger- und Informationsveranstaltung auf dem Programm stand, war emotional aufgeladen. Das Interesse war groß. Der Saal war - soweit es die Einhaltung der Corona-Regeln zuließ - schon frühzeitig gut gefüllt.

Es ging unter anderem um eine mögliche Beruhigung des Verkehrs auf der Mittelstraße durch eine Umlenkung in die Schienebergstege und den Kapellenweg. Mit rund 3.600 Beiträgen hatten sich 2200 Schermbecker Bürger beim integrierten Handlungskonzept für den Ortskern von Schermbeck zu den Themen online eingebracht. Zwar standen auch noch einige weitere Tagesordnungspunkte an, zum Beispiel die Neugestaltung der Grünanlage am Mühlenteich, sie gingen allerdings neben dem Verkehrsthema weitgehend unter.

Diskussionen seit den 80er Jahren

Die Verkehrsberuhigung der Mittelstraße ist ein Vorhaben, das seit den 80er Jahren bereits zum dritten Mal von der Politik in Angriff genommen wird. Zweimal war die Umsetzung gescheitert. „Die Mittelstraße ist nicht der Ku’damm. Die Straße hat jedoch auch ihren besonderen Charme“, so Hans-Rainer Runge vom Ingenieurbüro für integrierte Planung. Laut der Verkehrszählung im September 2020 liegt der Gesamtverkehr (24 Stunden) in Schermbeck bei 14.900 Fahrzeugen. Am Ende der Versammlung wurde am hitzigsten mit den Fachexperten über das Verkehrskonzept diskutiert und über die Varianten, wie der Verkehr, wenn nicht durch die Mittelstraße, umgeleitet werden kann.

Wie nicht anders zu erwarten, waren die meisten Anwesenden von der Marellenkämpe, Schienebergstege und Kapellenweg. Schließlich würden sie die geplanten Maßnahmen ganz besonders zu spüren bekommen. „Zweimal hat es nicht geklappt, dreimal das gleiche Konzept. Die Mittelstraße wird gesperrt und der gesamte Verkehr kommt in die Schienebergstege und in den Kapellenweg. Und fertig ist der Lack! Die Frage, ob es diesmal klappt? Ganz sicher nicht!“, kommentierte Kastulus A. Wolf von der Verkehrsinitiative das Vorhaben.

Verkehr prinzipiell minimieren

Das Gesamtkonzept

Das Gesamtkonzept sieht vor: Verkehrsentlastung Mittelstraße; verträgliche Verkehrsverlagerung auf die Schienebergstege, den Kapellenweg und die Marellenkämpe; Gesamtwiderstandserhöhung im Ortskern für den Kfz-Verkehr; Stärkung der Nord-Süd-Achse für den Fahrradverkehr; Anlage von Radschutzstreifen auf der Erler Straße und Mittelstraße, Neugestaltung ZOB und Ertüchtigung für verbessertes Linienbusangebot; Entwicklung zur Mobilitätsstation sowie die Erschließung des Zentrums Nord.

Allerdings stellt sich auch die Initiative nicht generell gegen eine Verkehrsberuhigung auf der Mittelstraße. Stattdessen fordert sie ein auf die Zukunft ausgerichtetes Verkehrskonzept, das einen Beitrag zur Klimaneutralität 2040 leistet. Erklärtes Ziel sei es, den innerörtlichen Verkehr auch auf der Mittelstraße generell zu minimieren, ohne dabei die Schienebergstege und den Kapellenweg zusätzlich zu belasten. Die Möglichkeit, sein Haus anzufahren solle jedoch weiterhin gegeben bleiben. Einer der Wege, diese Ziele zu erreichen, sieht eine stärkere Berücksichtigung von Fahrrädern aller Art, Kinderwagen und Senioren-Skootern vor. Auch die elf Platanen, die nach den aktuellen Plänen gefällt werden müssten, sollten erhalten bleiben. Dazu soll die freie Durchfahrt für Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr, Krankenwagen oder Polizei in ganz Schermbeck gewährleistet bleiben.

Was die Gestaltung, Aufwertung und die Begrünung der Mittelstraße an sich anbelangt, gebe es hier kein großes Wunschkonzert, hieß es vonseiten der Planer. Allerdings könne optisch neuer Raum geschaffen werden. Auch durch einen neuen Asphaltbelag in hellgrau, angeschliffen mit Randkanten aus Naturstein. Ein weiterer Schwerpunkt bei der Planung für die nächsten Jahre seien die E-Mobile. Runge ist sich sicher: „Schermbeck, eine Stadt im Grünen. Heute noch das Sorgenkind, könnte aber bald zum Glückskind werden“.