Schermbeck. Der 53-jährige Anwalt saß zuletzt parteilos im Rat, künftig für die neue Wählergemeinschaft, die sich erst Wochen vor der Wahl gegründet hat.

Erst am 4. Juni – also gut drei Monate vor der Kommunalwahl – hatte sich die Wählergemeinschaft Zukunft Schermbeck hat gegründet, Ende Juli meldete sie sich zur Wahl an. „Dass wir als absolute Neugründung angesichts der wenigen Wochen seitdem bereits im ersten Anlauf den Einzug in den Rat schaffen konnten, ist erstaunlich und erfreulich“, sagt deren Vorsitzender Thomas Bolte.

Den Premieren-Ratssitz nimmt allerdings ein „alter Bekannter“ ein – Thomas Heiske ist bereits seit 1999 Ratsherr, zunächst für die FDP, zuletzt parteilos.

Die neue Wählergemeinschaft habe vor dem Gründungsdatum schon „einen gewissen Vorlauf“ gehabt, erläutert Heiske: „Wir sind und waren es schon vorher für die Bürgerinitiative ,Zwei Grundschulen’ aktiv und wollen auf jeden Fall beide Teilstandorte erhalten.“

Grundschulen, Tierkrematorium und Sicherheit

Auch der geplante Bau eines Tierkrematoriums sei ein weiteres Thema gewesen, was die Leute von Zukunft Schermbeck antreibt: „Das ist ein Bauvorhaben, das ein bisschen hinter dem Rücken der Bürger auf den Weg gebracht worden ist“, kritisiert Heiske. Es gäbe garantiert bessere Standorte, an denen man nicht so nah an der Wohnbebauung sei, wie dort am Hufenkamweg.

Dritter Gesichtspunkt, der auch von den Mitgliedern als Idee hereingetragen werde, sei das Thema Sicherheit: „Wir haben es in Schermbeck in der Vergangenheit unter Berücksichtigung der Einwohnerzahl mit einer ganz hohen Anzahl an Einbrüchen zu tun.“ Das sei natürlich eine Frage der Organisationshoheit des Polizeipräsidenten und des Landrates, aber man müsse Druck machen, um mehr Polizeipräsenz vor Ort zu erreichen.

Thomas Bolte ist Vorsitzender der am 4. Juni neu gegründeten Wählergemeinschaft Zukunft Schermbeck
Thomas Bolte ist Vorsitzender der am 4. Juni neu gegründeten Wählergemeinschaft Zukunft Schermbeck © PR | TB

Die Wählergemeinschaft Zukunft Schermbeck wünsche sich deutlich mehr Bürgerbeteiligung – und zwar schon im Vorfeld, bevor irgendwelche Entscheidungsprozesse auf den Weg gebracht werden.

Probleme mit der FDP

In seinen 21 Jahren Rats-Mitgliedschaft hat Thomas Heiske schon viel erlebt. Nach 2013 habe es dann „Probleme mit der FDP“ gegeben. Nachdem Heiske bei den Liberalen 2016 ausgetreten war, behielt er sein Ratsmandat. „Ich habe für mich beansprucht, das Ratsmandat gehört mir und nicht der Partei“, sagt Heiske und verweist auf seine viele Arbeit im Wahlkampf.

Danach gab es Überlegungen Heiskes in Richtung AfD, heute sagt er dazu: „Die Anfänge der AfD waren durchaus bemerkenswert 2013 , als es unter anderem um den EU-Rettungsschirm ging. Dann ist da aber ein bisschen das Chaos eingetreten.“ Von dem kurz danach gegründeten Ortsverband kenne er niemanden, ergänzt Heiske.

Anknüfung zu FDP und BFB

Eine neue Wählergemeinschaft habe erstmal nicht leicht, sagt Heiske mit Blick auf den Start von Zukunft Schermbeck. „Wir sind einfach ins kalte Wasser gesprungen und haben gesagt, warum nicht jetzt?“ Im Rat werde sich durch die Dominanz der CDU nicht viel ändern, trotzdem sei der Rat natürlich bunter geworden. „Inhaltlich werde ich vermutlich die größten Anknüpfungspunkte mit der FDP und der BfB haben“, vermutet Heiske.

>>> THOMAS BOLTES DÜSTERE BEFÜRCHTUNG: „ES KÖNNTEN FÜNF FRUSTRIERENDE JAHRE WERDEN“

Thomas Bolte, Vorsitzender der Wählergemeinschaft Zukunft Schermbeck, bewertet den Wahlausgang so: „Die CDU behält im Rat die absolute Mehrheit, das ist offenbar der Wunsch der Schermbecker Bürger.“

Damit gehe aber auch die Autokratie weiter, der Gestaltungsspielraum der anderen Parteien und Wählergemeinschaften – ob sie jetzt ein, zwei, drei oder vier Sitze errungen haben – tendiere faktisch gegen null.

Insgesamt ist der Rat zwar etwas bunter geworden, aber die CDU könne weiterhin allein bestimmen, wo es langgeht. „Unterm Strich könnten das für die anderen Ratsmitglieder eher fünf frustrierende Jahre werden“, so Bolte.