Wesel. Wegen des fehlenden Weihnachtsmarktes sprechen viele Weseler ihrer Stadt die Weihnachtsstimmung ab. Was die Verantwortliche sagt.
Nasskalt ist es dieser Tage am Niederrhein, dazu meist trüb und verhangen – was gibt es da schöneres, als in die Stadt zu fahren, um ein bisschen Weihnachtsstimmung zu tanken? Das sei in Wesel nicht möglich, behauptet ein Nutzer des Online-Netzwerks Facebook und macht seinem Unmut mit dem Beitrag in einer Weseler Gruppe Luft. Schnell entsteht darunter eine große Diskussion um die – vermeintliche fehlende – Weihnachtsstimmung in der Hansestadt. Innerhalb von zwei Tagen hat der Beitrag mehr als 200 Kommentare gesammelt. Die Kernkritik: Wesel fehle ein Weihnachtsmarkt.
Das ist natürlich ein Punkt, den man nicht wegdiskutieren kann. Einen großen Weihnachtsmarkt mit kommerziellen Ausstellern gibt es hier schon lange nicht mehr. Stattdessen wurde genau solch ein Markt – der übrigens viel Kritik auf sich zog – irgendwann vom Konzept des „Weseler Winter“ abgelöst, das nun einmal anders funktioniert. Dass aber in Wesel deshalb keine Weihnachtsstimmung aufkommen würde, ist eine gewagte – und vor allem kaum haltbare – These.
Weihnachtsstimmung abends auf dem Kornmarkt
„Eigentlich sind wir hier schon länger in Weihnachtsstimmung“ hält Wesel-Marketing-Chefin Dagmar van der Linden fest und verweist auf den Adventmarkt am Dom, mit dem die Weihnachtszeit in Wesel seit einigen Jahren traditionell eingeläutet wird. Besagter Markt war in diesem Jahr ausgesprochen gut besucht und auch das Eisstockschießen am Kornmarkt ist gut angelaufen. 96 Teams (das sind 24 Teams mehr als sonst) haben sich für die Stadtmeisterschaft angemeldet, deren Vorrunden jeweils montags bis donnerstags ab 18 Uhr auf der Bahn ausgetragen werden.
Zwar ist der Weseler Winter an seinem neuen Standort zugegebenermaßen etwas kleiner als früher mit der Eisbahn am Berliner Tor. Aber: „Gerade in den Abendstunden ist da sehr viel los“, betont Wesel-Marketing-Chefin Dagmar van der Linde.
Das kann auch George Klose, Betreiber des Barfly und im Rahmen des Weseler Winters auch einer Glühweinbude, bestätigen und berichtet von seinen Erlebnissen am Vorabend: „Auf einmal kam hier eine Invasion der Weihnachtsmützen“, blickt er zurück. Und vor ihrer Partie Eisstockschießen hätten diese auch alle noch ihren Glühweindurst stillen wollen. Weihnachtsmusik läuft hier ohnehin den ganzen Abend. „Da denkt man wirklich: So langsam ist Weihnachten“, hält Klose fest.
Viele kleine Inseln der Weihnachtsstimmung
Auch ihm fällt in Sachen Weihnachtsstimmung allerdings auf: „Hier fängt sie an und ein bisschen weiter hört sie schon wieder auf.“ Und damit hat er irgendwo recht. In Wesel gibt keine dauerhafte Weihnachts-Berieselung, vielmehr sind es viele kleine Weihnachtsstimmungs-Inseln.
Neben dem Kornmarkt ist auch das Berliner Tor eine davon. In dem zeigt die Hansegilde seit dem zweiten Adventswochenende eine lebensgroße Krippenszene. Unter der Woche kann man zwischen 17 und 21 Uhr einen Schalter bedienen, der die Szene für fünf Minuten beleuchtet. An den Wochenenden werden dazu, jeweils zwischen 11 und 17 Uhr, zwei Buden bespielt. Die Hansegilde verkauft hier Glühwein, die zweite Hütte steht für Vereine zur Verfügung.
Deko, Essen und Musik
Eine weitere Weihnachtsstimmungs-Insel findet sich mit zwei Imbiss-Ständen vor dem Kaufhof. Schließlich gehört auch deren kirmestypisches Angebot irgendwie in die Weihnachtszeit. Am Dienstagnachmittag hatten sich hier außerdem Straßenmusiker eingefunden, die ihr weihnachtliches Repertoire zum besten gaben.
Zudem hat die Werbegemeinschaft – wohl zum letzten Mal, da sie sich auflöst – die beleuchteten Tannenbäume installiert, die sich fast durch die ganze Fußgängerzone ziehen. Und ab der Brückstraße ist in Sachen Deko auch die ISG Domviertel aktiv, die die normalen Bäume mit roten und goldenen Kugeln weihnachtlich aufgepeppt hat. Auch die Stahltanne auf dem Großen Markt gehört zur Weihnachtsdekoration der ISG Domviertel.
Allerdings ist Weihnachts-Stimmung nicht nur Deko und Kulinarik. Mit vielen kleinen Aktionen hat Wesel einige Besonderheiten zu bieten, vor allem für die kleinsten Bürger. So waren rund 200 Kinder mit ihren Eltern zu einer Lebkuchenaktion gekommen, die in einer der Hütten bei der Krippe im Berliner Tor stattgefunden hat. Außerdem waren alle Kinder aufgerufen, bis Freitag vor Nikolaus ihre Stiefelchen bei Wesel Marketing abzugeben. In den nächsten Tagen können sie sie gefüllt in den Schaufenstern der Geschäfte in der Innenstadt wieder finden.
Überlegungen für die kommenden Weihnachts-Saisons
Dass es aber in Teilen der Bürgerschaft trotzdem den Wunsch nach einem Weihnachtsmarkt gibt, ist auch Dagmar van der Linden nicht verborgen geblieben. Und im Gespräch mit der NRZ verrät sie, dass es durchaus Überlegungen gibt, „wie man einen Weihnachtsmarkt etablieren kann.“ Feste Planungen gibt es zwar noch nicht, zunächst wolle man den Bedarf analysieren. Doch falls ein neues Konzept kommt, werde die Qualität an oberster Stelle stehen.
Den Begriff des Weseler Winters findet die Wesel-Marketing-Chefin dabei durchaus ansprechend und könnte sich vorstellen, darunter weitere Elemente zu fassen: „Das macht ja auch den Charme aus, dass man immer wieder etwas anderes entdecken kann.“
Diese Aktionen stehen bis Weihnachten noch an:
Am kommenden Samstag, 10. Dezember, werden zwischen 13 und 17 Uhr auch weihnachtlich dekorierte Stelzenläufer durch die Fußgängerzone spazieren, um etwas Weihnachtszauber zu verbreiten. Und am Abend folgt, ab 18 Uhr, ein DJ-Abend an der Eisstockbahn.
Dort wird es am Samstag, 17. Dezember, ab 15 Uhr, außerdem die Finalspiele der Eisstock-Stadtmeisterschaften geben. 24 Mannschaften werden sich bis dahin für die Endrunden qualifiziert haben.
Am Mittwoch, 21. Dezember, lädt außerdem das Scala wieder zur Weihnachtsausgabe von „Wesel singt“ auf den Großen Markt.