Mülheim. Beglückende Momente zeichnen das Pfingstfest an Mülheims Stadthalle aus. Soziales Experiment zeigt: Fremde sind nicht so fremd, wie man meint.

Vom Heiligen Geist begeistert, reden die Jünger Jesu von der Hoffnung, die sie bewegt. Das ist die Geschichte von Pfingsten. An diese knüpfen die mehr als 400 evangelischen Christen aus den Gemeinden des hiesigen Kirchenkreises an, die am Pfingstsonntag einen Gottesdienst mit großem Familienfest auf die Beine stellen. Zwischen 11 und 17 Uhr zieht die Veranstaltung viele, viele Menschen in den Stadthallengarten. Sie kommen miteinander ins Gespräch, auch Wildfremde finden zueinander: etwa beim Speed-Dating auf den Kommunikationsinseln, die durch gelbe Ballons gekennzeichnet sind.

Dort sitzen sich an Biertischen Menschen gegenüber, die sich eben noch nicht kannten und die wahrscheinlich wort- und achtlos aneinander vorbeigegangen wären - auf zum nächsten Infostand oder zum nächsten Stück Kuchen und immer auf der Suche nach alten Bekannten. Jetzt aber haben Angie und Ulrich Platz genommen, Kurt und Karin, Thomas und Gaby, Mechthild, Marianne und Roswitha und sie haben jeweils zwei Minuten Zeit, um sich über ein Thema auszutauschen.

Erkenntnis des Mülheimer Experiments: Fremde sind mir ähnlicher, als ich es erwartet hätte

Dafür, dass dieser Small Talk nicht peinlich, sondern kurzweilig wird, sorgen Moderatorinnen wie die Leiterin der Evangelischen Ladenkirche, Sabine Dams. Sie gibt für jede Gesprächsrunde einen Halbsatz vor, den die Zufallsbekanntschaften im Dialog miteinander vervollständigen. Und so entdecken sich bisher wildfremde Menschen im Gespräch darüber, „was ich in unserer Gesellschaft ungerecht finde“ oder darüber, „welchen Wunsch ich mir noch erfüllen möchte“ oder auch darüber, „was ich anderen Menschen Gutes tun kann“. Der Gedankenaustausch über Fragen, die uns als Menschen alle bewegen, so unterschiedlich unser Leben und unsere Persönlichkeit auch sein mögen, zeigt: Der oder die eben noch Fremde ist mir ähnlicher, als ich auf den ersten Blick gedacht hätte.

Unter dem Motto „Begegnung beGeistert“ stand an Pfingstsonntag das Fest im Park der Mülheimer Stadthalle. Dabei gibt es auch Gelegenheit, gemeinsam zu singen und zu tanzen - wie hier beim Line Dance vor der Hauptbühne.
Unter dem Motto „Begegnung beGeistert“ stand an Pfingstsonntag das Fest im Park der Mülheimer Stadthalle. Dabei gibt es auch Gelegenheit, gemeinsam zu singen und zu tanzen - wie hier beim Line Dance vor der Hauptbühne. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

So wird in den kurzen, aber erkenntnisreichen Gesprächen weit jenseits des herkömmlichen Small Talks deutlich, dass man nicht allein ist, wenn einem zuweilen der Mut fehlt, sich die eigenen Wünsche zu erfüllen. Oder wenn man findet, dass sich unsere Gesellschaft den Ast absägt, auf dem sie sitzt, weil sie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fordert, aber oft nicht praktiziert. Oder wenn man glaubt, dass man durch sein eigenes Konsum- und Mobilitätsverhalten sehr wohl etwas dafür tun kann, die Schöpfung zu bewahren.

Kommunikationsfördernd sind auch die unters Pfingstvolk gebrachten Begegnungsbingo-Karten

Kommunikationsfördernd wirken auch die unter das Pfingstvolk gebrachten Begegnungsbingo-Karten. Wer beim Bummel durch den Stadthallengarten Menschen anspricht und sich so im Laufe der Zeit 32 gute Fragen mit Unterschrift beantworten lässt, kann am Ende nicht nur interessante Gespräche mit bisher unbekannten Menschen führen, sondern bekommt zum guten Schluss von den Gastgebern des Festes auch noch eine süße Belohnung.

In handgenähten Stoffsäckchen konnten Kinder und Erwachsene an den verschiedenen Ständen Murmeln sammeln. Auch die Notfallseelsorge war vor Ort vertreten, um über ihre Arbeit zu informieren.
In handgenähten Stoffsäckchen konnten Kinder und Erwachsene an den verschiedenen Ständen Murmeln sammeln. Auch die Notfallseelsorge war vor Ort vertreten, um über ihre Arbeit zu informieren. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Über die kann sich auch Stefan freuen, der beim Begegnungsbingo zum Beispiel einen Mann trifft, der ihm erzählt, dass er gerade aus der katholischen Kirche ausgetreten ist - und in der nächsten Woche in die evangelische Kirche eintreten wird. Auch mit einem Paar kommt er ins Gespräch: Auf die Frage, ob es schon einmal einen hohen Berg bestiegen hat, erzählt das bis kurz zu vor wildfremde Pärchen davon, dass es das Basecamp am Mount Everest erklommen hat.

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