Schermbeck. Gabriele Kuhn ist 2018 auf den Platz Overbeck/Hohes Ufer in Schermbeck gezogen – und will bleiben. Trotz der Schließung durch den Kreis Wesel.

„Ich wohne hier, ich lebe hier, ich bin gern hier – das ist mein Zuhause“, sagt Gabriele Kuhn mit dem Hauch von Verzweiflung, denn seit rund zwei Wochen harrt sie auf dem Campingplatz Overbeck/Hohes Ufer in Schermbeck aus, obwohl der Kreis Wesel auch ihr die Nutzung ihres 27 Quadratmeter großen Hauses untersagt hat. Wie es weitergehen wird, weiß die 54-Jährige nicht genau, doch ein freiwilliger Wegzug von dem Platz am Wesel-Datteln-Kanal kommt für sie nicht in Frage. Sie habe per Rechtsanwalt Widerspruch eingelegt, um weiter hier leben zu können, denn sie sieht auch keine Alternative: „Wo soll ich hin? Ich fühle mich hier sicher!“

Es sei eine bewusste Entscheidung gewesen, als sie 2018 hierhin gezogen ist: „Ich habe mein altes Leben hinter mir gelassen, bin den Jakobsweg gelaufen und habe dabei gelernt, von dieser Konsumgesellschaft wegzukommen. Damals habe ich mir hier mein neues Zuhause gekauft“, erläutert Gabriele Kuhn, die aus der Stadt Oberhausen ins ländliche Gahlen umgezogen ist.

Es sei ein großer Einschnitt gewesen, als sie das Stadtleben mit einem Leben auf dem Campingplatz eingetauscht hat: „Negatives gibt es nicht, aber man muss halt für sich sorgen. Ich muss mich beispielsweise selber darum kümmern, dass ich Gas im Haus habe.“ Das Leben sei anders auf dem Platz, vor allem viel persönlicher: „Hier grüßt sich jeder – da wo ich früher gewohnt habe, haben mich manche Nachbarn nicht gekannt. Und hier hilft sich jeder, einer ist für den anderen da, wie eine große Familie.“

Der Campingplatz in Schermbeck liegt direkt am Wesel-Datteln-Kanal.
Der Campingplatz in Schermbeck liegt direkt am Wesel-Datteln-Kanal. © NRZ | Johannes Kruck

Genau das kritisiert die 54-Jährige auch an der seit Wochen anhaltenden Diskussion um Verordnungen, Paragrafen und Vorschriften. „Keiner hat sich für die menschliche Seite interessiert, wie wir hier denken“, klagt die 54-Jährige an und berichtet, dass viele auf dem Campingplatz aktuell große Sorgen, ja sogar Existenzängste haben. Auch Gabriele Kuhn hat einen langen Krankheitsweg hinter sich, bezieht aktuell eine Erwerbsunfähigkeits, doch sie möchte demnächst wieder zur Arbeit nach Oberhausen pendeln.

Campingplatz in Schermbeck: Hecke und Zaun mussten weichen

Die Parzelle der ehemaligen Oberhausenerin ist fast ganz hinten auf dem Campingplatz. Ein paar Quadratmeter ihres rund 150 Quadratmeter großen Grundstücks mussten weichen für die aktuellen Umbaumaßnahmen, die der Brandschutz erforderte. „Ein Teil der grünen Hecke an der Seite musste weg und der Zaun zur Straße, weil diese breiter werden musste.“ Insgesamt habe sie aber noch Glück gehabt, erklärt Kuhn.

Gabriele Kuhn zeigt den Rest der Hecke, die an der Seite ihres Hauses weichen musste.
Gabriele Kuhn zeigt den Rest der Hecke, die an der Seite ihres Hauses weichen musste. © Johannes Kruck

Die Bewohnerin berichtet von regem Treiben auf dem Platz: „Fast alle, die hier leben, arbeiten aktuell mit Hochdruck daran, die Mängel zu beheben – auch bei Kälte und bei Regen. Denn wir wollen hier bleiben!“ Nach ihren Schätzungen seinen noch 60 Prozent der rund 80 Bewohner mit festem Wohnsitz auf dem Platz.

Campingplatz-Bewohnerin: „Ich wohne hier nicht illegal!“

Auch Gabriele Kuhn gibt zu: „Ja, es gab hier Brandschutzmängel: Es geht aber nicht mit einem Fingerschnippen und alles ist nach Vorschrift tipptop.“ Wie auch andere Bewohner des Platzes dementiert die 54-Jahre energisch, dass ihr - wie vom Kreis Wesel behauptet - bei der Anmeldung mitgeteilt worden sei, dass das Wohnen illegal sei: „Ich bin ganz normal angemeldet. Es wäre ja auch überhaupt nicht nachzuvollziehen, dass eine Behörde mir eine Adresse gibt, die illegal ist. Ich hatte deshalb ja extra einen Platz mit Meldeadresse gesucht, weil ich wusste, dass man sich nicht auf jedem Platz anmelden kann.“

Seit vier Jahren fühlt sich Gabriele Kuhn als Schermbeckerin, die kann Kritik an den Bewohnern nicht nachvollziehen: „Wir sind kein Dorn im Auge, haben niemanden belästigt oder ähnliches. Wir sind auch Nachbarn der anderen Schermbecker.“

Betreiber erneuert seine Kritik an der Kreisverwaltung Wesel

Betreiber Michael Kleinherbers ist nach wie vor sauer auf die Behörden: „Der Kreis Wesel haut bewusst falsche Angaben raus, ich kann die ganz klar widerlegen.“ Trotz allen Ärgers gibt sich der 52-Jährige durchaus zuversichtlich: „Es wird gut werden. Was hier steht, wird am Ende stehenbleiben.“