Kreis Wesel. Jüngst waren beim Waldbrand in Schermbeck rund 300 Wehrleute gefordert. Haben die Brandbekämpfer aktuell genug Personal oder Nachwuchssorgen?

Immer wieder hört man, dass Freiwillige Feuerwehren händeringend nach Mitgliedern suchen. Vielerorts hat dieses so wichtige Ehrenamt nicht mehr die Anziehungskraft, die es früher hatte – dabei sind die Einsatzkräfte in vielen Bereichen einfach unverzichtbar. Wie sieht es in Wesel, Hamminkeln, Schermbeck und Hünxe aus?

„Feuerwehr ist doch das schönste Hobby der Welt“, sagt Thomas Verbeet, der Leiter der Weseler Feuerwehr, der vor allem den Zusammenhalt der Brandbekämpfer lobt und jeden ermuntert, sich ehrenamtlich zu engagieren. In Wesel gibt es etwa 65 Berufsfeuerwehrleute sowie rund 230 Ehrenamtliche in den fünf Löschzügen.

Strohballen brennen in Wesel-Ginderich auf einem Feld, die Feuerwehrleute bekämpfen die Flammen.
Strohballen brennen in Wesel-Ginderich auf einem Feld, die Feuerwehrleute bekämpfen die Flammen. © FFS | Erwin Pottgiesser

„Insgesamt sind wir gut aufgestellt. Und wenn ein Löschzugführer in den Dörfern Verstärkung braucht, spricht der zum Beispiel beim nächsten Fest des Tambourkorps gezielt ein paar Leute an“, beschreibt er die Situation in der Hansestadt. Jeder Weseler Löschzug hat zudem eine Jugendfeuerwehr – insgesamt seien etwa 55 Mädchen und Jungen dort aktiv. „Normalerweise ab einem Alter von zwölf Jahren, aber in Bislich waren einige ab zehn schon so interessiert, dass wir dort eine Ausnahme gemacht haben“, ergänzt Verbeet. Gezielte Anwerbeaktionen seinen zurzeit nicht nötig.

Kinderfeuerwehr in Hamminkeln

Um Jungen und Mädchen bereits in jungen Jahren zu begeistern und bei der Stange zu halten, hat die Freiwillige Feuerwehr Hamminkeln vor einem Jahr angefangen, Feuerwehren für Kinder zwischen sechs und zehn Jahren zu organisieren. Mittlerweile machen 21 Kinder in Hamminkeln mit, es folgte Brünen im März, wo 14 Jungen und Mädchen spielerisch an das Ehrenamt herangeführt werden, im Sommer ging es in Mehrhoog mit 14 Kindern weiter, nun soll in Kürze Wertherbruch und Loikum folgen. Auch in Dingden ist eine Kinderfeuerwehr in Planung.

Die Feuerwehr in Hamminkeln setzt auf Kinderfeuerwehren.
Die Feuerwehr in Hamminkeln setzt auf Kinderfeuerwehren. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Für Wehrleiter Martin Vorholt ist dieser Weg zukunftsweisend: Von der Kinderfeuerwehr über die Jugend in den aktiven Dienst – so lautet der Plan. Denn die Feuerwehr konkurriert bereits in jungen Jahren mit anderen Freizeitaktivitäten. Er weiß, wovon er spricht. Seine Karriere begann bei der Jugendfeuerwehr und er war auch einige Jahre Jugendwart.

Feuerwehr in Hamminkeln: Es herrscht ein Kommen und Gehen

Was den aktiven Dienst angeht, hat Vorholt im Laufe der Jahre ein Kommen und Gehen beobachtet: „Mal gibt es ein paar Einschläge, dann kommen wieder mehr.“ Sorgen bereitet ihm die lange Coronapause, in der die Dienstpflicht ausgesetzt war. „Stellen Sie sich vor, ein Löschzug lädt zum Grillabend ein und einer hat Corona. Dann gehen die Leute in Quarantäne und die Einsatzfähigkeit ist nicht mehr gegeben“, beschreibt Vorholt ein mögliches Szenario. Das wollen sie in Hamminkeln unbedingt vermeiden.

