Schermbeck. Die Gemeinde schlägt einen spannenden Test vor. Wird dies die Lösung für ein schon lange diskutiertes Ärgernis? Über was die Politik entscheidet.
Schon seit Jahrzehnten diskutiert Schermbeck darüber, wie die Mittelstraße optimiert werden könnte. Vor allem die Verkehrssituation ist dabei immer wieder ein Streitpunkt: Viele Kunden wünschen sich, relativ ungestört zwischen Rathaus und St.-Ludgeruskirche ihren Einkaufsbummel erledigen zu können – einige Geschäftsleute fürchten andererseits ausbleibende Kundschaft, wenn das Durchfahren der Mittelstraße mit Kraftfahrzeugen nicht mehr möglich ist. Doch gibt es eine Ideallösung – oder zumindest einen Kompromiss? Und wie würde sich der Verkehr auf umliegende Straßen verteilen, wenn er nicht mehr durch die Mittelstraße fährt? Auch darüber gibt es seit Jahren heftige Diskussionen.
Nun geht die Gemeindeverwaltung mit einen interessanten Vorschlag in den Planungs-, Umwelt- und Mobilitätsausschuss am kommenden Dienstag, 7. Februar: Sie bringt einen Verkehrsversuch ins Spiel. Man darf gespannt sein, wie die Politik und vor allem die Bürger darauf reagieren. Der Versuch soll als Grundlage für eine Beurteilung dienen, ob die im Entwurf des Mobilitätskonzeptes vorgestellten verkehrsregelnden Maßnahmen des „Szenario 2b“ geeignet und erforderlich sein können, um die Situation im Ortskern auf Dauer zu entschärfen. Deshalb schlägt die Verwaltung vor, für sechs Monate zu testen.
Szenario 2b beinhaltet die Abbindung kurzer Straßenabschnitte (etwa in der Mittelstraße, der Landwehr und dem Kapellenweg) bei gleichzeitiger Öffnung von Ost-West-Verbindungen (Marellenkämpe, Eschenstraße, Pastoratsweg). Hierdurch solle neben der Verlagerung des Autoverkehrs aus der Mittelstraße eine insgesamt „gerechtere“ Verteilung erreicht werden.
Im Oktober 2021 hatte der Rat das Ziel ausgegeben, dass die verkehrliche Belastung im Ortskern um die Hälfte des bis 2030 zu erwartenden Verkehrs reduziert werden soll. Dann begannen die Planungen von Experten – gekoppelt mit einer umfassenden Bürgerbeteiligung inklusive Workshops und einer großen Umfrage, bei der sich fast 1300 Schermbecker beteiligten. Auch die eigens gegründete Bürgerinitiative „Verkehrsinitiative Schermbeck“ meldete sich zu Wort.
Projekt in Schermbeck: Noch bestehen offenbar Unklarheiten
Nach der Auswertung kommt die Gemeinde zu dem Ergebnis, dass das „Netztrennungsszenario 2b“ die am besten geeignete Verkehrsführungsvariante darstelle – zumindest theoretisch. Nun soll also der Praxistest folgen, denn die Planer erklären: „Im Zuge der fortschreitenden Konzepterarbeitung wurde deutlich, dass vor allem hinsichtlich der Verkehrsführungsszenarien noch einige Unklarheiten bestehen.“ Insbesondere herrsche Unsicherheit darüber, ob die verkehrsregelnden Maßnahmen geeignet sind, die damit verbundenen Effekte tatsächlich zu erzielen.
Heißt konkret: Bevor man die Änderungen endgültig umsetzt, möchte man beurteilen können, wie sich die Verkehrsteilnehmer – und auch die Kunden – verhalten. Vor und während des Versuches sollen Verkehrszählungen und -beobachtungen durchgeführt werden – Kosten in Höhe von 50.000 Euro seien dafür zu erwarten. Im Sinne einer wirtschaftlichen, sparsamen und generationengerechten Handlungsweise sollten durch diesen vorab durchzuführenden Probelauf daher aufklärende Erkenntnisse gesammelt werden, begründet die Verwaltung ihren Vorschlag.
Nach der Auswertung hofft Schermbeck auf eine Lösung
Nach deren Auswertung – so hofft die Gemeinde Schermbeck – werde man hoffentlich schlauer sein, was wohl die ideale Lösung für die Mittelstraße sein wird. Dann könnte es zu einer endgültigen Lösung kommen, auf die Schermbeck schon seit Jahrzehnten wartet...