Mülheim. Schon längst sollte der Neubau an Mülheims Bahnhof stehen - nun gibt es einen neuen Zeitplan. Ein Mieter profitiert von besonderen Konditionen.

„Im Januar beginnt der Umbau der Passage zwischen Forum und Mülheimer Hauptbahnhof“ - so lautete vor Jahren eine Ankündigung der Ruhrbahn für das Jahr 2022. Zwischen Forum und den sogenannten Easy Towern sollte der Altbau abgerissen und durch ein transparentes Dach ersetzt werden. Mitte 2024, so hieß es seinerzeit, solle eine attraktive neue Platzsituation geschaffen sein. Geworden ist daraus bis heute nichts. Die Ruhrbahn ist nach zähen Abstimmungen mit Anrainern und der Stadt nun aber zuversichtlich, dass sie die Investition in zweistelliger Millionenhöhe endlich wird angehen können.

Eine Baugenehmigung für die untere Etage der U-Bahn seitens der Bezirksregierung liege vor, in Kürze erwarte man auch das „Go“ der Stadtverwaltung für die oberirdischen Bauarbeiten, sagte jetzt der Abteilungsleiter für Ingenieurbauwerke bei der Ruhrbahn, Bertram Gröpper, bei einem Ortstermin mit dieser Redaktion. Die Ruhrbahn war dringend angehalten, die Situation rund um ihren U-Bahnhof zu entschärfen; erhebliche brandschutztechnische Mängel im Bauwerk zwischen Hauptbahnhof und Einkaufszentrum waren ausgemacht.

Ruhrbahn kalkuliert in Mülheim jetzt schon mit 15,4 Millionen Euro Kosten

Endes dieses Jahres sollen die Bauarbeiten an den Bahnsteigen der U-Bahn an Mülheims Hauptbahnhof starten.
Endes dieses Jahres sollen die Bauarbeiten an den Bahnsteigen der U-Bahn an Mülheims Hauptbahnhof starten. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Der Bahnhof, zwischen 1971 und 1976 gebaut und 1977 in Betrieb genommen, sei im Prinzip „technisch fast komplett neu zu bauen“, sagt Gröpper. 10,4 Millionen Euro Kosten waren noch vor zweieinhalb Jahren kalkuliert für die Baumaßnahme, die Kostenexplosion am Bau lässt die Ruhrbahn mittlerweile mit gar 15,4 Millionen Euro rechnen. Dabei wird es zweierlei Förderungen von Bund und Land geben. Für den brandschutztechnischen Umbau im U-Bahnhof selbst gibt es eine 60-Prozent-Förderung, für den oberirdischen Um- und Neubau eine 80-Prozent-Förderung aus Städtebaumitteln.

„Ob es am Ende bei den 15 Millionen Euro rauskommt, wissen wir erst nach der Vergabe“, sagt Gröpper. Auf Ausschreibungen erhalte die Ruhrbahn aktuell andernorts Angebote von Unternehmen mit einer „extremen Streuung“, bei zwei Angeboten liege ein Preis manchmal gar doppelt so hoch wie beim anderen. Die speziellen Bauarbeiten, die rund um den U-Bahnhof abgefragt würden, machten das Ganze noch einmal schwerer, weil der Kreis der Bewerber auf eine Ausschreibung sich wohl in Grenzen halten werde. Sobald die städtische Baugenehmigung vorliege, wolle man ausschreiben, so Gröpper.

In einem Zuge werden auch die Bahnsteige am Mülheimer U-Bahn-Halt um 26 Meter eingekürzt

Die Kunstwerke im Mülheimer Bahnhof sollen bleiben.
Die Kunstwerke im Mülheimer Bahnhof sollen bleiben. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Laut aktuellem Zeitplan will die Ruhrbahn im vierten Quartal dieses Jahres auf der Bahnsteig-Ebene mit den Bauarbeiten starten. Der Bahnverkehr soll dabei unbeeinträchtigt bleiben. Oberstes Ziel dabei: die Sicherheit im Brandfall, dass Verrauchung mit giftigen Gasen in Schach gehalten wird, damit Menschen rechtzeitg evakuiert werden könnten. Dafür werden im Untergeschoss bauliche Vorkehrungen getroffen, etwa mit einer vollständig bandschutztechnischen Überwachung. Insbesondere auch die luftige oberirdische Gestaltung soll die Stuation entschärfen.

