Wesel. In der Politik wird ein Innenstadt-Weihnachtsmarkt mit „Nippes, Kokolores und Fressbuden“ skeptisch gesehen. Diese Vorschläge haben die Parteien.

Das Thema Weihnachtsmarkt wird unter Bürgerinnen und Bürgern in Wesel heiß diskutiert. Einig ist man sich zwar darin, dass es in Wesel insgesamt mehr weihnachten sollte, im Detail gehen die Meinungen aber auseinander. Während die einen sich einen klassischen großen Innenstadt-Weihnachtsmarkt wünschen, plädieren die anderen für die Rückkehr alter Konzepte wie etwa dem Weihnachtsmarkt an der Niederrheinhalle. Aber was sagen eigentlich die führenden Köpfe der Weseler Politik dazu?

Kleine Märkte sind die beliebteren

„Mir gefällt das Konzept des Weseler Winters und da ganz besonders der Adventmarkt der Vereine auf dem Großen Markt“, hält Jürgen Linz, Fraktionsvorsitzender der CDU, fest. „Ich bin nicht der Meinung, dass Wesel einen beliebigen Weihnachtsmarkt über viele Wochen in der Fußgängerzone haben muss, sondern würde als Ergänzung zum Adventmarkt einen Weihnachtsmarkt an einem zusätzlichen Wochenende am Berliner Tor oder vielleicht auch im Heubergpark begrüßen.“ Dort könnte sich das Angebot auf typische Weihnachtsartikel wie Dekoration und Baumschmuck, Gebäck und kleine Geschenkartikel konzentrieren „und für die Atmosphäre vor Ort natürlich auch auf Glühwein und Bratwurst“, illustriert er. „Ergänzen könnte dies vielleicht noch ein historisches Karussell für die Kinder.“

Sehr ähnlich äußert sich Barbara Wagner, die Fraktionsvorsitzende der Linke: „Was mir sehr gut gefällt, ist der Adventmarkt der Vereine“, sagt sie, denn er sei stimmungsvoll, ein Ort der Begegnung und eine schöne Möglichkeit für die Vereine, den ein oder anderen Euro zu erwirtschaften. „Den sollte man auf alle Fälle beibehalten.“ Ein großer Innenstadt-Weihnachtsmarkt „mit Nippes, Kokolores und Fressbuden – da weiß ich nicht, ob das ein Gewinn für Wesel wäre.“ Auch dass ein solcher Kaufkraft nach Wesel holen würde, bezweifelt sie: „Wesel ist jetzt nicht so eine Stadt, die die ganze Woche Massen aus dem Umland anzieht.“ Dazu müsse man auch bedenken, dass es sich für Budenbetreiber kaum lohnen würde, mehrere Wochen in Wesel zu stehen. Wagner fände es daher gut, an den Wochenenden verschiedene Aktionen zu bieten – etwa wie den (zuletzt ausgefallenen) Nikolausmarkt am Berliner Tor.

Konsum ist kein Argument für einen Weihnachtsmarkt

Und auch FDP-Fraktionschef Michael Oelkers ist ein „Befürworter kleiner, heimeliger Weihnachtsmärkte.“ Er verweist auf den Weihnachtsmarkt, den es vor einigen Jahren im Park an der Niederrheinhalle gab und der sich großer Beliebtheit erfreute: „Ich würde dafür plädieren, dass man so etwas wiederholt.“ Die Notwendigkeit eines großen Marktes in der Innenstadt sieht er hingegen nicht, auch nicht mit dem Argument, dass Kaufkraft in andere Orte abwandert: „Das Thema konsumieren und Innenstadt beleben kann man auch mit anderen Veranstaltungen erreichen“, gibt er zu bedenken. Der Sinn von Weihnachten sei nämlich ein anderer.

Das betont auch der Grünen-Fraktionschef Ulrich Gorris, dessen „persönlicher Lieblingsweihnachtsmarkt“ ebenfalls der Adventmarkt der Vereine am Großen Markt ist. Und auch die Diersfordter Waldweihnacht gehört zu seinen Favoriten. „Ich genieße besinnliche Atmosphäre und das Treffen mit Familie, Freunden und lieben Kollegen. Das Zelt und die Eisfläche am Berliner Tor waren schöne Treffpunkte.“

An möglichen Orten mangelt es nicht

Einen im Kern ähnlichen Vorschlag macht SPD-Fraktionsvize Moritz Hußmann, der sagt: „Einen Weihnachtsmarkt oder ähnliche verkürzte Formate kann ich mir sehr gut im Heuberg Park vorstellen. Eine gemütliche Parkatmosphäre wäre gegeben und der erste Stein für ein schönes, gemütliches Ambiente wäre so zumindest sicher.“ Hußmann betont aber auch den Nachholbedarf im gesamten kulturellen Bereich: „Mit dem Wegfall/Ausfall von verschiedenen Veranstaltungsformaten, wie zu letzt die PPP-Tage, wird es allerhöchste Zeit bestehende Formate aufzuwerten und neue Veranstaltungskonzepte zu konzipieren, um das Leben in unserer Stadt attraktiver zu gestalten“, so Hußmann weiter. „Wesel muss attraktiver werden im kulturellen Leben um die Menschen hier vor Ort zu halten. Mit der neuen Geschäftsführerin von Wesel Marketing wird sich aber bestimmt einiges verändern lassen.“

Deutlich kritischere Worte findet WfW-Fraktionschef Thomas Moll: „Es tät allen gut, wenn wir einen großen, schönen Weihnachtsmarkt hätten. Das, was wir bisher hatten, war Murks.“ Am bisherigen Weseler Winter, stört ihn vor allem, dass er „konzeptlos auseinandergerissen“ ist: Imbissbuden vorm Kaufhof, die Eisfläche am Berliner Tor (bzw. in diesem Jahr die Eisstockbahn am Kornmarkt), der Adventmarkt am Dom – dazwischen eine lange leere Fußgängerzone. „Das ist nix, das zieht keinen an“, ist er sicher. Einen Weihnachtsmarkt würde er gerne am Berliner Tor oder auf dem Großen Markt sehen: „Alles bitte an eine Stelle“ und dann gern auch für längere Zeit. „Wir haben wirklich zwei schöne Plätze, die eine stimmungsvolle Atmosphäre hergeben.“