Schermbeck. Nur jeder achte Befragte möchte, dass die Mittelstraße so bleibt wie bisher. Was die Menschen favorisieren und wie sie zur Marellenkämpe stehen.

Schon seit Jahrzehnten wird über eine Beruhigung des Ortskerns von Schermbeck – speziell der „Einkaufsmeile“ Mittelstraße – emotional diskutiert. Ganz aktuell hatte Bürgermeister Mike Rexforth im großen NRZ-Interview auch noch einmal auf das „Ziel der massiven Reduzierung um mehr als 50 Prozent des motorisierten Individualverkehrs“ hingewiesen.

Nun wurde auch die Bevölkerung um ein Meinungsbild gebeten, mittlerweile liegen erste Ergebnisse vor: Die öffentliche Beteiligung am Konzept zur Reduzierung des Verkehrs im Kernort Schermbeck wurde ausgewertet und ist jetzt öffentlich einsehbar.

Vom 16. November bis zum 13. Dezember vergangenen Jahres bestand die Möglichkeit, an der Online-Umfrage zu den Konzeptbausteinen des Verkehrskonzeptes für die Gemeinde teilzunehmen. Die verschiedenen Antworten und Anregungen wurden von der Arbeitsgruppe der Planungsbüros Runge IVP aus Düsseldorf sowie Junker + Kruse aus Dortmund ausgewertet. Das Ergebnis können Interessierte auf der Homepage der Gemeinde Schermbeck (schermbeck.de) oder zu den Öffnungszeiten des Rathauses im Offenlageraum (Zimmer 322) einsehen.

Insgesamt haben sich 1.296 Personen aller Altersklassen an der Umfrage beteiligt – sogar unter Neunjährige und über 90-Jährige. Die vorgeschlagenen Maßnahmen zur Verbesserung des Umweltverbundes (Rad- und Fußverkehr sowie ÖPNV) wurden dabei mehrheitlich begrüßt.

Der Wunsch nach Veränderungen ist deutlich

Konkret: Die Verkehrsführung in der Mittelstraße sollte nach Meinung der Teilnehmer unbedingt verändert werden: Nur zwölf Prozent der Beteiligten sprechen sich für eine Beibehaltung der jetzigen Regelung als beidseitig durchfahrbare Tempo-20-Zone aus. Insgesamt 63 Prozent sind für eine eingeschränkte Durchfahrbarkeit aus, 35 Prozent für eine Einbahnstraßenregelung und 27 Prozent für eine vollständige Sperrung für den Kfz-Verkehr bei gleichzeitiger Einrichtung einer Fahrradstraße. Jeder Vierte ist für eine Beibehaltung des Zweirichtungsverkehr bei gleichzeitiger Durchführung unterschiedlicher verkehrsberuhigender Maßnahmen.

Der Wunsch nach Veränderungen der Verkehrssituation in der Mittelstraße wurde bei der Umfrage deutlich.
Der Wunsch nach Veränderungen der Verkehrssituation in der Mittelstraße wurde bei der Umfrage deutlich. © Johannes Kruck

Heiß diskutiert wurde auch schon mehrfach die Frage einer Öffnung der Marellenkämpe. 72 Prozent der Beteiligten befürworten bei der Umfrage eine Öffnung dieser Straße, 24 Prozent lehnen dies ab. Aber auch das war zu erwarten: Von den insgesamt 123 Beteiligten aus dem Quartier Marellenkämpe sind allerdings 60 Prozent gegen eine Öffnung und nur 15 Prozent dafür.

Im Fuß- und Radverkehr wird von vielen Potenzial gesehen

„Welche alternativen Verkehrsmittel sind dazu geeignet, den Pkw-Verkehr zu reduzieren?“, lautete eine der Fragen. Im Fuß- und Radverkehr sehen die meisten Beteiligten ein generelles Potenzial zur Verkehrsverlagerung (70 und 83 Prozent). Im Busverkehr sieht die überwiegende Mehrheit (83 Prozent) ein solches Potenzial eher nicht.

Bemerkenswert sei, dass restriktive Maßnahmen zur Reduzierung des Kfz-Verkehrs eine große Zustimmung erfahren, was angesichts des hohen Mobilisierungsgrades in Schermbeck nicht selbstverständlich sei. Dem entspreche auch der Wunsch nach einer Verkehrsberuhigung, der auch in zahlreichen, freien Antworten geäußert wird, so die Autoren der Auswertung.

Zwar handele es sich nicht um eine repräsentative Umfrage, jedoch ist sei gelungen, ein recht breites Meinungsbild einzufangen, teilt die Gemeindeverwaltung mit. Sie bedankt sich daher bei allen Bürgerinnen und Bürgern, die sich bislang an der Entwicklung des Mobilitätskonzeptes beteiligt haben.

Mobilitätsausschuss berät über die Ergebnisse

Im nächsten Schritt erfolgt bald eine Beratung zu diesem Thema in der 15. Sitzung des Planungs-, Umwelt- und Mobilitätsausschusses am Dienstag, 7. Februar, im Ratssaal des Schermbecker Rathauses. Diese Sitzung ist öffentlich. Schermbecker haben dort auch die Möglichkeit, während der Einwohnerfragestunde Fragen zu stellen.