Schermbeck. Der SPD-Bundestagsabgeordnete ließ sich vom Betreiber und mehreren Pächtern die aktuelle Situation auf dem Platz Hohes Ufer/Overbeck schildern.

Die Situation rund um die Nutzungsuntersagung für den Schermbecker Campingplatz Hohes Ufer/Overbeck ist kompliziert – so kompliziert, dass der Kreis Weseler Bundestagsabgeordnete Rainer Keller bei seinem Ortsbesuch mehrfach betonte: „Das ist ein schwebendes Verfahren, deshalb werde ich da nicht zu äußern – das müssen Gerichte entscheiden.“ Damit bezog er sich auf den Ausgang der Problematik. Zu dem, was ihm dann jedoch vom Betreiber und mehreren Pächtern berichtet wurde, tat er dann doch eine klare Meinung kund. Unter anderem sagte er: „So geht man nicht mit Menschen um!“

Vier SPD-Politiker ließen sich vor Ort auf dem Platz in Gahlen die aktuelle Problematik erläutern und machten sich persönlich ein Bild. Neben Keller kamen Landtagskandidatin Kerstin Löwenstein sowie die beiden Schermbecker Ratsmitglieder Petra Felisiak und Dieter Michalek auf das Gelände zwischen Hünxer Straße und dem Kanal.

Eine der drei neuen Brandschutzschneisen, die auf dem Platz errichtet wurden.
Eine der drei neuen Brandschutzschneisen, die auf dem Platz errichtet wurden. © FFS | Markus Joosten

Indirekt – aber durch unmissverständlich – kritisierte der Bundestagsabgeordnete die Kreisverwaltung: „Man kann ja eine Problemstellung lösen, indem man sagt ,Ich hau mit dem Hammer drauf’ – oder man sucht eine Lösung. Ich bin eher für die Lösungssuche.“

Zu Beginn nannte Keller es eine „völlig absurde Situation“ und „unsinnig“, dass Melderecht und Baurecht sich „diamental entgegenstehen.“

Bewohner wollen sich nicht vertreiben lassen

Der Abgeordnete kam auch mit Bewohnern ins Gespräch: Unter anderem erläuterte der 81-jährige Werner Brückmann, dass er nach 13 Jahren mit festem Wohnsitz auf dem Campingplatz nun von hier weg solle. „Ich habe hier meine Ruhe, will hier meinen Lebensabend verbringen. Wo soll ich auch sonst ?“, so der Senior, der sich nicht vertreiben lassen möchte.

Besonders krass war die Schilderung von Monika Gliche. Die 63-Jährige lebt schon über 20 Jahre hier auf dem Platz, doch da dessen Nutzung untersagt ist, gerate sie in große finanzielle Schwierigkeiten: „Meine Grundsicherung wurde mir jetzt gestrichen. Von den 37 Euro, die ich für den Monat noch übrig habe, kann ich nicht leben.“ Man habe ihr vom Kreis Wesel geraten, ihr Tier abzuschaffen und in eine Notunterkunft zu gehen. Rainer Keller konnte diese Schilderung erst gar nicht glauben, ließ es sich aber mehrmals bestätigen und sagte dann dazu: „Für mich ist das persönlich jetzt schockierend, ich finde das hochgradig traurig. Das muss geklärt werden!“

Auch der Zugang zum Kanal wurde verbreitert.
Auch der Zugang zum Kanal wurde verbreitert. © FFS | Markus Joosten

Betreiber Kleinherbers gab einige Einzelheiten zum Brandschutz bekannt: „Wir hatten im Jahr 2000 ein Brandschau, da standen diese Häuser schon und sind alle für gut befunden und abgenommen worden. Es gab keine Mängel. Der Kanal ist direkt vor der Tür, da wurde schon ein paarmal mit gelöscht - auch bei einem größeren Brand 2010.“ Jetzt werde der Brandschutz vorgeschoben, um die Leute vom Platz zu kriegen.

Wie könnte es aber nun weitergehen? „In zwei Wochen könnten die drei Brandschutzschneisen fertig sein und drei Hydranten stehen. Dann soll der Kreis Wesel gucken kommen und den Platz wieder öffnen“, hofft Kleinherbers. Mehr als 40 feste Parzellen würden durch die Umbauten aber wegfallen, ergänzt der Betreiber.