Unter der Erde wird die Ruhrbahn die Bahnsteige auf das notwendige Maß verkürzen. Einst, als man noch mit extrem wachsenden Städten im Ruhrgebiet rechnete, waren sie für einen Drei-Wagen-Betrieb auf 90 Metern Länge angelegt worden. Jetzt sollen sie, weil die Bahnen noch nie im Dreierverbund auf die Strecke geschickt worden sind und wegen Problemen im oberirdischen Verkehr (Räumung von Kreuzungen) auch so nicht fahren werden, auf 64 Meter eingekürzt werden. Die kompletten Bahnsteige werden erneuert, mit neuen Platten, neuem Mobiliar und behindertengerechter Ausstattung. Noch nicht ganz klar ist, was aus den orange-braunen Fliesen an den Wänden wird; womöglich bekommen sie einen modernen, helleren Anstrich. Fliesen, die zu Kunstwerken gestaltet worden sind, so Gröpper, bleiben erhalten.

Altes Ruhrbahn-Kndencenter soll noch 2024 abgerissen werden - Kurioses bei McDonald‘s

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In Abschnitten will die Ruhrbahn an den Bahnsteigen bauen, neun bis elf Monate Bauzeit sind dafür vorgesehen. Bis die neue Technik komplett eingebaut sein wird, werde noch ein weiteres Jahr ins Land streichen, rechnen Gröpper und Projektleiter Dirk Müller. Immerhin: Aufzüge sind bereits erneuert.

Oberirdisch soll am Jahresende auch Bewegung reinkommen. Die Ruhrbahn will hier zumindest schon mal ihr altes Kundencenter (ein Provisorium ist im Hauptbahnhof untergebracht) abreißen. Es gilt ein Kuriosum zu vollziehen: Anders als ursprünglich gedacht, wird der Fastfood-Bau von McDonald‘s nebenan nämlich bleiben. „Wir müssen ihn erhalten“, sagt Gröpper. Mieter McDonald‘s sei vor zwei Jahrzehnten „mit einem sehr günstigen Metvertrag“ ausgestattet worden, der einem Abriss entgegenstehe.

Vorbild Allianz Arena: Geschwungenes Dach soll Platz bis zur alten Hauptpost neues Gesicht geben

Ab Juni 2025 soll der Abriss des gesamten restlichen Übergangsgebäudes von Forum zu Hauptbahnhof folgen. Ab Januar 2026 soll die „Verteilerebene“, wie sie im Fachjargon heißt, neu gebaut werden. Es wird kein geschlossener Bau mehr sein, der dann freiligende Platz hin zur ehemaligen Hauptpost mit einem geschwungenen Dach aus Stahl und Kunststoff überspannt werden; diese Technik hat laut Gröpper Anwendung gefunden etwa bei der Münchner Allianz Arena.

Der Durchgang zwischen Forum und Hauptbahnhof Mülheim soll fallen. Die Ruhrbahn will gut 15 Millionen Euro in Sanierung und Neubau am U-Bahnhof investieren.
Der Durchgang zwischen Forum und Hauptbahnhof Mülheim soll fallen. Die Ruhrbahn will gut 15 Millionen Euro in Sanierung und Neubau am U-Bahnhof investieren. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Das mächtige Foliendach wird 4,50 bis neun Meter über dem Boden hinausragen, es soll abends illuminiert werden. Insgesamt soll zwischen Eppinghofer Straße und dem ehemaligen Hauptpost-Areal ein offener öffentlicher Raum entstehen, der einer attraktiven städtebaulichen Entwicklung an Ort und Stelle ein angemessenes Entree schafft. Wenn das Dach im Hochsommer 2026 installiert sein wird, soll im Oktober 2026 noch ein neues Kundencenter gebaut werden. Im Mai 2027 soll dann alles fertig sein, dann ist die behindertengerechte Sanierung des Busbahnhofs dran, für den nach neuesten Untersuchungen der Ruhrbahn wegen des beengten öffentlichen Raumes vor Ort keine Chance bestehe, ihn an die Oberfläche zu verlegen.

Ob die Ruhrbahn ihren neuen Zeitplan diesmal wird halten können? „Ich würde mich bei einer so langen Bauzeit wundern, wenn es nirgends Verzögerungen geben würde“, ist Gröpper vorsichtig.

Ich würde mich bei einer so langen Bauzeit wundern, wenn es nirgends Verzögerungen geben würde.
Bertram Gröpper - Abteilungsleiter Ingenieurbauwerke bei der Ruhrbahn

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