Wesel. Jugendfeuerwehr und Freiwillige Feuerwehr Wesel sind gut aufgestellt. Doch nicht nur die Brandschutzbedarfsplanung bringt Herausforderungen.
Nachwuchsprobleme kennt die Weseler Feuerwehr derzeit nicht: Mit seiner 56-köpfigen Jugendfeuerwehr kann Feuerwehrchef Thomas Verbeet optimistisch in die Zukunft blicken. Auch das Interesse an der Freiwilligen Feuerwehr ist wach – wenn auch der Zulauf, den Großstadtfeuerwehren nach der Hochwasserkatastrophe verzeichnet haben, in Wesel ausgeblieben ist. Dennoch steht die Feuerwehr der Hansestadt vor Herausforderungen.
Eine davon ist wohl zu bewältigen: Seit eineinhalb Jahren war die Jugendfeuerwehr quasi stillgelegt – zu groß war das Risiko, dass das Virus sich einschleicht und ganze Löschzüge lahm legt. Jetzt sind die Mädchen und Jungen zurück - und nichts passt mehr! Stiefel zu klein, Hosen und Jacken zu kurz. „Wir machen jetzt Inventur, Klamotten tauschen, neue besorgen….“ sagt Verbeet und lacht.
Warteliste für die Jugendfeuerwehr
Zudem muss die Jugendarbeit sich reorganisieren, die Jugendfeuerwehrwarte – in der Regel engagierte junge Feuerwehrleute, die ihr Wissen an die nächste Generation weitergeben wollen – müssen Konzepte erarbeiten und es werden mehr Leute benötigt. 18 Jugendliche stehen auf der Warteliste, „wir können sie nicht einfach aufnehmen, wir müssen sie einkleiden und betreuen können“, sagt Verbeet. Wer mit der Jugend arbeiten will, benötigt ein polizeiliches Führungszeugnis und einen Jugendleiterschein. „Das sind Hürden, aber sie sind zu Recht da“, urteilt Verbeet.
Das kriegt die Feuerwehr hin, wenn auch nicht sofort. In der Regel ist der Nachwuchs zwischen zwölf und 18 Jahre alt und brennt darauf, endlich zur „richtigen“ Feuerwehr zu kommen. Elf Jugendliche sind es in der Stadtmitte, in Obrighoven gibt es zehn Jugendfeuerwehrleute, in Büderich 17, Bislich 14 und Ginderich vier.
Auch das Interesse an der Freiwilligen Feuerwehr ist wach, Verbeet nennt das „Beifänge der Pandemie“: Die Weseler Feuerwehr hatte in Zusammenarbeit mit der Feuerwehr Hamminkeln die eigenen Leute und Einsatzkräfte von THW und DRK in der Weseler Rettungswache geimpft. Seinerzeit haben zahlreiche Fachkräfte bei der Aktion geholfen – Arzthelferinnen, Krankenschwestern, MTA, PTA, Apotheker und andere. Einige von ihnen haben sich dafür entschieden, Feuerwehrfrauen oder -männer zu werden.
Die Freiwillige Feuerwehr stockt auf
Warum? Verbeet zählt die häufigsten Gründe auf: Weil sie etwas Sinnvolles mit ihrer Freizeit anfangen wollen, in diesem Sommer erkannt haben, wie verletzlich die gesellschaftlichen Strukturen sein können. Und dass sie Fertigkeiten erlernen können, die wirklich helfen. Oder weil sie den Teamgeist schätzen, mancher oder manche wohl auch, weil sie in den Lockdowns ihre Einsamkeit gespürt haben. In den Dörfern ist die Anerkennung für die Feuerwehrleute hoch, für Zugezogene ist das zudem eine Chance, schnell in die Dorfgemeinschaft aufgenommen zu werden.
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196 Freiwillige Feuerwehrleute zählt Wesel aktuell plus zwölf Mitglieder, die in anderen Städten hauptberufliche Feuerwehrleute sind und in der Freizeit freiwillige. „Plätze hätte ich in der Feuerwehr aber schon noch“, sagt er. Interessierte können ihre jeweiligen Löschzugführer gern ansprechen. Die anstehende neue Brandschutzbedarfsplanung, die der Weseler Stadtrat Ende des Jahres beraten wird, wird neue gesetzliche Vorgaben umsetzen müssen, die sowohl Gebäude, als auch Personal betreffen.
Die Grundausbildung der Freiwilligen dauert zwei Jahre
Von heute auf morgen geht ohnehin nichts: Einsatzkleidung, Spind und nicht zuletzt die Ausbildung müssen garantiert werden – es dauert in der Regel zwei Jahre, bevor die Grundausbildung absolviert ist. Vorher nehmen die angehenden Feuerwehrleute zwar an Einsätzen teil, aber eher beobachtend. Jugendfeuerwehrleute haben die Grundausbildung mit dem 18. Lebensjahr bereits in der Tasche und können in den aktiven Dienst übernommen werden. „Die meisten sind Feuer und Flamme, wollen am 18. Geburtstag den Pager übernehmen und am liebsten gleich zum Einsatz gerufen werden – und sei es nur eine Ölspur….“
Sind all diese Aufgaben klar definiert und angegangen, bleibt ein drängendes Problem: Es gibt zu wenig Platz. Unfallkasse und externe Berater haben laut Verbeet die Wache und die Gerätehäuser untersucht und hier ist ein Zukunftskonzept fällig. „Es wird in die Brandschutzbedarfsplanung einfließen“, sagt der Feuerwehrchef, der die Details noch der Politik vorstellen wird. Eine neue Feuerwehrwache in Wesel allerdings ist seit langem in der Planung, und zwar auf dem Gelände der Stadtwerke an der Emmericher Straße. Sie wird dringend benötigt.