Problem: Im Moment weiß die Wehrführung nicht detailliert, wer in Zeiten der Normalität wieder aktiv mitmacht. Denn vielleicht hat der eine oder die andere ja festgestellt, dass die heimische Couch an einem Dienstabend auch ganz nett ist. Deshalb soll die Einsatzbereitschaft noch mal detailliert abgefragt werden. Vorholt: „In 2023 feiern wir 100 Jahre Feuerwehr Hamminkeln. Da wollen wir schon durchstarten.“

Zuwächse in Coronazeiten bei der Feuerwehr Hünxe

Seltsames passierte in der Coronazeit in Hünxe. „Wir sind gestärkt aus Corona hervorgegangen. Vor allem zum Ende hatten wir mehr Zugänge“, sagt Feuerwehrsprecher Jan Makosch. Die neuen Mitglieder seien häufig in Hünxe sesshaft geworden, hätten gebaut. Denn das ist ein Problem bei jungen Wehrmitgliedern, wenn sie für Ausbildung oder Studium Hünxe verlassen. 130 Mitglieder in vier Einheiten zählt die Hünxer Feuerwehr zurzeit.

In den Corona-Hochzeiten hatte die Wehr ihren Dienstbetrieb eingestellt, nur in Kleingruppen geübt. „Jetzt üben wir wieder in Einheiten zusammen“, so Makosch. Allerdings sei der Schnelltest unter Aufsicht im Vorfeld obligatorisch. Ein Problem hat Hünxe mit vielen ländlichen Gemeinden gemein. Weil viele auswärts arbeiten, hapert es etwas an der Tagesbereitschaft von 7 bis 16 Uhr. „Hier hätten wir gerne mehr Mitglieder, die auch in Hünxe arbeiten“, äußert Makosch einen Wunsch.

Feuerwehr in Hünxe: Leute gezielt ansprechen

Um mehr Menschen zur Mitarbeit in der Feuerwehr zu begeistern haben die Hünxer früher auch auf Flyer, Plakate und Schnupperabende gesetzt. Makosch: „Das hat aber nichts gebracht.“ Deshalb setzen sie in nun auf Gespräche bei öffentlichen Veranstaltungen. „Wir werben viel über Mund-zu-Mundpropaganda und haben feststellt, dass es mehr bringt, die Leute gezielt anzusprechen“, so Makosch. Die Jugend haben sie in Hünxe auch im Blick. Zwar gibt es keine Kinderfeuerwehr, aber eine agile Jugendfeuerwehr. Makosch: „Da haben wir sogar Wartelisten.“

Die Jugendfeuerwehr Hünxe während einer Übung auf dem Gelände der Bezirksförsterei.
Die Jugendfeuerwehr Hünxe während einer Übung auf dem Gelände der Bezirksförsterei. © FFS | (Archivfoto) Heiko Kempken

Genug Feuerwehrleute zurzeit in Schermbeck

In Schermbeck sind derzeit 140 Feuerwehrleute in den Einsatzabteilungen aktiv: 39 Brandbekämpfer gehören hierbei dem Löschzug Schermbeck, 65 dem Löschzug Altschermbeck und 36 Mitglieder dem Löschzug Gahlen an. Zudem gibt es auch in Schermbeck eine Jugendfeuerwehr – diese umfasst zurzeit 32 Nachwuchskräfte. Eine Kinderfeuerwehr gibt es nicht in Schermbeck bisher noch nicht. „Einsatzlagen lassen sich mit dem derzeitigem Personalstamm gegenwärtig gut bewerkstelligen. Eine Aktion zur Gewinnung neuer Kräfte ist daher zu jetzigen Zeitpunkt nicht geplant“, erklärt Feuerwehr-Sprecherin Ellen Großblotekamp.